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Benuta und BA Logistics Wie der Online-Teppichhandel funktioniert

Benuta, Teppiche, Onlinehandel, E-Commerce, BA Logistics, Teppichlager Foto: BA Logistics 4 Bilder

Der Online-Teppichhändler Benuta hat mit BA Logistics einen eigenen Fulfillment-Dienstleister gegründet. Warum das die richtige Entscheidung war und wie daraus sogar ein neues Geschäftsmodell entstanden ist.

Vom Schlafzimmer zum eigenen Logistikzentrum: Auch in der Logistik spiegelt sich die Erfolgsgeschichte von Monika Adler und Ali Bagheri mit ihrem Teppichhandel Benuta. Beide verkaufen während ihres Studiums auf Ebay und anderen Online-Marktplätzen Orientteppiche. Als Lager dient anfangs das eigene Schlafzimmer. 2007 folgt ein eigenes Büro mit Garage. Der eigene Online-Shop mit dem Namen „Benuta“ entsteht im Jahr darauf. 2011 steht ein weiterer Umzug an, die Lagerfläche beträgt nun 2.000 Quadratmeter. „Größe und Umsätze sind bei uns immer kontinuierlich gewachsen“, sagt Ali Bagheri, Geschäftsführer der Direct-to-Consumer-Marke.

Benuta, Teppiche, Onlinehandel, E-Commerce, BA Logistics, Teppichlager Foto: BA Logistics
Monika Adler und Ali Bagheri haben Benuta gegründet und führen das Unternehmen nach wie vor zu zweit.

2018 steht – rund 14 Jahre nach dem Start im Schlafzimmer – der größte Schritt an. Benuta zieht von Bonn nach Dormagen in ein Logistikzentrum mit 22.000 Quadratmetern Lagerfläche. Adler und Bagheri, die mittlerweile verheiratet sind und gemeinsam das Unternehmen führen, treffen eine weitere Entscheidung: Sie gründen eine eigene Logistikgesellschaft. BA Logistics wickelt Fulfillment und Versand nur für Benuta ab. „Die Logistik ist neben unseren Produkten einer der wichtigsten Punkte“, sagt Bagheri im Gespräch mit trans aktuell.

Eigene Logistikmarke für spezielle Anforderungen

Leider sei es unmöglich gewesen, einen passenden Fulfillment-Anbieter für Benuta zu finden. Das Problem: Die meisten Teppiche werden als Rollen transportiert – und darauf ist einfach niemand spezialisiert. Adler und Bagheri bauen daher gemeinsam mit Unternehmensberater Karim Haschemi, der bis dahin vor allem in Finanzfragen beraten hat, eine eigene Logistikmarke auf. Haschemi begleitet Bagheri auf dessen Reisen in die Herstellungsländer. „Ich kenne die Strukturen bei Benuta daher genau“, sagt Haschemi. Besonders wichtig sei die Planung, denn bis der Teppich beim Kunden landet, hat er eine lange Reise hinter sich.

Benuta, Teppiche, Onlinehandel, E-Commerce, BA Logistics, Teppichlager Foto: BA Logistics
„Ich kenne die Strukturen bei Benuta genau“, sagt Karim Haschemi, CEO BA Logistics.

Alles beginnt mit der Produktentwicklung. Sie dauert bis zu 1,5 Jahre. „Wir müssen wissen, was im nächsten Jahr auf dem Teppichmarkt gefragt ist – das ist sehr komplex“, sagt Bagheri. Der modische Aspekt sei ihnen sehr wichtig. Die Klassiker in Beige, Braun und Grau laufen laut Bagheri aber immer. Hergestellt werden die Teppiche in der Türkei, in Indien, China, Ägypten und Belgien. Das dauert wiederum etwa ein halbes Jahr. „Die Herstellungsprozesse sind sehr unterschiedlich“, sagt Bagheri. In Indien weben Menschen die Teppiche von Hand, in der Türkei erfolgt die Herstellung maschinell. „Wir müssen wissen, was vor Ort passiert, und die Lieferketten verstehen“, sagt Bagheri.

Engagement in den Herstellungsländern

Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle, natürlich auch die soziale. Benuta engagiert sich in den Herstellungsländern in sozialen Projekten, zum Beispiel beim Bau einer Mädchenschule an der Produktionsstätte in Indien. „Unsere Mitarbeitenden in Deutschland brennen dafür und wollen helfen“, sagt Bagheri. Was ebenfalls in den Ländern vor Ort geschieht: die Teppiche mit nachhaltigen Materialien produzieren und verpacken. Die Produkte bestehen mehrheitlich aus recyceltem Material wie Plastikflaschen oder nachwachsenden Rohstoffen. Mit dem Teppich „Kiah“, hergestellt aus recycelten PET-Flaschen, gewann Benuta 2022 den Green Product Award.

