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Heppner auf Expansionskurs Mit den Neuen gut aufgestellt

Foto: ROMUALD GOUDEAU

Heppner auf Expansionskurs: Durch Zukäufe in Deutschland stärkt der französische Dienstleister seine Sammelgutaktivitäten.

Die Fahrzeuge mit stilisierten H in auffälligem Grün sind nicht zu übersehen, ebenso wenig die Expansionsaktivitäten: Die französische Heppner-Gruppe hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Übernahmen getätigt, darunter auch in Deutschland. Ghislain Fernandez, Geschäftsführer der internationalen Heppner-Tochtergesellschaften, verrät, welche Strategie dahintersteckt.

Internationalisierung vorangetrieben

Fernandez ist seit 2020 Geschäftsführer der deutschen, spanischen und niederländischen Heppner-Tochtergesellschaften und damit auch für die 14 deutschen Standorte verantwortlich. Das Unternehmen war schon immer spezialisiert auf die Verbindung zwischen Frankreich und Deutschland, aber erst Jean-Thomas Schmitt, Vorstandsvorsitzender der Heppner Group und Vertreter der vierten Generation im Familienunternehmen, habe die Internationalisierung in den vergangenen sechs Jahren vorangetrieben, so Fernandez.

Übernahme von ABC

Etwa mit Standorten in Spanien und den Niederlanden und seit 2017 auch wieder vermehrt in Deutschland: Durch die Übernahme von Hamacher Logistik kam etwa der Standort Gronau hinzu, und erst vergangenes Jahr wurde die ABC-Gruppe aus Düsseldorf inklusive der Bereiche ABC Logistik, ABC Warehousing und Incharge unter das Heppner-Dach geholt. Die ABC-Gruppe hat im Jahr 2020 einen Umsatz von 22 Millionen Euro erzielt und beschäftigte zum Zeitpunkt der Übernahme rund 270 Mitarbeiter.

Die Übernahme brachte der Heppner-Gruppe, die nach wie vor auf internationale Sammelgutverkehre spezialisiert ist, auf einen Schlag rund 50.000 Quadratmeter an Lagerfläche und deutlich mehr Kompetenz in der Distributionslogistik, berichtet Fernandez: „Distributionslogistik ist eine der Stärken von ABC – durch die Übernahme können wir mit den Standorten Düsseldorf und Krefeld jetzt auch verschiedene Kontraktlogistikdienstleistungen und Value-Added Services anbieten.“

Abschied von Cretschmar

Wie es zur Übernahme kam? Nach Angaben von Fernandez hatte Heppner in Düsseldorf zuvor 45 Jahre partnerschaftlich mit der Firma L. W. Cretschmar zusammengearbeitet, die allerdings vor zwei Jahren ihren Speditionsbereich an Rhenus verkauft hat. Da Rhenus auch auf dem französischen Markt stark präsent ist, kam eine langfristige Zusammenarbeit in der strategisch wichtigen Region NRW nicht unbedingt infrage. „Und weil Heppner so lange in Deutschland tätig ist, ist man gut vernetzt und weiß sich in so einem Fall zu helfen“, berichtet Fernandez.

Foto: ida SUc
Ghislain Fernandez, International Managing Director bei Heppner.

Relativ neu im Heppner-Netzwerk sind auch die Standorte des Schweizer Transportunternehmens Safram, das seinen Schwerpunkt im Gefahrguttransport hat. Laut Fernandez beschäftigt Safram inklusive seiner internationalen Standorte 400 Mitarbeiter und ist in Deutschland in Erkrath und Weil am Rein vertreten.

