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E-Lkw in der Werkslogistik von BMW Partner ziehen erste Zwischenbilanz

E-Lkw, BMW, Landshut, Framo, Schnellecke Foto: Thomas Küppers 4 Bilder

BMW setzt in seiner Werkslogistik in Landshut elektrische Lkw ein. Dort ersetzen die E-Lkw ihre Diesel-Pendants 1:1.

Sie sind fast nicht zu hören, dafür umso besser zu sehen: die E-Lkw im BMW-Werk in Landshut. Die elektrischen Fahrzeuge transportieren dort vom Versorgungszentrum aus Teile zu den Produktionslinien und fertige Komponenten zum Versand an BMW-Werke in aller Welt. „Mit diesem Versorgungszentrum konnten wir logistisch einen Befreiungsschlag landen“, erklärt Stefan Krurup, Logistikleiter des BMW-Werks Landshut.

Denn bevor das Versorgungszentrum vor etwa einem Jahr in Betrieb ging, wurde das BMW-Werk hauptsächlich mit Teilen aus externen Versorgungszentren versorgt. Das bedeutete auch, dass sämtliche Warenflüsse über Wohngebiete erfolgten – mit entsprechenden Belastungen für die Anwohner. Heute können die Lkw direkt von der Autobahn aus zum neuen Tor auf der Nordseite fahren, wo das Versorgungszentrum errichtet wurde. „Wir können das Material seither näher am Werk platzieren und rund um das Versorgungszentrum neue Technologien etablieren“, erklärt Krurup.

Interne Werksversorgung

Dazu gehört beispielsweise der Einsatz von vier E-Lkw. Schnellecke Logistics stellt diese BMW zur Verfügung. Als interne Werksversorgung sei das für Schnellecke eine Premiere, betont Cersten Hellmich, Leiter des Konzernbereichs Marketing und Kommunikation. Und auch mit vier E-Lkw gleichzeitig hat Schnellecke Neuland betreten. Zwar unterhielt Schnellecke schon vorher eine Kooperation mit BMW in Leipzig. „Doch war in Leipzig noch ein Prototyp im Einsatz“, betont Ties Babbe, Geschäftsführer bei Schnellecke Logistics im benachbarten BMW-Werk Dingolfing. „In Landshut kam die harte Praxis“, erklärt Babbe. Denn dort fahren die E-Lkw sechs Tage in der Woche 24 Stunden am Tag.

„Für den speziellen Einsatz im BMW-Werk Landshut mit zahlreichen Kurzstrecken und Stopps wäre ein Diesel-Lkw weniger geeignet“, betont André Beuchold, Geschäftsführer des E-Fahrzeugumrüsters Framo. Denn die Distanzen zwischen dem Versorgungszentrum und den einzelnen Fertigungshallen betragen nur zwischen zwei und fünf Kilometer. Bei diesen Kurzstrecken erreicht der Diesel nicht die nötige Temperatur, um die Abgasnorm zu schaffen. Auch Verbrauch und Verschleiß sind bei Diesel-Lkw auf Kurzstrecken bekanntlich höher.

Nur Rollgeräusche zu hören

Zu hören sind von den E-Lkw praktisch nur die Rollgeräusche der Reifen. Darüber hinaus haben die E-Lkw für BMW noch den Vorteil, dass sie emissionsfrei unterwegs sind. Dies wissen besonders die Werksmitarbeiter und die Anwohner des Gewerbemischgebiets zu schätzen. Wären für das BMW-Werk Landshut auch noch andere alternative Lkw-Antriebe denkbar gewesen? Krurup schüttelt den Kopf: „Andere Antriebe scheiden für die BMW-Werkslogistik in Landshut aus, zum Beispiel Erdgas, ob nun CNG oder LNG.“ Zwar sind Erdgas-Lkw etwas leiser als Diesel-Lkw, aber da sich das Landshuter BMW-Werk in einem Gewerbemischgebiet befindet, hat der Autobauer besondere Anforderungen beim Lärmschutz einzuhalten.

