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Logistik in Deutschlands größtem Freizeitpark Europa-Park bietet zahlreiche Superlative

Europa-Park Rust Foto: Europa-Park Rust

Der Europa-Park in Rust – wer diesen Namen hört, denkt in erster Linie an Freizeitspaß mit der ganzen Familie, an rasante Fahrgeschäfte und unterhaltsame Shows, Pommes und Eis, Schwarzwald. Wer auf die großen Besucherparkplätze zusteuert, passiert aber auch das neue Logistikzentrum – denn schließlich wollen die Besucher auch versorgt werden.

Allein 16 Tonnen Mais werden pro Jahr für die Popcorn-Herstellung benötigt, die übrigens direkt im Logistikzentrum erfolgt. Denn neben einer Testküche verfügt das neue Logistikzentrum auch über eine Süßwarenküche, in der frisches Popcorn ebenso wie gebrannte Mandeln hergestellt werden. Der zarte Duft von Karamell ist noch zu erahnen. Aber davon lassen sich die Mitarbeiter im Lager nicht ablenken. Ab 6 Uhr morgens arbeiten sie in zwei Schichten, um die täglich 200 bis 300 Bestellungen abzuarbeiten.

Logistikzentrum mit 8.000 Quadratmeter Gesamtfläche

Seit 1. Februar ist das neue Logistikzentrum in Betrieb. Ein Neubau sei aus Kapazitätsgründen notwendig geworden, berichtet David Schacht, Leiter des Projektteams Warenwirtschaft + Logistikzentrum: Die drei Bereiche Shopping, Gastronomie und Marketing wurden zuletzt aus drei Lagerstandorten auf dem Gelände des Europa-Parks beliefert, aufgrund der fehlenden Kapazitäten teilweise täglich. Bedarf an weiteren Kapazitäten besteht aber auch durch das neueste Projekt, das ab 2019 noch mehr Besucher anziehen soll: einem Wasser-Erlebnis-Resort auf einer Fläche von 63 Fußballfeldern, wenige Kilometer entfernt. Noch mehr Besucher, noch mehr Waren. Zudem sollen in Zukunft auch die fünf Hotels des Europa-Parks zumindest mit C-Artikeln aus dem Logistikzentrum beliefert werden.

Bis zu 150 Lieferanten an einem Tag

Superlative gehören beim Europa-Park zum Tagesgeschäft, auch in der Logistik. In der Hochsaison strömen mehrere Zehntausend Menschen in den Park, bis zu 150 Lieferanten sind dann am Tag an den Rampen abzufertigen. Zu den Waren, die ihren Weg ins Logistikzentrum finden, gehört etwa alles, was die 60 Shoppingfilialen auf dem Gelände verkaufen: T-Shirts und Schuhe, sämtliche Merchandise-Artikel, Bierkrüge, Plüschtiere, insgesamt 22.000 Artikel. Drei Viertel davon werden nach der Anlieferung im Logistikzentrum direkt in die Shops verbracht, der Rest lagert in Fachbodenregalen und in Kartons daneben.

Größte zusammenhängende Gastrologistik

"Die größte zusammenhängende Gastrologistik in Deutschland", wie Schacht sagt, findet sich ebenfalls in Rust, rund 5.000 Artikel werden dafür im Logistikzentrum gelagert: Apfelmus, Backwaren, Senf und Ketchup, Toilettenpapier und Servietten sowie in einem eigenständigen Bereich mit eigener Rampe Fleisch- und Wurstwaren, Obst,Gemüse sowie Tiefkühlprodukte wie Eis und Pommes. Von Letzteren werden pro Jahr 450 Tonnen benötigt: für die Tagesbesucher, aber auch für die Teilnehmer der im Jahresverlauf insgesamt 1.300 sogenannten Confertainment-Veranstaltungen (Conference + Entertainment), von der Hochzeitsgesellschaft mit 50 Personen über die Firmenveranstaltung mit 1.000 Gästen bis zur Fernsehshow mit mehreren Tausend Zuschauern.

Und natürlich Getränke: Allein für das Pfingstwochenende machten vier Sattelzüge plus Hänger, vollbeladen mit Cola, Halt an den Rampen. Und letztendlich findet sich im Lager auch alles rund um das Thema Marketing: Printprodukte wie Flyer und Poster, aber auch saisonale Deko-Artikel.

Bei einer solchen Vielfalt ist es klar, dass sich die Logistik nicht in Schablonen pressen lässt. Etwa bei der IT. Im Einsatz ist die Software Agilis des Anbieters Softflex aus Waldshut. Wichtig für den Gastrobereich, weil das Programm mit Chargennummern und Mindesthaltbarkeitsdatum sowie Produktspezifikationen arbeitet. Über die Kassen des Shoppingbereichs ist das Lager mit angeschlossen, das so Nachricht über den benötigten Nachschub erhält.

