Transoflex sorgt in Bayern für die Verteilung der Corona-Impfstoffe. Die Logistik dazu musste in wenigen Tagen aufgebaut werden.
Die Impfung gegen Corona ist derzeit ein heißes politischen Eisen. Besonders die Art der Beschaffung der unterschiedlichen Impfstoffe durch EU und Bundesregierung steht vielerorts in der Kritik. Währenddessen sorgen Logistikunternehmen in den einzelnen Bundesländern mit ausgefeilten Konzepten für die pünktliche Belieferung der Impfzentren mit den vorhandenen Impfstoffen. Eine Aufgabe, die nicht nur logistisch hochkomplex ist, sondern auch mit zahlreichen Auflagen durch die auftraggebenden Bundesländer verbunden ist.
Transoflex liefert an bayrische Impfzentren
Dies zeigt das Beispiel Transoflex. Der Weinheimer Logistikdienstleister hat sich bereits seit vielen Jahren einen Namen als Transporteur von Impfstoffen, Arzneimitteln, Diagnostika und anderen medizinischen Produkten gemacht und von der bayrischen Staatsregierung den Auftrag für die Verteilung der Corona-Impfstoffe in Bayern erhalten. Der Weg der Impfstoffe führt dabei von den acht landesweiten Verteilzentren in die 96 bayrischen Impfzentren sowie in die von den kreisfreien Städten und Landkreisen bestimmten Lagerstätten.
Bis zum 11. März wurden von Transoflex bereits knapp zwei Millionen Impfdosen durch den Freistaat transportiert. Dabei müssen zwingend die GDP-Leitlinien für die Distribution von Humanarzneimitteln eingehalten werden, wozu auch die durchgehende Gewährleistung der Kühlkette zählt. „Während der gesamten Transportkette, also auch bei Zwischenlagerung und Umschlag, muss die jeweils vorgeschriebene Temperatur gewährleistet sein. Der Temperaturverlauf muss permanent elektronisch aufgezeichnet und manipulationssicher dokumentiert und gespeichert werden“, erklärt Wolfgang Albeck, CEO von Transoflex. Dies beinhalte auch die Erfüllung entsprechender Anforderungen an geeignete Lager- und Kommissionierstätten, Kühlfahrzeuge und Transportboxen sowie die Eignung und Schulung des Personals.
Nur wenige Tage Vorlaufzeit
Transoflex als Spezialist für Pharma und Healthcare erfüllt diese Bedingungen. Dies war auch notwendig, denn zwischen Ausschreibung und Auftragserteilung der Impfstofflogistik durch das bayrische Gesundheitsministerium lagen nur wenige Tage. „Nach der Auftragserteilung musste alles sehr schnell gehen“, erinnert sich Albeck. Zu den Hauptaufgaben gehörte es, Fahrzeuge bereitzustellen, Fahrer auszuwählen, diese speziell zu schulen und die Touren zu planen. Und das möglichst diskret: „Wie viele Fahrer wir auf welchen Touren einsetzen, dürfen wir nicht sagen. Es gibt zudem genaue Vorgaben, wo wir welche Impfstoffe abholen, zustellen, zwischenlagern und kommissionieren“, berichtet der Logisitikprofi.
Auch ein eigenes, bereits erprobtes Sicherheitskonzept setzen die Nordbadener in der Corona-Logistik ein. Dazu gehört die permanente Überwachung der Fahrzeuge genauso wie Zugangskontrollen, Führungszeugnisse und Videoüberwachung. Die bayrische Polizei entscheidet zudem aufgrund ihrer Einschätzung der Gefahrenlage, ob Impfstoff-Transporte von Polizeifahrzeugen begleitet werden.
Koordination der Transporte und der Impfstoffe
Die Effizienz der Logistik war für Transoflex die größte Herausforderung des Projekts, denn es galt Wege zu finden, wie die unterschiedlichen Lagerbedingungen der verschiedenen Impfstoffe berücksichtigt und gleichzeitig eine möglichst hohe Bündelung der Transporte erzielt werden kann. Dafür schuf das Unternehmen ein Koordinationsteam mit sieben Mitarbeitern, das sich an sieben Tagen pro Woche mit dem auftraggebenden Ministerium abstimmt und abklärt, wann und in welchen Mengen die Impfstoffe abgeholt und wohin sie zu welcher Zeit zugestellt werden sollen. Transoflex kann dabei auf das bereits bestehende eigene Netzwerk zurückgreifen und sieht auch kein Kapazitätsproblem, wenn die Zahl der Impfungen künftig steigen sollte: „Wir können jederzeit mehr Kapazität zur Verfügung stellen und sie kurzfristig verdoppeln, indem wir derzeit anders temperierte Laderäume mitnutzen“, erklärt der ehemalige DHL-Manager Albeck.
Transoflex darf in Bayern alle bisher in der EU zugelassenen Impfstoffe transportieren – auch den besonders sensiblen der Firma Biontech. Zwar sei für die Lagerung eine Temperatur von minus 70 Grad Celsius vorgeschrieben. Die Fahrt zu dem Impfzentren sei aber kein Problem: „Wir können die Zeit des Transports für ein kontrolliertes Auftauen mit aktiver Temperaturführung bei zwei bis acht Grad Celsius nutzen“, erklärt der Geschäftsführer. Der Impfstoff von Moderna werde hingegen in speziellen Boxen, die eine Transporttemperatur von minus 20 Grad Celsius einhalten können, transportiert. Am unkompliziertesten beim Transport seien der Impfstoff von Astra Zeneca und der vor Kurzem zugelassene Impfstoff von Johnson & Johnson, die ohne spezielle Thermoboxen bei zwei bis acht Grad ans Ziel gebracht werden.
Gegen eine Unterbrechung der Kühlkette
Für den Fall, dass ein technischer Defekt die Gefahr der Unterbrechung der Kühlkette mit sich bringt, setzt Transoflex auf redundante Systeme. Wenn ein System ausfällt, kann also ein anderes übernehmen. So wird zum Beispiel die Laderaumtemperatur nicht nur elektronisch übermittelt und gespeichert, sondern gleichzeitig auch mit einem Temperaturschreiber auf Papier dokumentiert. Die Temperaturinformationen erhält nicht nur der Fahrer, sondern auch die Disposition. Auch Kunde und Empfänger können sich per App und dem QR-Code auf jeder Sendung den Temperaturverlauf anzeigen lassen und daran entscheiden, ob die Wirksamkeit des Impfstoffes eventuell gefährdet ist.
Albeck sieht dennoch Möglichkeiten, die Effizienz der Impfstoffverteilung weiter zu erhöhen. „Gerade für kühlkettenpflichtigen Impfstoffe wie die von Astra Zeneca oder Johnson & Johnson kann ohne Weiteres eine bundesweit einheitlich organisierte Logistik geschaffen werden“, ist der Transoflex-Chef überzeugt. Das würde die Bundesländer entlasten und einen einheitlichen Standard bei der Belieferung in ganz Deutschland von den Impfzentren bis hin zu Arztpraxen oder Alten- und Pflegeheimen ermöglichen. Die Bündelung der Transporte würde außerdem die Transportkosten senken und die Umwelt schonen.
