Wer ihn sieht, zückt das Handy. Detlev Gramkow ist bereits das dritte Jahr im Oberleitungs-Lkw auf der A1 in Schleswig-Holstein unterwegs. Doch der Glamourfaktor fährt offenbar immer noch mit. „Wenn Autos mich überholen, machen die Beifahrer häufig Bilder oder filmen“, berichtet der Fahrer der Spedition Bode aus Reinfeld (Kreis Stormarn). Er stört sich nicht daran. „Ich finde das eher lustig.“ Auch weiterhin wird er auf das Fahrzeug mit dem Geweih auf dem Dach angesprochen und gibt bereitwillig Auskunft.
Das Interesse kommt nicht von ungefähr: Das Fahrzeug ist in Deutschland ein Exot: Bislang nur 15 Erprobungsfahrzeuge gibt es beim Lkw-Hersteller Scania, die auf den drei Pilotstrecken in Hessen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg im Einsatz sind. Vier weitere verkehren als Testfahrzeuge bei Scania beziehungsweise der Konzernmutter VW.
Oberleitungs-Lkw pendelt zwischen Reinfeld und Lübeck
Bei der Spedition Bode trat ein Scania R 450 im Dezember 2019 seine Jungfernfahrt an. Bei diesem Fahrzeug ist es nicht geblieben. Im März hat das Unternehmen seine im Rahmen des Feldversuchs geplante Flotte komplettiert: Fünf Scania-Elektro-Hybridfahrzeuge mit Stromabnehmern sind seitdem im Pendelverkehr zwischen dem Bode-Logistikzentrum in Reinfeld und dem Hafen beziehungsweise Güterbahnhof in Lübeck unterwegs. Gramkow fährt – wie seine Kollegen – die Strecke in der Regel fünfmal am Tag. Insgesamt sieben Fahrer hat Geschäftsführer Kai Bode für die Fahrzeuge schulen lassen.
Vergrößert hat sich nicht nur die Oberleitungsflotte, sondern auch die Reichweite: Drei der Bode-Lkw können den Strom nicht nur während der Fahrt von oben aufnehmen, sondern auch von der Ladestation am Depot. Außerdem sind bei diesen drei Fahrzeugen statt einer gleich vier Batteriepakete verbaut, wie Stefan Ziegert erläutert, Produktmanager für nachhaltige Transportlösungen bei Scania Deutschland. Die Batteriekapazität liegt bei 18,5 kWh pro Paket. Die Reichweite betrage fünf bis zehn Kilometer bei einer verbauten Batterie und 30 bis 40 Kilometer im Fall der vier Batterien.
Weitere Kraft schöpfen die Fahrzeuge aus der Oberleitung: Zwei Abschnitte mit jeweils fünf Kilometern auf der A1 wurden im Rahmen des Projekts eHighway Schleswig-Holstein elektrifiziert. Während der Fahrt nutzen die Fahrzeuge also die Energie von oben, gleichzeitig werden die Batterien dabei nachgeladen – so jedenfalls die Idee. In der Praxis aber füllen sich die Batterien noch nicht auf, wie Fahrer Gramkow berichtet. Die Fahrzeuge bräuchten dazu erst ein Update. Nur der erste Lkw mit der einzelnen Batterie könne Strom nachladen.
- Zugang zu allen Webseiteninhalten
- Kostenloser PDF-Download der Ausgaben
- Preisvorteil für Schulungen und im Shop
Sie haben bereits ein Digitalabo? Hier einloggen.
* Sie sind DEKRA-Mitglied? Dann loggen Sie sich ein und ergänzen ggf. in Ihrem Profil Ihre DEKRA-Mitglieds-Nummer.
Mitgliedsnummer ergänzen* Jahrespreis 22,65 Euro, Preis für FERNFAHRER Flexabo Digital in Deutschland,flexible Laufzeit, jederzeit kündbar.
Weiter zum Kauf