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Kühne + Nagel Partner gesucht

Konzept, Kühne + Nagel, Landverkehr Foto: Rathmann

Für 2014 strebt Kühne + Nagel für den Landverkehr schwarze Zahlen an. Entsprechende Erfolge verspricht sich Spartenvorstand Stefan Paul von einer höheren Effizienz. Für die Europaverkehre will er Mittelständler für eine Kooperation gewinnen.

Der Logistikdienstleister Kühne + Nagel beschreitet neue Wege. Er geht bewusst auf mittelständische Speditionen zu und bietet ihnen eine Partnerschaft beim Aufbau von gemeinsamen europäischen Verkehren an. Im nationalen Stückgutgeschäft in Deutschland bleibt dagegen alles beim Alten: Dort gibt das Unternehmen ein Bekenntnis zur Stückgutkooperation IDS ab, wie das Geschäftsleitungsmitglied für den Landverkehr, Stefan Paul, im Gespräch mit trans aktuell-Redakteur 
Matthias Rathmann sagt.

trans aktuell: Herr Paul, Sie sind vor einem Jahr zu Kühne + Nagel zurückgekehrt und seitdem als Geschäftsleitungsmitglied für den Landverkehr verantwortlich. Wie lange hat es gedauert, sich im Unternehmen wieder heimisch zu fühlen?

Paul: Das hat nicht lange gedauert. Das Unternehmen ist in den 15 Jahren meiner Abwesenheit deutlich gewachsen. Trotzdem hatte ich nach wenigen Tagen schon das Gefühl, nie weg gewesen zu sein. Dass mir alles vertraut vorkam, liegt an der unveränderlichen DNA des Unternehmens. Die sieht eine ständige Fokussierung auf Kunden, Produkte und Kosten vor.

Der Landverkehr ist bei Kühne + Nagel das Sorgenkind. Ihre Mission lautet, ihn in die Gewinnzone zu führen. Wie groß ist der Erfolgsdruck, der auf Ihnen lastet?

Ich würde eher von einem Ansporn als von einem Erfolgsdruck sprechen. Den Turnaround herbeizuführen, bedeutet eher positiven Stress als Druck. Das Ganze hat also seinen Charme, und es ist ja auch kein unkalkulierbares Abenteuer; ich hatte ausreichend Zeit, mich gedanklich vorzubereiten.

Da drängt sich die Frage auf, ob Sie den Aktionären dieses Jahr schon schwarze Zahlen melden können?

Im vergangenen Jahr haben wir uns beim Ergebnis ab dem zweiten Quartal kontinuierlich gesteigert. Diese positive Entwicklung setzt sich seit Beginn dieses Jahres fort. Es geht also in die richtige Richtung. Das stimmt mich sehr zuversichtlich, dass der Landverkehr 2014 schwarz wird.

Welche Umsatzrendite schwebt Ihnen dabei mittelfristig für Ihre Sparte vor?

Zuerst geht es um eine Stabilisierung, erst dann sollte man über Margenziele reden. Es gibt zwar eine interne Planung, die wir aber nicht kommunizieren. Nur so viel: Es ist kein Geheimnis, dass die Margen im Branchenschnitt für gewöhnlich zwischen 1,5 bis 2 Prozent liegen. Diesen Korridor peilen auch wir in einem ersten Etappenziel an.

Wo wollen Sie konkret ansetzen, um die Profitabilität zu erhöhen?

Ich habe mir Kunden-, Produkt- und Ertragsstrukturen genau angeschaut und analysiert. Im zweiten Schritt haben mein Team und ich fünf Handlungsfelder herausgearbeitet: Mit Priorität müssen wir uns künftig auf Vertrieb und Preise, aber auch auf IT-Strukturen, Frachteinkauf und die Effizienz unseres europäischen Stückgutnetzwerks konzentrieren.

Können Sie skizzieren, was jeweils in den unterschiedlichen Bereichen geschehen soll?

Beim internationalen Stückgut geht es zum Beispiel um eine optimale Netzwerkplanung, bei der das Europahub in Hauneck eine wichtige Rolle spielt. Was die IT betrifft, unterhalten wir als Folge unserer Akquisitionen europaweit mehr als zehn Transport-Management-Systeme. Diese Zahl müssen wir reduzieren. Und beim Frachteinkauf streben wir eine stärkere Zentralisierung sowie Transparenz an. Das dürfte sich lohnen: Immerhin kauft Kühne +
Nagel im Landverkehr jährlich Frachtleistungen im Volumen von rund zwei Milliarden Schweizer Franken ein.

Müssen sich Ihre Frachtführer in dem Zusammenhang Sorgen machen?

Mehr Geld ausgeben kann ich jedenfalls nicht. Umgekehrt gilt aber auch, dass es nicht nur um den Frachtpreis geht. Wir befassen uns mit Prozessen, die wir verbessern wollen. Wir sind in vielen Bereichen noch zu sehr im Oneway-Verkehr unterwegs, Ziel muss es sein, vernünftige Rundläufe zu gestalten. Davon profitieren dann auch unsere Frachtführer. Insgesamt geht der Trend beim Frachteinkauf zu weniger, aber stabileren Partnerschaften mit jeweils höherer Auslastung.

Was hat es mit der höheren Transparenz beim Frachteinkauf auf sich?

Wir fassen alle Partner und Lieferanten sowie die zugrunde liegenden Konditionen in einem zentralen Tool zusammen. Ende 2013 haben wir begonnen, das betreffende System auszurollen. Generell kann man von überall aus darauf zugreifen. Das bringt eine maximale Transparenz. Der Umfang des Zugriffsrechts hängt dann von Funktion und Hierarchie des jeweiligen Mitarbeiters ab.

Deutlich länger wird es dauern, Fortschritte bei der Integration der Transport-Management-Systeme zu erzielen.

Stimmt. