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KV-Terminalausbau Es muss schnell vorangehen

Foto: Ilona Jüngst

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann über die Terminalsituation und Anreize für den Kombinierten Verkehr.

trans aktuell: Herr Minister Hermann, ist mit dem BFT das Terminalthema in Baden-Württemberg erledigt oder besteht weiter Bedarf?

Hermann: Nach unseren Studien war vor allem der Bedarf eines Terminals südlich von Stuttgart wichtig. Optionen waren Plochingen, Reutlingen und Eutingen. Jetzt ist es Horb-Heiligenfeld geworden, was niemand auf dem Schirm hatte. Das hat nichts mit einer Fehlplanung der Politik zu tun, sondern damit, dass sich etwa Plochingen entschieden hat, die Fläche anders zu nutzen und der Standort Eutingen an einem Bürgerentscheid gescheitert ist. Deswegen ist es gut, dass der Initiator und Investor Kurt Plathe den Standort Horb gefunden hat, der nicht nur in der Nähe von Eutingen ist, sondern auch einen sehr guten Anschluss hat.

Und was ist mit dem Standort Reutlingen?

Die Fläche ist in der Stadt, was natürlich eine Herausforderung für ein Güterverkehrsterminal wäre. Das bedeutet viel Kommunikation und viel konzeptionelle Arbeit, zumal der Gemeinderat eine komplett klimaneutrale Operation will. Hier ist man also noch in der Findungsphase, wie man ein Schienenterminal etwa mit der Citylogistik verbinden kann.

Es gilt, den Kombinierten Verkehr allgemein attraktiver zu machen. Was schlagen Sie vor – etwa einen mautfreien Vor- und Nachlauf?

Ich sehe hier noch keine Entscheidung des Bundes. Ich glaube aber, dass man Anreize setzen muss, denn bisher hat der Verkehr auf der Straße ökonomische Vorteile gehabt. Und tendenziell war er auch verlässlicher, weil die Schiene nicht immer leistungsfähig war – dabei setzen Logistiker ja auf einen klaren Zeitplan. Jetzt soll es auch ökonomisch mehr Sinn machen, auf die Schiene zu wechseln. Deswegen war es gut, dass die Trassenpreise gesenkt wurden, aber wir müssen uns über weitere Anreize Gedanken machen. Eine Möglichkeit ist, den Zulauf nicht mit der Lkw-Maut zu belasten, die andere Option wäre, dass Unternehmen, die in ihrer Transportkette auf die Schiene setzen, eine Art Ökopunkte bekommen oder dies auf ihre Ökobilanz anrechnen lassen können. Hier würde ich mir mehr Engagement des Bundesverkehrsministeriums wünschen, damit hier schnell etwas vorangeht.

Stichpunkt Qualität: Dabei geht es auch um die Infrastruktur, auch in Baden-Württemberg. Ist etwa für die Rheintalbahn eine linksrheinische Alternative denkbar, damit es weniger Ausfälle gibt?

Das ist ja eigentlich eher ein französisches Projekt. Unsere Aufgabe sehe ich darin, zu helfen, dass endlich rechtsrheinisch das dritte und vierte Gleis fertig werden. Als Land zahlen wir da mehr als 400 Millionen Euro zu, damit der Ausbau bürgerfreundlich und naturverträglich wird. Für Baden-Württemberg halte ich aber den Ausbau der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen als besonders entscheidend. Diese Strecke ist bisher nicht leistungsfähig genug, um einen besseren Personen- und Güterverkehr zu erlauben – und vor allem auch mehr Verkehre. Wir brauchen hier endlich die zweigleisigen Begegnungspassagen, die schon lange geplant sind, aber das muss jetzt auch einmal umgesetzt werden.

Baden-Württemberg will im Rahmen seines Klimaschutzgesetzes bis 2030 im Verkehr 55 Prozent der CO2-Emissionen einsparen. Wie?

Im Klartext heißt das, dass wir dann jede zweite Tonne im Güterverkehr klimaneutral transportieren – durch einen klimaneutralen Transport auf der Schiene und einen klimafreundlicheren Lkw-Verkehr auf der Straße: synthetische Kraftstoffe auf erneuerbarer Basis, Lkw mit Elektro- und Brennstoffzellen-Antrieb, Lkw mit Oberleitung – wir sind hier technologieoffen. Ich glaube, dass wir auch alle Register ziehen müssen, um unsere Klimaziele zu erreichen. Und dafür brauchen wir mehr Verlagerungsmöglichkeiten auf die Schiene.

Zur Person

  • Winfried Hermann ist seit 2011 Minister für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg.
  • Der Grünen-Politiker war zuvor Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag.
  • Hermann, Jahrgang 1952, wuchs in Rottenburg am Neckar auf. Nach dem Abi studierte er an der Uni Tübingen und war als Lehrer tätig, ehe er 1984 in den Landtag gewählt wurde.
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