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Lkw-Kontrolle in Lübeck Die Ladungssicherung schwächelt

Lkw-Kontrolle Lübeck Foto: Ralf Johanning 18 Bilder

Bei einer groß angelegten Lkw-Kontrolle vor dem Lübecker Skandinavienkai beanstandeten die Beamten die Hälfte aller Fahrzeuge. Mängel zeigten sich vor allem bei der Ladungssicherung.

Ist das Glas jetzt halb voll oder halb leer? Diese Frage könnte man sich angesichts des Ergebnisses der Lkw-Kontrolle am Lübecker Skandinavienkai stellen. Bei ungefähr der Hälfte der 150 umfassend kontrollierten Fahrer und Fahrzeuge hatten die Kontrolleure nichts zu beanstanden. Von den weiteren 100 Fahrern, die nur auf Alkohol, Drogen und Medikamentenmissbrauch geprüft wurden, durfte lediglich ein Fahrer anschließend nicht weiterfahren. Diese Ergebnisse sprechen erst einmal für das halb volle Glas.

Die Liste der zu kontrollierenden Vorschriften bei der groß angelegten Kontrolle war sehr lang. Das begann bei der Überprüfung der Lenk- und Ruhezeiten, ging über die bereits erwähnte Beeinflussung durch Alkohol, Drogen und Medikamenten bis hin zu den mitzuführenden Dokumenten und damit verbunden auch ausländerrechtlichen Bestimmungen. Am Fahrzeug prüften die Beamten die Einhaltung der Ladungssicherung sowie der Gefahrgutvorschriften. Zudem wurde auch der technische Zustand der Fahrzeuge in Augenschein genommen.

Gesamte Bandbreite des Lkw-Verkehrs auf Herz und Nieren geprüft

„Wir sind hier mit 145 Mitarbeitern von Polizei, Zoll, Ausländerbehörde, Drogensuchtruppen, Wasserschutzpolizei, BAG und Bundespolizei im Einsatz“, erläuterte Kai-Oliver Braß, Leiter des Schwerlast- und Gefahrgutkontrolldienstes vom Autobahn- und Bezirksrevier Scharbeutz. Der Polizeihauptkommissar hielt alle Fäden in der Hand und organisierte die großangelegte Aktion. Ausgestattet mit einem mobilen Röntgengerät, Rauschgifthunden und mobilem Gerät zur Erkennung von Urkundenfälschungen, prüften die Beteiligten die gesamte Bandbreite des Lkw-Verkehrs auf Herz und Nieren.

Der Startschuss fiel am Morgen mit dem Einlaufen der ersten großen Fähre aus Skandinavien nach Sonnenaufgang. Sobald die Fahrer im noch dichten Nebel das Hafengelände verlassen hatten, kam die Kelle. Für viele bedeutete dies eine Zwangspause von gut einer Stunde, wenn die Kontrolle ergebnislos blieb. In den anderen Fällen hing es von der Schwere der Tat ab. Für Eigar Vasels aus Lettland, der auf der Tour nach Frankreich war, hatte die Kontrolle keine großen Folgen. Er musste sich jedoch möglichst schnell acht neue Zurrgurte besorgen, da die Alten nicht mehr funktionsfähig waren.

Fahrer mussten Ladung nachträglich sichern

„Wir haben es heute oft erlebt, dass altes Material für die Ladungssicherung verwendet wird, das nicht mehr den Vorschriften entspricht“, erklärte Michael Bockolt, Zivilangestellter bei der Frachtdiensttechnik und Schwerlastgruppe in Kiel, der das Fahrzeug von Vasels prüfte. Vasels war bei weitem nicht der einzige Fahrer, der seine Ladung nachträglich sichern musste. Auf vielen Trailern gab es teilweise gar keine Sicherung. Dort hingen die alten defekten Zurrgurte einfach an den Rungen.

Eine mangelnde Ladungssicherung ließ sich oft recht schnell vor Ort beheben, während es bei anderen Taten auch zu Fahrverboten kam. So stellten die Beamten bei einem Fahrzeug eine Manipulation des Digitalen Tachografen fest. Die Zugmaschine musste daraufhin zur weiteren Prüfung in eine Werkstatt gebracht werden. „Um diese Vergehen wird sich jetzt die Staatsanwaltschaft kümmern, denn hierbei handelt es sich um Urkundenfälschung und das ist eine Straftat“, heißt es von Seiten der Polizei. Zudem mussten die Beamten viele Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten ahnden.

Sechs Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz

Darüber hinaus stellten sie sechs Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz fest. Dabei gab es sechs nicht europäische Fahrer, die in Deutschland keine Arbeitserlaubnis besitzen oder erst gar nicht einreisen dürften. Um diese Fälle wird sich jetzt die Ausländerbehörde kümmern.

Gleich mehrere kuriose Fälle ereigneten sich auf dem Gelände des Hafens. So berichtete Braß, dass gleich mehrere Lkw-Fahrer noch vor der Ausfahrt aus dem Hafentor wendeten und zurück auf das Hafengelände fuhren, um sich dort zu verstecken. Hier jedoch habe die Polizei kein Hoheitsrecht und durfte entsprechend nicht eingreifen.

Positiv: Umgang mit Gefahrgut

Positiv hingegen bewerteten die Behörden den Umgang mit Gefahrgut. Zur Kontrolle war extra die Wasserschutzpolizei mit einer darauf spezialisierten Einheit gekommen. Doch bei den kontrollierten Fahrzeugen konnten keine Verstöße festgestellt werden. Dafür traf es einen Schwerguttransporteur aus Österreich. Er durfte vorerst nicht weiterfahren, da seine Ladung zehn Zentimeter zu breit für die ihm erteilten Genehmigungen war. So wie dem Fahrer des Schwerguttransports erging es ungefähr zwei Dutzend Fahrern. Die Kontrollbehörden mussten allen die Weiterfahrt untersagen, so gravierend waren die Verstöße. Bei der Betrachtung dieser Fälle zeigte sich dann, dass das Glas Wasser wohl doch eher halb leer ist.

Für die anderen Fahrer wie den Ungarn Georgi Angelakov blieb es letztendlich bei einer einstündigen Verspätung. Er war auf der Tour von Schweden ins niederländische Zwolle, um dort Teile für den Lkw-Bau abzuliefern. Für seine Ladungssicherung hatte er extra ein Zertifikat, das ausführlich die getroffenen Maßnahmen darstellte. Da es jedoch keine formschlüssige Ladung war, waren die Beamten zu Beginn etwas skeptisch, ließen ihn dann aber weiterfahren.

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