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Fischsterben nach Giftunfall Staatsanwalt ermittelt gegen Kühne + Nagel

Fischsterben in der Schozach Foto: Ralf Seidel

In der Niederlassung Ilsfeld von Kühne + Nagel laufen 1.000 Liter eines Reinigungsmittel aus. Nun folgt das große Tiersterben.

In der Schozach im Kreis Heilbronn (Baden-Württemberg) verenden tausende an Fischen. Aber auch andere Tiere, die aus dem Fluss getrunken haben, sterben. Ursache ist ein Chemieunfall von Kühne + Nagel am Standort Ilsfeld. Der Logistiker hatte den Vorfall allerdings nicht bei der zuständigen Behörde gemeldet. Derweil hatte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sogar eine Warnung für die Bereiche Abstatt, Ilsfeld, Illsfeld-Schozach und Talheim herausgegeben, dass Mensch und Haustiere jeglichen Kontakt mit dem Wasser meiden sollten.

Ermittlungen führen zu Kühne + Nagel

Wie das Landratsamt Heilbronn mitteilt, führten die polizeilichen Ermittlungen auf die Spur von Kühne + Nagel in Ilsfeld. „Nach den bisherigen Ermittlungen stieß ein Staplerfahrer einer Spedition mit einem Zinken des von ihm benutzten Gabelstaplers gegen einen 1.000 Liter fassenden Flüssigkeitscontainer. Dessen Inhalt lief aus und gelangte anschließend vom Hof der Firma über eine Entwässerungsrinne in einen Entwässerungsschacht und von diesem nach draußen in das Bachbett“, heißt es seitens des Landratsamts.

„Die Staatsanwaltschaft Heilbronn und die Polizei ermitteln inzwischen gegen den 31-Jährigen und einen Kollegen, weil beide nach dem derzeitigen Erkenntnisstand den Umstand, dass die Flüssigkeit auslief, weder der Firmenleitung noch den Umweltbehörden gemeldet haben“, erklärt das Polizeipräsidium Heilbronn.

Spezialfirma spült Kanäle

Ob noch weitere Personen für den Schadensfall verantwortlich sind, wird noch geprüft. Nach Informationen der regionalen Tageszeitung „Heilbronner Stimme“, handelt es sich bei der Chemikalie um „Azelis LF 54“, einen Stoff auf Alkoholbasis, der Grundstoff für Reinigungsmittel ist. Eine Verpflichtung, den Behälter, in dem sich die Flüssigkeit befand, als Gefahrgutcontainer zu kennzeichnen, bestand nach Aussage des Landratsamts nicht. Allein die umliegenden Feuerwehren waren mit rund 80 Einsatzkräften vor Ort. Hinzu kamen noch die Mitarbeiter der angrenzenden Bauhöfe. Außerdem ist die Spezialfirma Lebküchner aus Leingarten im Einsatz, die nun alle Kanäle spült.

Ermittlungen laufen noch

Unklar ist, wie die Flüssigkeit ungehindert über eine Entwässerungsrinne vom Areal von Kühne + Nagel in die Schozach gelangen konnte. Denn eigentlich darf der Boden der Lagerhalle nicht wasserdurchlässig sein und es muss sogenannte Havarieschieber geben, um derartige Vorfälle zu vermeiden. Ob es diese gibt beziehungsweise ob die Mitarbeiter nur nicht davon wussten, werden die weiteren Ermittlungen zeigen. Kühne + Nagel arbeite „intensiv mit den Behörden zusammen, um so schnell und umfassend wie möglich Klarheit zu bekommen“, heißt es auf Nachfrage von eurotransport.de seitens des Logistikers.

Konsequenzen gefordert

„Massenhaft verendete Fische sind eine traurige und ökologisch verheerende Bilanz des Schadstoffeintrags in die Schozach“, kommentiert Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller den Giftunfall. Klar sei schon jetzt, dass es sehr lange dauern wird, bis der Fischbestand und die Kleinstlebewesen in dem betroffenen Abschnitt wiederaufgebaut sein werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert nach dieser Umwelt-Katastrophe ebenfalls Konsequenzen. Alle Unternehmen, die mit wassergefährdenden Stoffen arbeiten, sollten besser kontrolliert und überwacht werden.

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