Umzugsspediteure und Möbellogistiker verlangen mehr Marktkontrollen. Qualität ist die Strategie.
Bei der Gründung vor 135 Jahren waren noch Pferdekutschen im Einsatz, heute beschäftigen sich die Mitglieder des Bundesverbands Möbelspedition und Logistik (AMÖ) mit der Lkw-Mautausweitung oder Sozialdumping und dem Wettbewerb aus Osteuropa. In Wiesbaden, wo der Verband sich 1947 neu gegründet hatte, fand auch die Delegiertenversammlung 2016 statt, bei der der Verband auch seine aktuellen Positionen verkündete.
Mauterweiterung nur mit gleichen Sätzen
Etwa zur Maut: Statt die Mautharmonisierung immer wieder neu zu verhandeln, plädiert die AMÖ dafür, das Thema endlich gesetzlich festzuschreiben und die Mittel zu erhöhen – auch im Hinblick auf die für 2018 vom Bund geplante Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen.
"Der Mautausweitung stehen wir positiv gegenüber – aber nur vor dem Aspekt, dass die Mautsätze für die Bundesstraßen nicht wie geplant höher ausfallen als für die Autobahnen", sagte AMÖ-Präsident Gert Hebert. "Alles andere würde sonst zu einer deutlichen Benachteiligung der Betriebe führen", sagte er.
Vor allem Firmen in der Fläche würden diesen Nachteil spüren, sollte der Bund die differenzierten Mautsätze durchsetzen. Präsidiumsmitglied und Unternehmer Johannes Röhr machte deutlich, was das für den eigenen Betrieb bedeuten könnte: "Bei jetzt drei bis vier Prozent Mautkostenanteil am Umsatz würden nach den derzeitigen Plänen 1,5 Prozent dazukommen." Preiserhöhungen seien damit unweigerlich. AMÖ-Präsidiumsmitglied Frank Schäfer befürchtet dann zudem eine weitere Wettbewerbsverzerrung zugunsten der Dienstleister aus Osteuropa, die zumeist mit nicht-mautpflichtigen Fahrzeugen unterwegs seien.
Um einem Ungleichgewicht vorzubeugen, müsste der Bund laut AMÖ-Geschäftsführer Dierk Hochgesang stattdessen eine duchgängige Maut für alle Fahrzeugklassen einführen und als zweiten Schritt die Mautdaten auch auswerten, um so auch endlich das Thema Kabotage in den Griff zu bekommen. Denn die Folge des Kabotage-Missbrauches sind laut Hebert "eklatante Preisunterschiede" im Vergleich zu den einheimischen Unternehmen.
Zusammen mit einem elektronischen Anmeldeverfahren im Rahmen des Mindestlohngesetzes und lückenlosen Kontrollen könnte so laut Hochgesang auch nachvollzogen werden, ob diese Unternehmen, deren Fahrzeuge auch deutlich mehr als 183 Tage im Jahr in Deutschland unterwegs seien, nicht steuerpflichtig seien. "Aber das ist eine Frage des Wollens", fügte der AMÖ-Geschäftsführer hinzu.
Ärgernis Schwarzarbeit
Weiter präsent ist demnach auch das Problem der Schwarzarbeit – "der Mindestlohn hat das Thema nicht geheilt". Ein Angebot für einen kompletten Umzug inklusive Fahrzeug und Vier-Mann-Besatzung für einen Tag für rund 360 Euro könne nicht funktionieren, ist demnach aber Realität. Die Kritik der Verbandsverantwortlichen gilt zudem diversen Internetplattformen, die – von Wagniskapitalgebern finanziert – direkt mit dem Kunden abschließen und den Auftrag anschließend an Möbelspeditionen als Subunternehmen verkaufen.
Die Branche setzt mit Qualität dagegen – rund 750 AMÖ-Mitgliedsunternehmen haben sich demnach für nächstes Jahr für das AMÖ-Zertifikat und für die Überprüfung durch einen neutralen Dienstleister angemeldet. Zudem nimmt jetzt die Zukunftsinitiative Möbellogistik (ZIMLog) langsam Fahrt auf. Sie will Möbellogistikern, -industrie und -händlern gemeinsame Handlungsempfehlungen für die Herausforderungen der Zukunft geben. Vier Arbeitsgruppen sind laut Präsidiumsmitglied Johannes Röhr dabei, der "Vision Möbellogistik 2020" bis Jahresende Gestalt zu geben.
Positiv bewertet Hochgesang auch einen neuen Ansatz des Verkehrsministeriums zur Gewinnung von Berufskraftfahrern, der auf eine Förderung durch die Bundesagentur für Arbeit ziele. Ein Zuschuss, etwa für den Erwerb des Führerscheins, könne die Zahl der Seiteneinsteiger erhöhen und so den Fahrermangel entschärfen. Dabei ist die Arbeit in der Möbelbranche doch "interessant, abwechslungsreich und spannend", findet Präsident Hebert. Sie verlange zudem auch handwerkliches Geschick.
Laut Geschäftsführer Hochgesang ist 2015 erfreulicherweise die Zahl der Auszubildenden in den rund 900 Mitgliedsunternehmen der AMÖ gestiegen. Dennoch lautete der Appell des Präsidiums an die Mitglieder: "Mit der Ausbildung nicht nachlassen!"