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Auf Tour von Losice nach Moskau Mal eben die Seiten gewechselt

Poplawski Köpfe + Karrieren Foto: Poplawski 16 Bilder

Rafael Poplawski, Geschäftsführer von Transco East, begleitet vier Tage lang einen Transport von Markenschokolade.

Dass Rafael Poplawski es sich bequem macht, kann wirklich niemand behaupten. „Raus aus der Komfortzone“, hatte sich der geschäftsführende Gesellschafter der Transco East mit Sitz in Lübeck vorgenommen und kurzerhand seinen Chefsessel mit dem Beifahrersitz getauscht, um einen Transport für seine Spedition zu begleiten. Und auf die Frage, was ihn bei seinem Abenteuer am meisten überrascht habe, antwortet er kurz und knapp: „Negativ: die unfreundlichen Zollbeamten. Positiv: die sehr saubere Strecke durch Weißrussland.“

Mit Logistik in Osteuropa hat Rafael Poplawski als Transco-East-­Geschäftsführer seit 1996 zu tun; Er organisiert mit seinem Team jährlich etwa 4.000 Lkw-Ladungen in den Osten und hat im Laufe seiner Tätigkeit die Erfahrung gemacht: „Im Büro bekomme ich nur mit, wenn irgendetwas nicht funktioniert.“ Der verheiratete Familienvater kam 1971 im polnischen Danzig zur Welt, macht in seiner Freizeit gerne Sport und bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Harley-Fahrer. 1996 schloss er seine Ausbildung zum Speditionskaufmann in Bremen ab, arbeitete bei verschiedenen Speditionen und gründete im Jahr 2010 gemeinsam mit Christian Bücheler und Michael Staack die Transco East, ein Tochterunternehmen der Transco Süd in Singen.

Heute hat Transco East insgesamt 13 Mitarbeiter, zwei davon sind Azubis. 66 Paletten Markenschokolade mit einem Gewicht von 19 Tonnen hat Poplawski also im vergangenen Sommer vier Tage lang gemeinsam mit Sylwester Rozwadowski, Inhaber der polnischen Firma Rotex-Transport, vom polnischen Losice nach Moskau gefahren – „spezielle Sorten, extra für den russischen Markt“, wie Poplawski sagt. Fünf Schokoladen-Transporte pro Woche organisiert er regelmäßig für seinen langjährigen deutschen Kunden in die russische Hauptstadt.

Fahreralltag hautnah

Als Motiv für sein viertägiges Abenteuer nennt er: „Ich wollte selbst hautnah erleben, was die Fahrer in ihrem Alltag erleben.“ Gesagt, getan: Nach einer Vorbereitungsphase, in der er die nötigen Visa beantragte und den Kunden über sein Vorhaben informierte, ging es los. Poplawski und Rozwadowski haben also vier Tage und Nächte gemeinsam in der Kabine verbracht, hier bei schlechtem Wetter sogar Wasser gekocht und gefrühstückt. „24 Stunden hängt man dicht aufeinander – in einem Zugabteil hat man mehr Platz“, gibt der engagierte Spediteur zu bedenken, und das sei wohl auch der Grund dafür gewesen, dass ihn keiner so recht habe mitnehmen wollen. Schon seit zwei Jahren habe er nach einem Partner für sein Abenteuer gesucht. Und schließlich habe sein langjähriger Transportunternehmer und Freund angeboten, ihn mitzunehmen.

Rozwadowski fährt sonst nur dann selbst, wenn Not am Mann ist, oder auch, um Fahrer zu überprüfen. Andere Fahrer hätten übrigens sehr darüber gestaunt, dass mit diesem Zweiergespann die Chefs höchstpersönlich unterwegs waren. Als sehr nett und hilfsbereit habe er die „Kollegen“ in dieser Zeit erlebt. Als es regnete, seien sie abends gar zu viert in der Kabine ge­sessen, um sich zu unterhalten, auf zwei Quadratmetern. „In Polen beispielsweise haben Lkw-Fahrer ein ganz anderes Ansehen als in Deutschland – die verdienen dort gutes Geld, und viele von ihnen fahren auch gerne nach Russland.“

In seinem Reisetagebuch auf Facebook berichtet der engagierte Spediteur von herzlicher Gastfreundschaft, von prekären hygienischen Verhältnissen entlang der Strecke, von barschen Grenzern und stundenlangem stumpfsinnigen Warten auf die Abfertigung. Sein Fazit, das während seiner Reise reifte: Fahren bedeutet organisieren – und mit vielfältigen Entbehrungen klarzukommen. Ob er ein solches Experiment noch einmal wagt? „Ja, aber nur im Sommer – und dann auf einer anderen Route.“

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
trans aktuell Titel 05 2019
trans aktuell 05 / 2019
15. Februar 2019
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