Zahlreiche Partner in Deutschland

„Zunächst haben wir keine weiteren Übernahmepläne mehr“, sagt Fernandez im Gespräch mit trans aktuell. Wo Heppner nicht selbst tätig ist, arbeitet das Unternehmen mit regionalen Partnern zusammen, etwa mit Koch Internationale Spedition in Osnabrück im Bereich Landtransporte. Zusammen bieten die Partner Rundläufe ab Osnabrück nach Straßburg, Paris und Lyon an. Weitere Partnerschaften bestehen mit Zufall in Göttingen im Sammelgut und mit dem österreichischen Großunternehmen Gebrüder Weiss in puncto internationale Verkehre. Auch mit den Paketdienstleistern GLS und DPD ist Heppner verbandelt, ebenso mit den Stückgutkooperationen CTL und VTL – diese springen etwa außerhalb der Einzugsgebiete der Heppner-Niederlassungen ein.

Hohe Schwankungen bei Sendungen

Als Spezialist für Sammelgut hat das vergangene Jahr auch Heppner einiges abverlangt: „Das Volumen war sehr, sehr hoch und die Schwankungen unabsehbar – das war wirklich eine große Herausforderung für alle Beteiligten“, sagt Fernandez.

Die noch größere Herausforderung wird laut dem International-Geschäftsführer noch kommen: einmal durch die weitere Volumenentwicklung im E-Commerce, der auch in Frankreich immer mehr zulege, außerdem durch die Fahrerknappheit als Folge des neuen EU-Mobilitätspakets.

Standortleiter kümmern sich um Fahrer

Demnach leiden auch die französischen Unternehmen unter Personalmangel, wenn es vielleicht auch weniger dramatisch als in Deutschland sei, sagt Fernandez: „Wir legen sehr viel Wert auf die Nähe zu unseren Mitarbeitern, daher sind unsere Standortleiter im Unternehmen dafür verantwortlich, dass diese bei uns bleiben. Relativ schwierig ist es hingegen, neue Mitarbeiter zu gewinnen – deswegen haben wir es uns zur strategischen Aufgabe gemacht, die Mitarbeiterzufriedenheit voranzutreiben.“ Unterstützend gibt es etwa jährliche Umfragen, auch in den Landesgesellschaften, um das eine Ziel zu erreichen: „Heppner, a great place to work“.

Zumindest ein Thema sieht das französische Unternehmen etwas gelassener: das Thema Nachhaltigkeit. „Ich denke, dass unsere Rahmenbedingungen im Vergleich zu Deutschland einfacher sind – die französischen Gesetze zu dem Thema sind präziser, was es uns erleichtert hat, uns entsprechend vorzubereiten.“ Noch dazu gebe es mehr Druck: In vielen Städten gebe es inzwischen sogenannte Low-Emission Zones, in denen für die Anlieferung Gas- und Elektrofahrzeuge vorgeschrieben sind. 100 CNG-Lkw hat die Heppner-Gruppe daher bereits im Einsatz und bereitet daneben die Umstellung auf Elektrolieferfahrzeuge vor. Immerhin habe die ABC Logistik in Düsseldorf mit dem eigenen City-Logistik-Projekt Incharge ebenfalls schon Vorarbeit geleistet – eine gute Grundlage, um alle deutschen Aktivitäten entsprechend auszurichten.

Das Unternehmen

  • Das Transportunternehmen Heppner wurde 1925 in Straßburg gegründet. Die Beschäftigtenzahl liegt bei rund 3.500, nach eigenen Angaben ist Heppner in Frankreich mit 55 Standorten Marktführer im Sammelgutgeschäft

  • 1931 wurde in Kehl die erste deutsche Niederlassung gegründet

  • Aktuell hat das Unternehmen in Deutschland 14 Standorte: Berlin, Gronau, Düsseldorf, Karlsfeld, Haan, Frankfurt, Kehl, Stuttgart, Singen, Mannheim, Neu-Ulm, München, Erkrath und Weil am Rein

  • In der Hauptstadtregion und in Mannheim ist Heppner zudem im Rahmen eines Joint Ventures mit dem Zustelldienst Weliver Logistik vertreten
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