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Tapa-Chef Thorsten Neumann im Interview Ladungsdiebstahl und Cyberangriffen vorbeugen

Foto: Fotolia/Michael Borgers, Tapa

Die Anforderungen an die Sicherheit der Lieferkette ändern sich, die Herausforderungen im Kampf gegen Kriminalität werden größer. Die Fachzeitschrift trans aktuell hat mit Thorsten Neumann, dem Vorsitzenden der Industrievereinigung Tapa, gesprochen.

trans aktuell, Herr Neumann, wo liegt für Sie der Schwerpunkt, wenn es um Sicherheit geht?

Bei Tapa geht es darum, physische Transporte abzusichern, das ist unser Bereich. Cybersecurity ist dabei ein sehr wichtiges Thema, auf das wir uns auch für die Zukunft ausrichten. Wir haben jetzt eine eigene Gruppe dafür, die daran arbeitet, unsere Standards in allen Bereichen anzupassen. Es geht auch darum, Cyber-Angriffe - wie beispielsweise GPS-Jamming - abzupuffern.

Es gibt Kriminelle, die sich in Systeme einhacken, aber es läuft ja nicht alles im virtuellen Raum ab. Ihre Unternehmen haben es ganz real auch mit herkömmlichen Planenschlitzern zu tun.

Das ist richtig, die Spannbreite, die wir abdecken müssen ist sehr groß. Als Industrieverband haben wir das Problem, dass uns die gesamte Lieferkette interessieren muss. Wir fangen im übertragenen Sinne beim Fußgänger an, dann kommt das Rad, Straße und Schiene, der Transport durch die Luft und über das Meer - und das alles in Verbindung mit dem Austausch von Daten.

Wie kann man das in den Griff bekommen?

Da das Spektrum so groß ist, müssen wir immer mehr auf Experten zurückgreifen. Was Big Data angeht, so wollen wir als Industrieverband einen Standard schaffen, der die heutigen Risiken minimiert, aber natürlich auch die Risiken in den nächsten drei bis fünf Jahren. Gerade die Technologie, die sehr schnell wächst, ist diejenige, die uns am meisten gefährdet. Wenn eine neue Technologie kommt, haben die Kriminellen sie auch schon, wenn wir uns damit schützen, wird sie von ihnen genutzt, um uns anzugreifen.

Das ist ein Wettrüsten.

Ja, genau. Aber grundsätzlich kann Technologie den Menschen nicht komplett ersetzen. Es ist ganz toll, mal einen Roboter oder eine Sicherheitsdrohne zu sehen, aber selbst mit fahrerlosen Lkw brauche ich jemanden in der Zentrale, der bestimmt, welche Route gefahren werden soll. Wenn sich hier Kriminelle einklinken, wird ein Überwachungsmechanismus benötigt.

Besteht die Gefahr, dass sich nur die ganz großen Unternehmen Sicherheitssysteme leisten können und die kleinen und mittleren Betriebe dem erhöhten Anspruch nicht gewachsen sind?

Wir bekommen sehr viele Informationen zu anstehenden Problemen aus der Industrie, zu denen wir Lösungsvorschläge machen. Wir haben festgestellt, dass die kleineren Firmen bei der Umsetzung wesentlich schneller sind. Gerade Mittelständler kommen mit viel besseren Innovationen, die unser Risiko minimieren, als die großen Unternehmen, weil sie viel schneller und flexibler agieren können. Was die finanziellen Ressourcen angeht, so ist beispielsweise ein GPS-System ja längst nicht mehr so teuer wie früher. Natürlich kann es aber sein, dass die Großen Veränderungen letztlich schneller implementieren, weil sie mehr Ressourcen haben.

Wie kommunizieren Sie untereinander?

Wir haben viele Interessengruppen zu Standards - Standards in Lageräusern, zu Lkw oder Parkplätzen. Und da holen wir uns dann die Experten ran. So arbeiten viele Mittelständler an den Sicherheitsanforderungen für Lkw, eigentlich ist in der Gruppe nur ein Großunternehmen dabei. Im Warehouse-Bereich wiederum sind fast nur Global Player vertreten, weil die mit ihren hunderten von Lagern natürlich eine ganz andere Bandbreite abdecken. Im Parkbereich arbeiten wir mit großen Versicherern und Verbänden, auch öffentlichen, zusammen.

Künftig wollen Sie auch Schienen-Operateure einbeziehen, um sicher auf der Seidenstraße unterwegs zu sein.

Mitglieder wie HP lassen ja schon länger Transporte per Zug Richtung China laufen und kooperieren beispielsweise mit DB Schenker. Wir arbeiten in diesem Bereich an Zertifizierungen, aber bis zur Fertigstellung wird es noch ein bisschen dauern.

Und dann haben Sie sich mit der IRU zusammengetan, um die Fahrer in punkto Sicherheit zu schulen.

Wir haben für eine Online-Applikation unser Fachwissen beigetragen, so dass sich die Fahrer in drei Stunden weiterbilden können, um Gefahren zu vermeiden. Das Risiko, überfallen zu werden, ist für sie ja größer, als an einem Unfall auf der Straße beteiligt zu sein. Der Fahrer ist immer das schwächste Glied in der Transportkette, und er sollte wissen, wo die Gefahren lauern.

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Jan Bergrath Jan Bergrath Journalist
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