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Medikamente und Desinfektionsmittel gefragt Corona beflügelt Geschäfte der Pharmalogistiker

Foto: WFBB/Unitax, Jungblut & Büssemeier

Ein trans aktuell-Webseminar hat die Anforderungen an Pharmalogistiker in der Coronazeit am Beispiel von Unitax aus Berlin aufgezeigt.

Die Coronakrise stellt hohe Anforderungen an Logistiker, ganz besonders gefordert sind Pharmalogistiker. Wie sie die Ausnahmesituation erleben und meistern, erfuhren die Teilnehmer eines trans aktuell-Webseminars kürzlich am Beispiel von Unitax-Pharmalogistik aus Berlin. Weitere Referenten erläuterten, worauf es bei der Auswahl der erforderlichen Fahrzeuge ankommt, welchen Risiken besonders Pharmalogistiker ausgesetzt sind und wie sie sich davor schützen können.

Foto: Mareike Suhn und Christian Geisler GbR
Unitax-Finanzchef Reinhold: Wir sind bis dahin gut durch die Krise gekommen.

„Wir sind bis dahin gut durch die Krise gekommen“, sagte Steven Reinhold. Der frisch gebackene Finanzchef (CFO) bei Unitax-Pharmalogistik hat einige nervenaufreibende Wochen hinter sich. Er schildert, dass das Sendungsvolumen in den vergangenen Wochen um mehr als 35 Prozent gestiegen ist. „Wir sind zusätzliche Touren gefahren, auch samstags“, sagt er – so groß war der Run auf Arzneimittel und der Bedarf nach Fahrten zu Apotheken und Großhändlern. Nun aber kehre wieder etwas Ruhe ein, das Auftragsvolumen bleibe aber hoch.

Engpass bei Desinfektionsmitteln

Ein besonderer Engpass zeigte sich bei Desinfektionsmitteln. Als Glücksfall erwies es sich laut Reinhold, dass der langjährige Unitax-Kunde Klosterfrau schnell in die Produktion des raren Gutes einstieg und seinen Logistikpartner damit versorgte. Gefragt waren vor allem kleinteilige Pharmaartikel. Um bei den Picks entsprechend schnell zu sein, nutzen die Unitax-Mitarbeiter im Lager Google-Datenbrillen. „Damit erreichen wir eine hohe Flexibilität, Schnelligkeit und Genauigkeit“, erläutert Reinhold, der Sohn von Firmengründer André Reich.

Unitax mit neuem Logistikzentrum in Großbeeren

Als eine der Lehren aus der Coronakrise und den Engpässen bei einigen Medikamenten hat die Bundesregierung angekündigt, wieder mehr Pharmaartikel in Deutschland lagern zu lassen – von diesem Trend profitiert auch Unitax und hat sich mit dem Ausbau der Kapazitäten schon entsprechend positioniert. Erst vor wenigen Wochen hat das Unternehmen in Großbeeren bei Berlin ein Logistikzentrum mit 14.000 Palettenstellplätzen in Betrieb genommen.

Besondere Haftungsrisiken in der Pharmalogistik

Mit den Paletten lagern in solchen Logistikzentren aber auch erhebliche Risiken – was besonders für Pharmalogistiker gilt, wie Andreas Fuchs, Rechtsanwalt bei der Wirtschaftskanzlei Arnecke Sibeth Dabelstein aus Frankfurt mitteilte. Im Transport gebe es in den gängigen Vertragswerken – seien es HGB, ADSp oder CMR – Haftungsbeschränkungen. „Im Lager ist es ganz anders, da ist die Haftung unbegrenzt“, betonte der Fachanwalt. Viele Firmen legen daher die ADSp auch den Lagergeschäften zugrunde – in der Pharmabranche funktioniere das aufgrund der hohen Warenwerte und schadenanfälliger Produkte aber nur bedingt. In der Regel würden daher individuelle Vereinbarungen getroffen.

Fachanwalt Fuchs warnt vor Haftungsdurchbrechung

Doch dürfen sich Pharmalogistiker laut Anwalt Andreas Fuchs nicht in falscher Sicherheit wiegen. Denn diese Obergrenzen gelten nur bei einfacher Fahrlässigkeit. Kommt grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz ins Spiel, kann es den Logistiker teuer zu stehen kommen.

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„Sie sind in der Vollhaftung, es findet dann eine Haftungsdurchbrechung statt“, erklärte der Rechtsexperte an die Adresse der Teilnehmer. Das sei nicht nur ein theoretisches Risiko, führte Fuchs aus und empfahl den Unternehmern, hier durch Versicherungen vorzubeugen – oder natürlich durch Gespräche mit ihren Juristen.

Ein Klassiker für Fuchs ist es, wenn die Kühlkette reißt. „Ein Trailer kann locker einen Warenwert von einer Million Euro haben“, sagte der Anwalt. Hier kommt der Trailerhersteller Schmitz Cargobull ins Spiel, der mit seinen GDP-zertifizierten Pharmatrailern dafür Sorge trägt, dass Transport- und Logistikunternehmen auf der sicheren Seite sind und bei etwaigen Temperaturschwankungen in Echtzeit informiert werden.

Schmitz Cargobull: Kühlkette sichern und dokumentieren

Auch Carsten Krieger, Produktmanager der Produktlinie Sattelkoffer bei Schmitz Cargobull in Vreden, weiß um die Empfindlichkeit des Ladeguts. „Sobald Insulin ins Minus rutscht, fängt es an zu flocken und wird unbrauchbar“, sagte er. Daher will er Spediteuren Hilfsmittel an die Hand geben, um diesen Fall zu vermeiden.Die S.KO Cool-Sattelkoffer sind mit Kühlgeräten, aufwendigen Luftleit- und Zirkulationssystemen ausgestattet, 35 Sensoren sind allein innen verbaut, zahlreiche weitere messen die Außentemperatur. Und mithilfe der entsprechenden Telematik Trailer Connect ist der Unternehmer immer über den Status der Ware auf dem Laufenden.

Die Kofferfahrzeuge laufen im Werk Vreden vom Band, 2.000 Mitarbeiter fertigen dort im Zweischichtbetrieb rund 26.000 Auflieger im Jahr. Schmitz Cargobull übernimmt für seine Kundschaft auch die Tests und Kalibrierung, schickt die Ergebnisse an das Unternehmen Pharmaserv, das wiederum den Flottenbetreibern die notwendigen Zertifikate zum Fahrzeug ausstellt. Nun wollte der Trailerhersteller dieses Jahr ein weiteres Angebot für die Pharmabranche präsentieren, auf der Fahrzeugmesse IAA im September wird das aber nicht möglich sein. Die Leitmesse wurde abgesagt – ein weiteres Beispiel dafür, wie Corona dieses Jahr Aktivitäten aller Akteure in der Transport- und Logistikbranche durchkreuzt.

Symposium

Ein trans aktuell-Symposium mit Praxiseinblicken und tiefer gehenden Informationen bei Unitax-Pharmalogistik ist für 23. September geplant. Mehr unter eurotransport.de/tasymposien

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