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Bundesamt für Güterverkehr Drohende Überalterung bei Berufskraftfahrern

Tachograf, Stoneridge, SE5000, Exakt, EU 1266/2009 Foto: Stoneridge

Zwar arbeiten weiterhin mehr als eine halbe Million Menschen als sozialversicherungspflichtig beschäftigte Berufskraftfahrer. Doch die Kraftfahrer werden zunehmend älter und zu wenige Berufsneulinge rücken nach. Die männerdominierte Branche hat zudem große Probleme, qualifizierte Fahrer zu finden. Das hat das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in seinem sechsten Turnusbericht zur Arbeitsmarktsituation und den Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik deutlich gemacht.

In Deutschland gab es Ende 2013 nach Angaben des BAG 534.421 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Berufskraftfahrer. Damit ist ihre Zahl im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich geblieben. Sorge macht dem Bundesamt allerdings die Altersstruktur der Fahrer. Knapp 43 Prozent sind älter als 50 Jahre, knapp 25 Prozent sogar älter als 55 Jahre. Der prozentuale Anteil der Youngster unter den Berufskraftfahrern ist hingegen marginal – lediglich etwa 2,6 Prozent sind jünger als 25 Jahre. Im bundesweiten Durchschnitt der Beschäftigten gehören sechs Prozent dieser Altersgruppe an. Nur Frauen sind in der männerdominierten Branche als demografische Gruppe noch seltener vertreten. Ihr prozentualer Anteil lag Ende 2013 bei 1,7 Prozent, was einem Rückgang um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Im bundesweiten Durchschnitt waren im Jahr 2013 rund 46 Prozent der Beschäftigten weiblich.

Der Wettbewerb um gutausgebildete Fahrer wird nach Ansicht des BAG zunehmen. Im Bericht heißt es: „Wie andere Branchen muss sich die Güterverkehrs- und Logistikwirtschaft insoweit darauf einstellen, künftig mehr Ressourcen für die Mitarbeitergewinnung und -bindung aufzuwenden als bisher.“ Bisher greifen deutsche Güterkraftunternehmen allerdings verstärkt auf ausländische Arbeitnehmer zurück, um etwaige Lücken zu schließen. Die Zahl der ausländischen Berufskraftfahrer stieg im Vergleich zu 2012 um 1,2 Prozentpunkte auf 9,1 Prozent der Gesamtbeschäftigten. Dennoch wird nach Angaben des BAG bisher vergleichsweise wenig von der Möglichkeit der Arbeitnehmerfreizügigkeit Gebrauch gemacht. Auch würden ausländische Berufskraftfahrer in der Regel zu den gleichen Rahmenbedingungen wie deutsche Fahrer angestellt.

Qualifikation der Fahrer lässt zu wünschen übrig

Gegenwärtiges Hauptproblem ist nach Angaben des BAG nicht der generelle Mangel an Fahrern, sondern deren mangelnde Qualifikation. Speditionen hätten nach eigenen Angaben häufig Probleme bei der Stellenbesetzung – besonders gelte das für Stellen mit spezifischen fachlichen Anforderungen oder im Fernverkehr. Die von der Arbeitsagentur vermittelten Arbeitskräfte entsprächen nach Angaben der Unternehmen häufig nicht den eigenen qualitativen Anforderungen oder seien nur bedingt einsetzbar. Nach Angaben des BAG verfügen lediglich 58 Prozent der angestellten Berufskraftfahrer über einen anerkannten Berufsabschluss. Zahlreiche Kraftfahrzeugführer haben zudem als Quereinsteiger die Tätigkeit des Berufskraftfahrers aufgenommen und verfügen nicht über eine fachspezifische Ausbildung.

Das Gewinnen neuer Auszubildender für die Ausbildung zum Berufskraftfahrer gestaltet sich derweil nach Angaben des BAG schwierig. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge pro Ausbildungsjahr stagniert seit 2011. Zudem habe die Branche mit einer hohen Abbrecherquote zu kämpfen. Sie liegt bei 45,9 Prozent und ist damit die siebthöchste im bundesweiten Branchenvergleich. Nach Kenntnis des BAG brechen immer wieder Azubis ihre Ausbildung nach Erwerb des Führerscheins vorzeitig ab, um dann in einem anderen Unternehmen die Grundqualifikation zu erwerben. Dadurch könnten sie früher damit beginnen als Berufskraftfahrer zu arbeiten und dementsprechend früher mehr Geld verdienen. Die hohe Vertragslösungsquote sei auch der Grund, der viele Unternehmen nach eigenen Angaben davon abhält, in die Berufsausbildung einzusteigen.

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