„Bei der Verpackung fragen wir uns: Was können wir bereits beim Hersteller vor Ort anders machen?“, sagt Haschemi. Zum Beispiel die Teppiche falten und in Kartons versenden, anstatt gerollt in Folie. Das geht aber nicht bei jedem Teppich. „Die Vorgaben erhalten wir von Benuta. Daraufhin schneiden wir die Kartonagen selbst zu“, sagt Haschemi, seit Oktober 2023 Geschäfsführer bei BA Logistics. Ist doch Folie nötig, wird sie anschließend wiederverwertet.

Ein Teppich wiegt sieben Kilogramm

Trifft die Ware im Lager in Dormagen ein, packen die Mitarbeitenden von BA Logistics sie aus und kümmern sich um die Lagerung. „Wir sorgen dafür, dass die Mitarbeitenden fast nichts Schweres heben müssen“, sagt Bagheri. Im Schnitt wiegt ein Teppich sieben Kilogramm. An den Arbeitstischen verpacken die Mitarbeitenden die Teppiche nach Eingang der Bestellung im Online-Shop. Für die Zustellung in Deutschland beauftragt BA Logistics KEP-Dienstleister wie DHL, UPS und DPD.

Kopfzerbrechen bereitet Bagheri und Haschemi die hohe Retourenquote. 26 Prozent beträgt sie in Deutschland, durchschnittlich rund fünf Prozent in anderen Ländern. Warum ist sie in Deutschland so hoch? Diese Frage können die beiden nicht beantworten. Bagheri verweist auf das Angebot, in einem ersten Schritt Muster zu bestellen und erst im zweiten Schritt den Teppich. „Die Logistik ist für den Großteil unserer CO2-Emissionen verantwortlich“, sagt Bagheri. Das liegt nicht zuletzt an den Retouren.

Ab April größtes Teppichlager Europas

Im Logistikzentrum wird die Retourenware wieder ausgepackt und gecheckt. A-Ware landet wieder im Verkauf, B-Ware im Outlet in Bonn, C-Ware kaufen zum Teil Drittstaaten. „Wir entsorgen tatsächlich keine Artikel, es sei denn, sie sind defekt und nicht mehr nutzbar. Der Anteil ist bei uns extrem niedrig, konkret bei 0,001 Prozent unserer Gesamtwaren “, sagt Haschemi.

Um die Abläufe im Logistikzentrum noch effizienter zu gestalten, stehen ab April 12.000 zusätzliche Quadratmeter zur Verfügung. „Wir haben die nächsten fünf Jahre geplant und benötigen noch mehr Logistikfläche“, sagt Bagheri. Auch nach dem E-Commerce-Boom während der Corona-Zeit wächst Benuta konstant. Mit einer Gesamtgröße von 34.000 Quadratmetern ist der Standort Dormagen dann das größte Teppichlager Europas. Ein spezieller Bereich für den Wareneingang entzerrt künftig den Lagerprozess. Im nächsten Jahr soll das erweiterte Warenmanagement-System einsatzbereit sein, das Künstliche Intelligenz (KI) nutzt.

Der jüngste Beweis, dass sich der Online-Teppichhandel für Logistikdienstleister lohnt, sind die zahlreichen Nachfragen anderer Anbieter. „Wir führen die ersten Gespräche und stellen unseren Service künftig auch anderen E-Commerce-Unternehmen zur Verfügung“, sagt Haschemi. So hat sich aus dem einstigen Teppich-Start-up Benuta schon ein zweites lukratives Geschäftsmodell entwickelt. Benuta und BA Logistics arbeiten natürlich weiterhin zusammen – und schicken die neuesten Teppich-Trends auf die Reise.

Zu den Unternehmen

Benuta

  • Geschäftsführung: Monika Adler, Ali Bagheri
  • Standorte: Bonn (Hauptsitz), Köln, Dormagen
  • Umsatz: 86 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2022/2023
  • (BA Logistics inbegriffen)
  • 140 Mitarbeitende (BA Logistics inbegriffen)
  • Eigene Shops in 14 Ländern, Versand in 27 Länder über die Domain benuta.eu
  • Reichweite: Täglich rund 1,5 Millionen Kunden im
  • Online-Shop, 400.000 Instagram-Follower

BA Logistics

  • Geschäftsführung: Ali Bagheri, Karim Haschemi
  • Standort: Dormagen
  • Logistikzentrum: 34.000 Quadratmeter Fläche auf einem Areal von 70.000 Quadratmetern, 30 Laderampen für die Be- und Entladung, Lagerkapazität für rund 1,5 Millionen Teppiche, Versandkapazität für bis zu 20.000 Pakete pro Tag
  • Nachhaltigkeit: 4.000 Quadratmeter Photovoltaik-Anlage,
  • 17 Wärmepumpen
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