Schließen

GDL schadet der Wirtschaft Lokführer-Streik ist kontraproduktiv

Abschluss des Projekts ANITA im Duss-Terminal in Ulm-Dornstadt Foto: Carsten Nallinger

Der dreitägige Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL schadet der Wirtschaft und der Schiene, so das Fazit einer Umfrage von eurotransport.de. Wie Branchenvertreter die aktuelle Lage und die Auswirkungen einschätzen.

Nachdem die Deutsche Bahn mit ihren Klagen gegen den Lokführerstreik gescheitert ist, ist der Verkehr auf der Schiene teilweise zum Erliegen gekommen. Dabei gehören Güter auf die Schiene. So lautet zumindest der Slogan der Bahn. Aktuell gestaltet sich das allerdings bisweilen schwierig. Wie Branchenvertreter die Lage einschätzen, zeigt eine Umfrage von eurotransport.de.

Kombiverkehr: Leitstellen zum Teil nicht besetzt

„In der ersten Streiknacht waren einige Leitstellen der DB InfraGO nicht oder nur teilweise besetzt“, berichtet ein Unternehmenssprecher vom Intermodal-Spezialisten Kombiverkehr auf Nachfrage von eurotransport.de. Der Schwerpunkt habe bisher im Südwesten Deutschlands gelegen. „Infolgedessen wurden einige unserer Züge auf der Strecke angehalten oder verspäteten sich. Wir rechnen heute und in den nächsten Tagen weiterhin mit Verspätungen und umlaufbedingt auch teilweise mit Zugausfällen“, so der Kombiverkehr-Sprecher weiter. Nur in wenigen Einzelfällen sei es vor Streikbeginn möglich gewesen, Traktionsdienstleistungen zu ändern, um den Streikmaßnahmen im Sinne der Kunden zumindest etwas entgegenzuwirken.

Hupac: Nächtlicher Taxi-Service für Lokführer

„Neben Bauarbeiten und Störungen nun auch der Streik. Wir haben uns mit zahlreichen Maßnahmen darauf vorbereitet und können heute einen Großteil unserer Züge fahren“, erläutert Irmtraut Tonndorf, Director Communications & Marketing beim Schweizer Kombi-Operateur Hupac. Bei den Terminals stehen demnach Extra-Kompositionen bereit, um eventuell ausfallende Züge zu ersetzen. „Für die Lokführer unserer Bahnpartner wurden Taxi-Services eingerichtet, damit sie ihren Einsatzort erreichen können. Bei der großen Mehrheit unserer Bahnpartner wird nicht gestreikt, und die Züge können regulär fahren – wenn nicht einzelne Arbeitsplätze bei InfraGO, vormals DB Netze, unbesetzt blieben“, berichtet Tonndorf. Ein einzelner fehlender Mitarbeiter in einem Stellwerk könne den ganzen Korridor Rhein-Alpen stilllegen. Die Bemühungen von Hupac gelten dem Aufrechterhalten der Verkehrsströme und der industriellen Versorgung in Europa. Ein Streik dieser Art belaste letztlich die Wettbewerbsfähigkeit des Güterverkehrs und das Vertrauen des Markts in die Schiene.

Deutsche Bahn: Streik gegen die deutsche Wirtschaft

„Der GDL-Streik ist vor allem ein Streik gegen die deutsche Wirtschaft“, sagt ein DB-Sprecher auf Anfrage von eurotransport.de. DB Cargo versuche, die Folgen für die Kunden in der Wirtschaft und Industrie abzumildern. Insbesondere versorgungsrelevante Züge – beispielsweise für Kraftwerke, Raffinerien, Stahlwerke oder andere Schlüsselbranchen – stünden dabei im Fokus. „Wenn die Züge der größten europäischen Güterbahn, der DB Cargo, bestreikt werden, hat das schon nach kurzer Zeit unmittelbare Auswirkungen auf die Versorgungs- und Lieferketten und die dortigen Arbeitsplätze aller Industriebranchen in Deutschland“, erklärt der DB-Sprecher.

DSLV: Vertrauensverlust in die Schiene

Der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik sieht den mehrtägigen Streik der GDL ebenfalls kritisch und befürchtet massive Auswirkungen – nicht nur für den Schienengüterverkehr in Deutschland, sondern auch auf Logistikketten in ganz Europa. Und das über die Streiktage hinaus. „Zwar haben wir einen funktionierenden Wettbewerb im Schienengüterverkehr, die Folgen des Bahnstreiks haben aber trotzdem Auswirkungen auf den gesamten Sektor, wenn etwa Stellwerke bestreikt werden oder Infrastruktur an strategischen Stellen blockiert wird“, sagt Niels Beuck, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DSLV gegenüber eurotransport.de. Nichtsdestotrotz befürchtet der DSLV keinen Versorgungsengpass. Schwerwiegender sei allerdings der Vertrauensverlust in den Verkehrsträger Schiene, der aufgrund schlechter Rahmenbedingungen in den Bereichen Infrastruktur, Zuverlässigkeit, Kundenfreundlichkeit und Preis schon heute gegen Mengenrückgänge kämpfen muss.

FDP: Eine Schlichtung muss her

Für Dr. Christian Jung, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Baden-Württemberg, muss eine Schlichtung her: Deutschland dürfe nicht weiter unnötig durch einen Bahnstreik gelähmt werden. „Wir brauchen nun sofort eine Schlichtung zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Bahn. In schwierigen Zeiten ist eine Schlichtung immer besser als lange Streiks.“

Lesen Sie auch Bahnstreik, Deutsche Bahn, GDL, Streik Bahn scheitert mit GDL-Klage Lokführer-Streik ist rechtens
Unsere Experten
Jan Bergrath Jan Bergrath Journalist
Carsten Nallinger Carsten Nallinger Lkw-Navigation
Aktuelle Fragen Arbeitszeit: Anfahrt zum Stellplatz Ist die Anfahrt zum Lkw-Stellplatz Arbeitszeit? Digitacho (Nachrüstpflicht) Gibt es eine Digitaltacho-Nachrüstpflicht für alte Lkw? Ziffer 95 und Überführungsfahrten Brauche ich die Ziffer 95 für Überführungsfahrten?
Betriebsstoffliste 2023
Mehr als 2.500 Produkteinträge

Immer auf dem neuesten Stand: Die DEKRA Betriebsstoffliste 2023

Kostenloser Newsletter
eurotransport Newslettertitel Jetzt auswählen und profitieren

Maßgeschneidert: Die neuen Themen-Newsletter für Transportprofis.

Who is Who
Who is Who Nutzfahrzeuge 2019 WHO IS WHO Nutzfahrzeuge

Alle Hersteller, Zulieferer und Dienstleister für Nutzfahrzeugflotten.

eurotransport.de Shop
Web Shop Content Teaser Der Shop für die, die es bringen.

Zeitschriften, Bücher, Lkw-Modelle, Merchandising und mehr.