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Kühne+Nagel wächst zweistellig Landverkehr mit höchstem Ebit-Zuwachs

Foto: Kühne+Nagel

Kühne+Nagel steht nach einem zweistelligen Wachstum an der Schwelle zu 40 Milliarden Euro Umsatz. Wo es besonders gut lief und wo der Logistikdienstleister die größten Potenziale für die Zukunft sieht.

Der Logistikdienstleister Kühne+Nagel hat im vergangenen Geschäftsjahr ein starkes Umsatzwachstum hingelegt und auch bei der Profitabilität deutlich zugelegt. Bei der Bilanzvorlage fürs Jahr 2022 präsentierte das Management in London auch eine Roadmap, die den strategischen Kurs des Unternehmens bis 2026 aufzeigt.

Trotz großer Herausforderungen, etwa durch Lockdowns in China und Wartezeiten an den Häfen infolge der Corona-Pandemie sei 2022 ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr gewesen, erklärte Vorstandschef Stefan Paul am Mittwoch bei einer Videoschalte mit Journalisten. Der Konzern mit Zentrale in Schindellegi bei Zürich legte beim Umsatz um ein Fünftel zu und steht erstmals an der Schwelle zur 40-Milliarden-Marke (Schweizer Franken beziehungsweise Euro bei zurzeit gleichem Kurs). Erstmals sei das Unternehmen damit in die Forbes-Global-Liste der 500 größten Unternehmen weltweit aufgenommen worden, teilte Paul mit. Das Ergebnis (Ebit) kletterte gar um 28 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro.

Seefracht: Marge pro Container auf Rekordniveau

Alle Bereiche trugen zum Wachstum bei. Die Seefracht als stärkste Sparte steigerte ihre Umsätze gar um 37 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro. Kühne+Nagel beförderte nach eigenen Angaben 4,4 Millionen 20-Fuß-Container (TEU), was keinen Rekordwert markiert. Die Marge pro Container habe aber auf einem historisch hohen Niveau gelegen, was den Ergebnissprung von 32 Prozent auf zwei Milliarden Euro erklärt.

Die Luftfracht wickelte 2,2 Millionen Tonnen ab und steigerte ihre Erlöse um acht Prozent auf 11,7 Milliarden Euro. Kühne+Nagel sieht sich hier wie in der Seefracht als weltweite Nummer eins. Einen Sprung nach vorne erzielte das Unternehmen nicht zuletzt durch die Integration des 2021 übernommenen Logistikdienstleisters Apex aus Singapur mit seinen 2.500 Mitarbeitern in 70 Ländern.

Foto: Kühne+Nagel
Stefan Paul, CEO Kühne+Nagel: „Mit der neuen strategischen Roadmap 2026 mit dem dezidierten Fokus auf Qualität, Kundenzufriedenheit und Mitarbeitermotivation wollen wir den nachhaltigen Unternehmenserfolg auch für die Zukunft sicherstellen.“

Landverkehre und die Kontraktlogistik legten in ähnlicher Größenordnung wie die Luftfracht zu – wenngleich auf deutlich niedrigerem Niveau. In der Kontraktlogistik stiegen die Umsätze um sieben Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Kühne+Nagel bewirtschaftet erstmals mehr als zehn Millionen Quadratmeter an Lager- und Logistikfläche. Die Standorte seien weltweit stark ausgelastet, teilt das Unternehmen mit, seien doch 2022 insgesamt 150 neue Logistikprojekte an den Start gegangen.

Beim Landverkehr gab es ein Plus von acht Prozent auf vier Milliarden Euro Umsatz. Diese Sparte erwies sich 2022 als absoluter Ertragschampion. Das Ergebnis kletterte um 55 Prozent. Vorstandschef Paul führt das auf Nachfrage der Fachzeitschrift trans aktuell im Wesentlichen auf drei Faktoren zurück: „Wir haben eine hervorragende Qualität und verlieren relativ wenig Kunden“, erläuterte er. Die Kunden seien bereit, für die Leistung auch einen entsprechenden Preis zu bezahlen. Und drittens sei die Kühne+Nagel-IT-Landschaft erheblich verbessert worden, was die Schnelligkeit und Effizienz erhöht habe. „Unser selbst entwickeltes Transport-Management-System ist inzwischen in 40 Ländern im Einsatz“, erklärte Stefan Paul.

