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App für Paketempfänger Keine Sendung mehr verpassen

boxmesh App Foto: Boxmesh

Mit einer neuen App sollen künftig alternative Empfänger für Pakete ermittelt werden.

Jeder von uns hat es schon erlebt. Schnell etwas im Internet bestellt, aber nicht darüber nachgedacht, dass die Sendung ja auch in Empfang genommen werden muss – am besten an der eigenen Haustüre. Die Nachricht des Zustellers liegt im Briefkasten, man soll das Paket ab dem nächsten Tag im Shop abholen, weil sich auch kein Nachbar fand, der es hätte annehmen können. Das ist ärgerlich, für Empfänger und Zusteller gleichermaßen. "Häufig sind die Öffnungszeiten der Shops aber nicht gerade kundenfreundlich und am Ende bleibt nichts übrig, als sich samstags mit allen anderen Paketempfängern in die Schlange zu stellen", sagt Michael Zölzer, Geschäftsführer des Start-ups Boxmesh mit Sitz in Gilching bei München.

Das hat den Unternehmer auf die Idee gebracht, eine App zu entwickeln, über die Anwender in der Lage sind, Nachbarn zu finden, die sich bereit erklärt haben, Pakete anzunehmen. "Man kann sich darüber einfach den Nachbarn aussuchen und mit ihm über eine Chat-Funktion in Kontakt treten", erläutert er.

Nachbarn sollen automatisch informiert werden

Erklärt sich der Nachbar einverstanden, wird seine Adresse sichtbar. Soll also diese Person das Paket annehmen, klickt der Empfänger auf das entsprechende Symbol. Automatisch erscheint der Hinweis, dass er dem Nachbarn die Trackingnummer oder einen kleinen Hinweis zum Paket mitgeben soll. Drückt er schließlich auf "speichern", wird er informiert, dass gerade ein Paket an seine Adresse bestellt wurde. Über die Sendungsverfolgung der Paketdienste kann der Anwohner abrufen, wann der Zusteller bei ihm klingelt. "Das wollen wir noch automatisieren, damit der Nachbar nichts mehr machen muss, sondern automatisch die Info vom Zusteller bekommt", sagt Zölzer.

Das Ganze funktioniert bislang noch parallel zur Bestellung im Online-Shop. Daher sei Boxmesh im Gespräch mit Online-Händlern, die Funktion direkt in den Bestellvorgang als eine Art Shopmodul einzubauen, sodass der Anwender nicht mit zwei Geräten hantieren muss. Außerdem will das junge Unternehmen die Nachbarn mit Profilen hinterlegen, sodass sich der Empfänger einen besseren Eindruck seiner potenziellen Paketannahmestelle machen kann. Auch soll es künftig möglich sein, anhand von Bewertungen zu sehen, ob derjenige, der die Sendung annimmt, auch vertrauenswürdig ist. Zum Abschluss, wenn der Bewohner von nebenan das Paket angenommen hat, kann er mit Boxmesh die Trackingnummer scannen, die mit der im System gespeicherten Nummer abgeglichen wird. Daraufhin bekommt der originäre Empfänger die Nachricht, dass der Nachbar die Sendung angenommen hat. Über die Schnittstellen der Logistiker geht außerdem eine Information raus, dass das Paket zugestellt wurde.

"Mithilfe von Boxmesh können sich Nachbarn besser vernetzen"

Mit der Chatfunktion stehen beide in direktem Kontakt und können wiederum einen Abholtermin vereinbaren. Der Empfänger kann beispielsweise fragen, ob es in Ordnung ist, dass er am Tag der Zustellung noch um 21.30 Uhr vorbeikommt und muss nicht grübeln, ob er den Anwohner stört, wenn er einfach so bei ihm klingelt. Weiterer Vorteil: "Mithilfe von Boxmesh können sich Nachbarn besser vernetzen und persönlich kennenlernen – was in Städten häufig nicht mehr so üblich ist", sagt Zölzer. Boxmesh ist Anfang 2015 gestartet und wurde als Start-up zunächst über ein EU-Förderprogramm finanziert. Inzwischen finanziert die European Space Agency (ESA) mit ihrem Business Incubation Centre (BIC) das junge Unternehmen, da es als sogenannter Location-based Service Satellitentechnik bei sich einsetzt. Diese Förderung läuft noch bis Januar 2017. Bis dahin muss Boxmesh eine Lösung gefunden haben, selbst Geld mit seiner Anwendung zu verdienen. Möglich sei, den Onlinekäufern eine kleine Gebühr zu berechnen, von der ein Teil an Boxmesh und einer an die annehmende Person geht.

Denkbar sei ebenfalls, dass Besteller und Nachbar das unter sich regeln und Boxmesh sich eine kleine Gebühr bei den Paketzustellern, die letztendlich ja Einsparungen generieren, oder den Händlern abholt. "Momentan testen wir noch viel, um herauszufinden, was den Kunden gefällt und was wir noch verändern und verbessern müssen", sagt der Geschäftsführer. So sei derzeit etwa der Registrierungsprozess noch etwas kompliziert. "Das ändern wir gerade, selbstverständlich ohne den Datenschutz dabei zu verletzen", fügt er hinzu.

Die App befindet sich bislang in der Erprobungsphase

Der Anwender sieht in Zukunft zunächst die Übersichtskarte und muss sich erst registrieren, wenn er interagieren möchte. "Möglicherweise profitiert auch der lokale Handel von unserer App", sagt Zölzer. Weil er über die Anwendung als Nachbar ebenfalls Pakete annehmen kann, holt er sich potenzielle Kunden in sein stationäres Ladengeschäft und kann sich aktiv um sie bemühen. Er muss kein Wohnnachbar, sondern kann eben auch ein Geschäft, Kiosk, Restaurant, Hotel oder eine Tankstelle in der Umgebung sein. Boxmesh funktioniert als sogenanntes Peer-to-Peer-Netzwerk mit Zustelldiensten wie DHL, DPD, Hermes, UPS, Fedex, GLS sowie Liefery. Derzeit läuft in Oldenburg in Niedersachsen ein Pilotprojekt gemeinsam mit dem Briefdienst Citipost Nordwest. "Wir testen gerade, inwieweit wir deren Kapazitäten für die Paketzustellung nutzen können", erläutert der Boxmesh-Chef.

Zunächst sollen sich die Partner als Annahmestelle mit ihrem Netzwerk zur Verfügung stellen, sozusagen als Ersatzempfänger, der in der Nähe ist. "Möglich ist aber auch, das in Richtung Zustellung auszuweiten", fügt er hinzu. Der Paketdienst bringt demnach die Sendungen zur Citipost und diese erledigt dann die letzte Meile zum Endkunden. Bislang befindet sich die Boxmesh-App noch in der Erprobungsphase. Das System soll aber weiter geöffnet werden. Interessierte finden Boxmesh im Appstore für Android sowie iOS unter der Kategorie Shopping, um die Verbindung zu den Onlineshops zu schaffen. Holt sich ein Kunde dort beispielsweise die Zalando-App, findet er unter "Das könnte Sie auch interessieren" die Boxmesh-App. Auch Lebensmittelonlinehändler spricht das Unternehmen gezielt an. "Gerade in dem Bereich ist es wichtig, dass das Paket schnell beim Kunden ankommt, also beispielsweise am Dienstag und nicht erst am Samstag", sagt Zölzer.

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