Vom ungeliebten Stiefkind zum rentablen Geschäft: Wie der Logistikdienstleister BTK aus Rosenheim an Teilladungen Gefallen gefunden hat. Und welche Rolle ein neues IT-Tool dabei spielt.
Schluss mit Puzzeln, heißt die Devise beim Logistikdienstleister BTK aus Rosenheim. Aufwendig mussten die Disponenten bisher prüfen, welche Teile – beziehungsweise Teilladungen –zueinander passen. Nun hilft ihnen die IT dabei. Seit März ist ein gemeinsam mit der Uni St. Gallen entwickeltes System bei dem Unternehmen, das etwa 350 Mitarbeiter beschäftigt und rund 160 eigene Lkw betreibt, im Einsatz. Es baut auf das TMS Brabender Logistik Suite auf, und die erste Zwischenbilanz fällt laut Geschäftsführer Josef Heiß durchweg positiv aus.
Wie BTK die Auslastung um ein Fünftel erhöht
Anfangs waren die Bedenken groß. „Wollt Ihr uns wegrationalisieren?“, hätten die Disponenten gefragt. Doch BTK habe seine Mitarbeiter von Anfang an bei dem Projekt mitgenommen, sodass sie alle Entwicklungsstufen aus nächster Nähe mitverfolgen konnten. Die Vorbehalte hätten sich schnell gelegt, als sie das Potenzial des Systems erkannt hatten. Bereits zum Projektstart ergab eine Datenanalyse, dass sich die Auslastung mithilfe des Systems um ein Fünftel erhöhen lässt. Der Ehrgeiz war geweckt, das Projekt schnell an den Start zu bringen – vom Erstellen des Pflichtenhefts über die Programmierung durch eigene IT-Spezialisten bei BTK bis hin zur Testphase seien gerade mal neun Monate vergangen, berichtete Heiß kürzlich beim trans aktuell-Symposium zum Thema Teilladungen bei der Rüdinger Spedition in Krautheim.

Das System schüttet die Puzzleteile – sprich die bereits gemeldeten Teilladungen – nicht nur aus, sondern ordnet sie nach Belieben – zum Beispiel nach Regionen. Daraus ergeben sich die für die Disposition idealen Kombinationsmöglichkeiten. Und für Firmenchef Heiß ist die IT damit noch längst nicht ausgereizt. Im nächsten Schritt lassen sich die Erlöse anzeigen, Zeitfenster einbauen, verfügbare Lkw anzeigen oder Schnittstellen zu Frachtenbörsen aufbauen. Der Charme dabei: Die Disponenten können qualifiziert entscheiden, ob die Tour am besten durch die eigene Flotte, durch Partner oder das Teilladungsnetzwerk von Elvis befördert wird.
Gute Disponenten kaum mehr zu finden
Das neue Werkzeug erlaubt es BTK auch, bei Teilladungen weiter zu wachsen. Bisher waren die Möglichkeiten eingeschränkt, weil gute Disponenten laut Heiß kaum mehr zu finden sind – erst recht nicht Spezialisten für das Teilladungs-Segment. Nun kann die IT ein Stück weit den Engpass beim Personal schließen und dem Unternehmen dabei helfen, sich den LTL-Markt weiter zu erschließen. „Früher war die Teilladung das Stiefkind“, sagt Heiß zurückblickend – nun werde sie zum rentablen Geschäft. Um ein Viertel ist der Bereich innerhalb der vergangenen zwei Jahre bei den Rosenheimern gewachsen. Rund 100 der 700 Sendungen am Tag sind bereits Teilladungen – das ist für Geschäftsführer Heiß noch längst nicht das Ende der Fahnenstange.