Foto: Kühne+Nagel
Starker Landverkehr: Den Erfolg führt das Unternehmen auch auf eine erhöhte Effizienz durch das firmeneigene Transport-Management-System zurück. In 40 Ländern ist es bereits am Start.

Stark im Landverkehr ist Kühne+Nagel vor allem in Europa und Amerika. Im asiatischen Raum und im Mittleren Osten, wo das Unternehmen kein flächendeckendes Netzwerk betreibt, setzt es auf den Erfolg seiner Plattformlösung eTrucknow. Sie bringt Ladegut und Carrier in Sekundenschnelle zu fest hinterlegten Konditionen zusammen. Nachdem das Angebot im Frühjahr 2020 in Thailand startete, sei es auf weitere Märkte übertragen worden. Auf eTrucknow entfällt laut Paul bereits ein dreistelliger Millionenbetrag beim Umsatz.

Wo Kühne+Nagel weiter wachsen will

Seinen Wachstumskurs will das Unternehmen beibehalten und schließt dabei auch Übernahmen nicht aus, sofern die Kandidaten besondere Leistungen anbieten, die ins Konzernportfolio passen, gut vernetzt sind und eine überschaubare Größe aufweisen. Ein Schwerpunkt in der künftigen Ausrichtung sei dabei der asiatische Markt, auf dem Kühne+Nagel seine Präsenz erhöhen möchte. „Wir werden uns aber auch noch stärker um Afrika kümmern“, fügte Paul hinzu. Zum geplanten Verkauf von DB Schenker durch den Bund äußerte sich Paul nicht und verweist hier auf Äußerungen von Mehrheitsaktionär Klaus-Michael Kühne.

Bewusst will sich das Management auch Branchen erschließen, die zukunftsträchtig und aufgrund hoher Markteintrittsbarrieren nicht ganz so wettbewerbsintensiv sind. Als Beispiele nennt Firmenchef Paul erneuerbare Energien – also das Geschäft mit Solar- oder Windenergie, ob nun onshore oder offshore. Erhebliche Potenziale sieht er auch in den Bereichen E-Commerce und Health Care. Bei Health Care erschloss sich Kühne+Nagel eine führende Position bei der Logistik mit Corona-Impfstoffen. Vier Milliarden Dosen Vakzine habe das Unternehmen 2022 verteilt, bilanzierte CEO Paul.

Und wo die Reise in der Zukunft hingeht, will Kühne+Nagel mit einer neuen Roadmap bis 2026 aufzeigen. Sie umfasst die folgenden vier Punkte:

  • Qualität, Kundenzufriedenheit und Mitarbeitermotivation
  • Daten und Technologie als Wettbewerbsvorteil
  • Konkrete Lösungen zur Nachhaltigkeit
  • Erschließung von Marktpotenzialen, geografische Wachstumspläne und hochmargige Serviceangebote

Der Punkt Qualität liegt Paul dabei besonders am Herzen. Am besten lasse sich das mit dem englischen Begriff „Trust“ ausdrücken. Es gehe also um „Vertrauen“, das sei wichtiger, als der günstigste Anbieter zu sein. „Wir wollen nicht die Preisführerschaft.“ Ebenso will Kühne+Nagel im Rahmen der Roadmap am Asset-light-Ansatz festhalten. Obgleich Kühne+Nagel noch zwei Boeing 747 in Betrieb nehme und in Frankreich eine Lkw-Flotte von 1.500 bis 2.000 ziehenden Einheiten betreibe, sei es nicht das Ziel, eigene Carrier-Kapazitäten aufzubauen. Das gilt auch für die Kontraktlogistik, wie Finanzvorstand Markus Blanka-Graff betonte. „Wir mieten die Immobilien langfristig an, wir sind selbst kein Immobilienentwickler – und das ist auch nicht unser Ziel.“

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