Die Personalnot bremst das Wachstum bei den Möbelspediteuren. Das wurde bei der AMÖ-Jahrestagung in Papenburg deutlich.
Der Fachkräftemangel setzt den Möbelspediteuren sehr zu. Dies wurde bei der Jahrestagung des Bundesverbands Möbelspedition und Logistik (AMÖ) deutlich. Jedes zehnte Unternehmen sieht deshalb nach Angaben von Präsident Frank Schäfer sogar seine Existenz bedroht. Eine Entspannung ist nicht in Sicht. "Obwohl die Löhne in den vergangenen zwei Jahren bereits um durchschnittlich zehn Prozent gestiegen sind", betont Schäfer. Um zusätzliches Personal zu finden, setzt die Branche auf weitere Anreize wie höhere Spesensätze oder außertarifliche Leistungen. Neueinstellungen kommen oft nur unter diesen Konditionen zustande. Dennoch stuft etwa ein Viertel der Mitgliedsunternehmen bei einer Befragung des AMÖ die Personalsituation als "bedrohlich" ein. Knapp mehr als die Hälfte empfindet sie als "schwierig", und knapp jedes fünfte Unternehmen bewertet sie mit "befriedigend".
Bereich E-Commerce wächst enorm
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen überlegen deshalb, den Betrieb zu verkleinern. Zwei von drei Unternehmen geben an, aufgrund des Personalmangels Investitionen, etwa in Fahrzeuge, Immobilien oder Lagerhallen, zurückzustellen. Neun von zehn Möbelspeditionen suchen dringend Berufskraftfahrer (C/CE), gefolgt von sonstigen Kraftfahrern (41 Prozent), Möbelfachkräften (73 Prozent) und Auszubildenden (33 Prozent). Im Bereich Möbelspedition mussten Unternehmen geplante Aufträge aufgrund des Personalmangels anderweitig vergeben oder konnten Neuaufträge erst gar nicht annehmen, berichtet Schäfer. Währenddessen wächst der Bereich E-Commerce enorm. So stieg der Umsatz im vergangenen Jahr um 10,9 Prozent, in der Summe auf rund 58 Milliarden Euro. Für die Warengruppe "Einrichtung'" war ein besonders hohes Wachstum von 7,1 auf 8,6 Milliarden Euro zu verzeichnen, was einem Plus von 20,3 Prozent entspricht. Dies führt naturgemäß zu einem höheren Sendungsaufkommen. Doch stoßen Bestrebungen der Verteilspediteure, die Kapazitäten durch neue Logistikflächen zu erhöhen, oft an Grenzen. So lassen sich verkehrsgünstig gelegene Immobilien meistens nicht erweitern, da angrenzende Grundstücke nicht verfügbar sind. "Insofern ist das eigentlich erfreuliche Mengenwachstum, das auch immer Zukunftssicherheit für die Betriebe bedeutet, auch ein Problem", stellt Schäfer fest.
Mehr Kooperation
Um der prekären Personalsituation entgegenzuwirken, möchte der AMÖ die Kooperation von Möbelhandel, -industrie und -logistik verbessern, beispielsweise mit der Zukunftsinitiative Möbellogistik (ZIMLog). Ziel ist es hierbei, Optimierungspotenziale über die gesamte Wertschöpfungskette zu nutzen. Im Fokus stehen dabei etwa die Zustände an Laderampen, die der AMÖ für weite Teile der Berufskraftfahrer als "inakzeptabel" bezeichnet. Eine Lösung soll das "Pilotprojekt Entladehelfer" bringen, das im Rahmen der ZIMLog entwickelt wurde. Es startete bereits am 10. September 2018 und dauert noch bis zum 19. Oktober 2018. Hierbei stellt ein Personaldienstleister beim Unternehmen Porta Möbel in Vennebeck (NRW) zwei ausgebildete Entladehelfer bereit. Ziel hierbei ist die Analyse, inwieweit künftig auf einen Beifahrer bei der Anlieferung von Möbeln verzichtet werden kann – sofern dieser nur als Unterstützung für die Entladung benötigt und nicht als zweiter Fahrer eingesetzt wird. Bei dem Einsatztest werden auch der Umgang mit Verspätungen und Wartezeiten an der Rampe beleuchtet.
Als wesentlichen Kostentreiber im Betriebsalltag macht der AMÖ die Lkw-Maut und deren Ausweitung aus. Allerdings lehne der AMÖ die geplanten Ausnahmen bei der Maut ab, etwa bei Fahrzeugen für land- und forstwirtschaftliche Zwecke mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 60 km/h, erklärt Vizepräsident Dr. Martin Ahnefeld. Geschäftsführer Dierk Hochgesang sekundiert: "Weitere Mautbefreiungen manifestieren Wettbewerbsverzerrungen gesetzlich." Diese Verkehre stehen im direkten Wettbewerb mit dem gewerblichen Güterkraftverkehr, der die Maut in voller Höhe leistet. Sorgen bereiten dem AMÖ zudem Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten. Bei größeren Fahrverboten sieht der Verband die Belieferung der Städte mit Gütern und Lebensmitteln nachhaltig gefährdet, ebenso wie die Entsorgung. Der AMÖ lehnt die Einführung einer blauen Stickoxidplakette deshalb ab und unterstützt hierbei die Haltung von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.