Nach der Bundeswehr ist vor der Logistik: Unternehmen wie Amazon oder Aldi Süd stellen in ihren Logistikabteilungen gerne frühere Zeitsoldaten ein.
Dies zeigt eine Untersuchung von trans aktuell. Bereits seit einigen Jahren richtet sich Amazon speziell an ehemalige Fach- und Führungskräfte des Militärs in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien. „Wir haben damit über die vergangenen Jahre gute Erfahrungen gemacht und viel positives Feedback von Mitarbeitern aus unseren Logistikzentren erhalten“, erklärt Amazon auf Anfrage von trans aktuell.
In Deutschland beschäftigt Amazon momentan 13.000 fest angestellte Mitarbeiter in den Logistikzentren. Für ehemalige Zeitsoldaten gibt es dort Verwendungsmöglichkeiten für alle Dienstgrade. Mannschaftssoldaten mit Führungserfahrung von kleinen Teams kommen als Teamleiter infrage, Feldwebel mit Studium oder Meister als Abteilungsleiter Logistik oder Schichtleiter. Unteroffiziere mit Ausbildung können Teamleiter Logistik werden. Offiziere mit Studium kommen als Abteilungsleiter in Betracht.
Mitarbeiter motivieren und inspirieren
Warum nimmt Amazon als Führungskräfte gerne ehemalige Angehörige der Bundeswehr? „Entscheidend für eine Führungsposition in unseren Logistikzentren ist die Fähigkeit, ein Team zu führen, Mitarbeiter zu motivieren und zu inspirieren“, erklärt Michael Schneider vom Amazon-Presseteam. „Ebenso wichtig ist es, sich und dem Team ambitionierte und erreichbare Ziele zu setzen und diese dann mit dem Team umzusetzen. Viele Soldaten der Bundeswehr haben jahrelang solche wertvollen Erfahrungen gesammelt und sind hervorragend ausgebildet.“ Und: „Fach- und Führungskräfte sind es gewohnt, täglich schnelle und richtige Entscheidungen in kritischen Situationen zu treffen, die viele Tausende von Menschen beeinflussen können.“
Als ehemaliger Zeitsoldat kann Thomas Staus, Standortleiter des Amazon-Verteilzentrums in Köln, dem zustimmen: „Ich war elf Jahre bei der Bundeswehr, unter anderem als Pionieroffizier. An der Hamburger Bundeswehr-Uni habe ich Berufs- und Betriebspädagogik stu-diert. Meine Erfahrungen aus der Bundeswehr helfen mir bei Amazon. Dort leite ich ein Verteilzentrum. Als Team arbeiten wir gemeinsam am besten Kundenerlebnis für die Zustellung. Mich beeindruckt die Geschwindigkeit, mit der wir hier Neues ausprobieren können.“
20 Offiziere eingestellt
Amazon hat im Jahr 2018 etwa 1.000 neue feste Arbeitsplätze in den Logistikzentren geschaffen, berichtet der Online-Versandhändler auf Anfrage von trans aktuell. Davon wurden im Jahr 2018 etwa 20 Offiziere als neue Mitarbeiter eingestellt – andere militärische Ränge nicht eingerechnet.
Amazon bedient sich beim Personal-Recruiting etwa bei der Plattform Dienstzeitende.de. Deren Geschäftsführer Felix Klein freut sich über eine steigende Nachfrage. „Als Plattform bringen wir Unternehmen und Ex-Soldaten zusammen. Es ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.“
Auch in der Logistik von Aldi Süd genießen ehemalige Zeitsoldaten eine hohe Wertschätzung. „Der Umgang bei Aldi Süd untereinander ist geprägt von Fairness und Offenheit. Von daher sind Teamplayer wie ehemalige Soldaten bei Aldi Süd herzlich willkommen“, sagt ein Sprecher des Unternehmens.
Einfachheit und flache Hierarchien
Welche Eigenschaften bringen ehemalige Zeitsoldaten mit, die für Aldi Süd wichtig sind? „Aldi Süd steht für Einfachheit – das gilt auch für die Struktur der Unternehmensgruppe. Flache Hierarchien, kurze Wege und direkter Austausch helfen, schnell und effizient zu kom-munizieren sowie produktiv zusammenzuarbeiten“, teilt der Discounter mit. Und: „Dieses effiziente und zielgerichtete Arbeiten kennen Soldaten bereits aus der Bundeswehr. Sie bringen stark ausgeprägte persönliche und soziale Kompetenzen mit, sind leistungsorientiert und in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. Daher passt diese Zielgruppe gut zu unseren Unternehmenswerten.“
Ehemalige Zeitsoldaten mit Führungserfahrung können als Teamleiter Logistik in einer der insgesamt 30 Regionalgesellschaften anfan-gen, so der Discounter gegenüber trans aktuell.
Weniger verlassen Bundeswehr
Die Personalressource aus der Bundeswehr wird jedoch geringer. 2016 verließen noch jährlich etwa 10.000 Zeitsoldaten nach dem Ende der Dienstzeit die Bundeswehr. Wegen des personellen Aufbaus bei der Bundeswehr und der damit verbundenen Personaloffensive haben sich diese Zahlen jedoch nach unten entwickelt. So haben 2017 noch etwa 9.000 Zeitsoldaten die Bundeswehr verlassen, 2018 nur etwa 8.200, teilt die Bundeswehr auf Anfrage von trans aktuell mit.