Nach einem Jahr E-Lkw-Einsatz sind sich die Partner BMW, Schnellecke und Framo einig: „Die E-Lkw ersetzen ihre Diesel-Pendants zu 100 Prozent.“ Und: „Wir werden den Einsatz der E-Lkw fortsetzen und bei Bedarf ausweiten.“

Den Vorteilen des elektrischen Lkw-Antriebs sind allerdings die höheren Kosten gegenüberzustellen – zum Beispiel für die Lade­infrastruktur oder die umgerüsteten E-Lkw an sich. So beziffert Beuchold die Kosten eines umgerüsteten E-Lkw auf das Zwei- bis Dreifache eines herkömmlichen Diesel-Lkw. Demgegenüber stehen jedoch wiederum niedrigere Wartungs- und Verbrauchskosten sowie geringerer Verschleiß. „Hier liegen die Einsparungen bei etwa 40 bis 60 Prozent, verglichen mit einem Diesel-Lkw“, so Beuchold.

Gesamtreichweite 80 Kilometer

Der Puffer der Batterien reicht, um die E-Lkw auf drei bis vier Umläufe zu schicken – ohne zwischenzuladen. „Die Gesamtreichweite beträgt rund 80 Kilometer“, erklärt Beuchold. Doch in der Praxis bei BMW in Landshut kommen die E-Lkw beim Be- und Entladen meistens für etwa 15 Minuten an die Steckdose. Jeweils am Wochenende erfolgt ein längerer Ladevorgang, um die Batterien komplett aufzuladen. Dies reicht dann, damit der Lkw die Woche mit den kleinen Zwischenladungen übersteht.

Zudem gibt es auch auf den Strecken einzelne Ladestationen. Der Hintergrund: Das ursprüngliche Konzept sah eine Zwischenladung bei jedem Be- und Entladen vor. Doch in der Praxis stellte sich heraus, dass der tatsächliche Verbrauch geringer ist. Daher reicht es aus, nur die Hälfte der Ladezyklen zu belegen und dafür auch gelegentlich unterwegs zu laden.

Batterien nicht zu tief entladen

Framo gibt für die Batterien eine Gewährleistung von vier Jahren oder 3.500 Ladezyklen – geht aber davon aus, dass bei schonendem Be-trieb und regelmäßiger Batteriepflege durchaus 6.000 Ladezyklen möglich sind. Ein Vollladezyklus bedeutet, die Batterie wird einmal vollständig ent- und geladen. Beuchold empfiehlt, die Batterien nicht zu tief zu entladen. „Der Ladezustand sollte sich zwischen 80 und 20 Prozent bewegen.“ Dies wirkt sich positiv auf die Lebensdauer und damit die Wirtschaftlichkeit aus.

Gibt es auch eine Anschlussverwendung für die Batterien? Die gibt es, betont Framo, beispielsweise für Batteriegroßspeicher oder Pufferspeicher. Der Lkw-Umrüster hat damit allerdings noch keine Erfahrung, da die Batterien noch nicht so lange im Einsatz sind.

Demontage des Dieselantriebs

Das Unternehmen aus Löbichau (Thüringen) rüstet die Lkw auf Basis von MAN-Lkw um. Dafür erwirbt Framo jeweils neuwertige Fahrzeuge des Lkw-Herstellers. Anschließend demontiert Framo alle Komponenten des konventionellen Dieselantriebs wie zum Beispiel die Abgasanlage, den Verbrennungsmotor oder den Adblue-Tank. An deren Stelle baut Framo die entsprechenden E-Komponenten ein.

Momentan hat Framo seine Fahrzeuge bei verschiedenen Kunden in der City- und Werkslogistik im Einsatz. „Die Erkenntnisse daraus fließen in die Weiterentwicklung unserer E-Trucks ein“, erklärt Beuchold. Um die wachsende Nachfrage nach umgerüsteten Lkw bedienen zu können, hat das Unternehmen eine neue Produktionshalle bezogen (siehe dazu auch das Interview in trans aktuell 18/2018, Seite 36).

Schnellecke plant ebenso eine Ausweitung der Einsätze mit E-Lkw. Hierzu hat sich Schnellecke kürzlich an einem Joint Venture beteiligt, in das auch die Erfahrungen aus Landshut einfließen sollen.

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