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Mindestlohn im Stückgutbereich Höhere Last

Foto: IDS, Montage ETM

Der Mindestlohn lässt die Kosten der Kooperationen um 1,2 Prozent klettern. Das klingt nach wenig, doch je nach Region und Berufsbild müssen sich die Netzwerke auf satte Aufschläge einstellen.

Der Mindestlohn von 8,50 Euro ist für die Stückgutkooperation mit zusätzlichen Kosten verbunden. Das Steinbeis-Beratungszentrum Spedition und Logistik (SBZ-SL) hat ermittelt, dass die Prozesskosten einer Stückgutsendung um rund 1,2 Prozent steigen werden. Hinter der Studie stehen die Kooperationen 24 plus, Cargoline, IDS, Star, System Alliance und VTL, die für ein Drittel des Stückgutmarktes in Deutschland stehen.
Laut Prof. Dirk Lohre, der das SBZ-SL leitet, haben die Netzwerke neben den zusätzlichen Kosten auch einen erhöhten administrativen Aufwand zu verkraften – etwa durch die Auszeichnungspflicht oder den Umgang mit der Auftraggeberhaftung. Lohre hatte mit seinem Team in einem Zeitraum von drei Monaten mehr als 800 Mitarbeiter-Profile der Kooperationen ausgewertet und zusätzlich 18 Entscheider befragt. Er hatte ferner die Sendungsströme der Allianzen analysiert.

Was die Kostenbelastung angeht, fällt diese je nach Berufsbild und ­Region unterschiedlich aus. "Der Mindestlohn wirkt sich besonders für das Fahrpersonal in den neuen Bundesländern und in Berlin sowie in den an die neuen Bundesländer angrenzenden Kreisen in Bayern, Hessen und Niedersachsen sowie in Teilen Schleswig-Holsteins betriebswirtschaftlich aus", sagte Lohre bei der Vorstellung der Ergebnisse in Stuttgart. Sein Team und er haben alle an der Abwicklung einer Stückgutsendung beteiligten Berufsbilder untersucht, also Fahrer im Nah- und Fernverkehr, Umschlagmitarbeiter sowie die kaufmännischen Angestellten.

Monatlich mindestens 1.960 Euro im Nahverkehr

Handlungsbedarf haben die Firmenchefs danach bei den Fahrern im Nah- und Fernverkehr gleichermaßen. Bei angenommenen 230,6 Zeitstunden im Monat (Arbeits- und Bereitschaftszeit) ergibt sich für Nahverkehrsfahrer ein monatlicher Mindestlohn von 1.960 Euro. 130 von 402 Kreisen in Deutschland liegen unter diesem Niveau. Lohre verweist auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, wonach die Arbeitgeber in diesen Regionen mit durchschnittlich 1.693 Euro knapp 16 Prozent weniger bezahlen.

Was den Fernverkehr angeht, ergibt sich bei 221,3 möglichen Stunden ein Mindestlohn von 1.881 Euro. 97 Kreise liegen darunter, dort gibt es im Schnitt nur eine Vergütung von 1.607 Euro. Die Differenz – beziehungsweise der seit 2015 erforderliche Aufschlag – beträgt 17 Prozent. Was die Entlohnung der Lagermitarbeiter betrifft, liegen nur 40 Kreise unter dem Durchschnittslohn, beim Büropersonal sind es nur zwei. Das SBZ-SL hat diese Zahlen im nächsten Schritt ins Verhältnis zu anderen Größen gesetzt – zum einen zum Beitrag dieser Berufsbilder an der gesamten Stückgutabwicklung (Vor-, Haupt- und Nachlauf, Umschlag und Administration), zum anderen zum Anteil der in den jeweiligen Regionen abgewickelten Tonnage.

Folgen gravierender als in der Studie dargestellt

Die Kooperationen sind froh, dass nun aussagefähige Zahlen vorliegen, wie eine trans aktuell-Umfrage zeigt. "Uns war es wichtig, eine objektive Einschätzung und Bewertung der Situation zu bekommen. Ich denke, das ist mit dieser Studie gelungen", sagt
24 plus-Chef Peter Baumann. 

Cargoline-Geschäftsführer Jörn Peter Struck gibt aber zu bedenken, dass die 1,2 Prozent nicht die ganze Wahrheit sind. Er weist auf einen deutlich erhöhten administrativen Aufwand hin, etwa durch die notwendigen Nachweise und Vertragsergänzungen. Hinzu kämen die Haftungsrisiken für die beauftragten Subunternehmer, die man noch nicht abschätzen könne. 

"Insgesamt sind die Folgen des Mindestlohns noch viel gravierender, als in der Studie dargestellt", resümiert Struck. "Je nach Standort und geografischen Schwerpunkten der Sendungsströme wird der eine oder andere Cargoline-Partner gezwungen sein, die Preise zu erhöhen." IDS-Geschäftsführer Dr. Michael Bargl teilt diese Einschätzung. "Einen Aufschlag von 1,2 Prozent kann keine Stückgutspedition schlucken, das geben die niedrigen Renditen nicht her", erklärt er.

Über den Mindestlohn müsse daher in den Kundengesprächen gesprochen werden. Bargl stimmt Cargoline-Chef Struck zu, dass die tatsächlichen Kosten noch deutlich höher seien. "Denn in diesen 1,2 Prozent ist ja zum Beispiel der administrative Aufwand für die geforderte genaue Arbeitszeiterhebung noch gar nicht enthalten."

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