Alles andere als Standard

Dass die Aufgaben der Logistik in einem Freizeitpark etwas anders sind, konnten laut Schacht auch nicht die verschiedenen Beratungsunternehmen verstehen, die das neue Logistikzentrum planen sollten und die ein automatisches Lager vorschlugen. "Utopisch! Wenn wir 80 Prozent standardisiert bekommen, ist das schon viel".
Letztendlich setzten sich die Bauabteilung des Unternehmens plus alle Lagerverantwortlichen wie Lagerleitung und Schichtleiter sowie Mitarbeiter der Einkaufsabteilung zusammen und planten gemeinsam das neue Logistikzentrum.

Die Belieferung erfolgt übrigens ausschließlich über Elektro-Fahrzeuge, Routenzüge der Firma Linde, die pro Ladeträger drei Paletten schultern können, und die sich für die Be- und Entladung absenken lassen. Bis zur Öffnung des nach eigenen Angaben größten Freizeitparks Deutschlands um 9 Uhr haben die meisten Bereiche ihren Nachschub erhalten – Bahn frei für die Besucher und für Fun und Action.

 „Kapazitäten reichen 15 Jahre“

Inhaber Jürgen Mack über das Wachstum des Europa-Parks und die schwierige Mitarbeitersuche:
 

Eurotransport.de: Herr Mack, wie sehen die Wachstumszahlen Ihres Freizeitparks aus?

Mack: Der Europa-Park kann stetig wachsende Besucherzahlen hervorzeigen. Jährlich haben wir etwa 5,5 Millionen Besuche – darunter verstehen wir Hotelgäste und Besucher des Parks, darunter auch eine große Anzahl an Mehrtagesgästen. Mit unserem neuen Wasser-Erlebnis-Resort wollen wir ab 2019 die Anzahl der Besuche weiter steigern und das Einzugsgebiet erweitern.

Wie viele Besuche erwarten Sie für die Wasserwelt?

600.000 bis 700.000.

Flächen sind rar: Das Logistikzentrum ist auf dem Gelände eines ehemaligen Mitarbeiterparkplatzes entstanden. Wie gehen Sie mit den Einschränkungen um?

Das ist richtig, unser Wachstum ist allein schon wegen der Fläche begrenzt: auf der einen Seite des Parks liegt die Gemeinde Rust, auf der anderen setzt uns das Landschaftsschutzgebiet Grenzen. Es gibt noch eine Fläche von zehn Hektar, für die es auch einen Bebauungsplan gibt. Und natürlich ersetzen wir alte Attraktionen durch neue und „wachsen“ so.

Haben Sie auch beim Logistikzentrum für die Zukunft gebaut?

Ja, dabei haben wir die Planung unseres Wasserparks bereits im Blick gehabt. Wir gehen davon aus, dass uns die Kapazitäten mindestens 10 bis 15 Jahre reichen werden. Wir haben letztlich auch die Möglichkeit, nochmals Fläche aufzustocken, um einer weiteren Expansion des Resorts Rechnung zu tragen.

Wie wichtig ist die Logistik im Gesamtgefüge des Europa-Parks?

Die Logistik ist ein wichtiger Bestandteil. Sie ist zum einen wichtig, damit die Profit Center Gastro und Shopping funktionieren – deren Gewinne dienen dazu, den Park noch attraktiver zu machen. Es ist aber auch einfach wichtig, dass der Gast versorgt ist – schließlich verbringt er durchschnittlich mehr als acht Stunden bei uns. Und gerade die ländertypischen Angebote der Gastronomie tragen ihren Teil zum Erlebnis Europa-Park bei.

Ihr Mitarbeiterbedarf in der Saison muss groß sein. Woher bekommen Sie Personal?

Ja, das ist sehr schwierig – der Oberrhein ist eine prosperierende Region mit vielen guten Mittelständlern, das macht das Rekrutieren aufwendiger. Unsere Mitarbeiter kommen dazu auch aus dem Ausland, wir bieten ihnen Mitarbeiter-Unterkünfte an. Wir haben überwiegend Saisonkräfte, im August bis zu 4.000 Abrechnungen. Durch die Winteröffnung haben wir aber vor allem auch in der Logistik sehr viele unbefristete Mitarbeiter, einen großen Anteil davon aus Frankreich, das ja nur wenige Kilometer entfernt ist.

Das Unternehmen

  • Der Europa-Park in Rust im Südschwarzwald ist ein Familienunternehmen und hat eine Gesamtfläche von mehr als 950.000 Quadratmetern. Mehr als 5,5 Millionen Besucher kommen jährlich.
  • Der Park bietet 18 Themenbereiche mit Fahrgeschäften und Shows; das Hotel-Resort umfasst etwa 4.500 Betten. Das neue Hotel bei der Wasserwelt soll 304 thematisierte Zimmer und Suiten sowie Platz für 1.300 Gäste haben.

 Das Logistikzentrum

  • 8.000 Quadratmeter Gesamtfläche, davon 700 Quadrat- meter Kühllager, 900 Quadratmeter Büros und Besprechungsräume
  • Investitionssumme: rund zehn Millionen Euro
  • Schmalgang-Lager mit 2.000 Paletten-Stellplätzen, 1.400 laufende Meter Fachbodenregale, Kühl- und Tiefkühlbereich von –18 bis 14 Grad
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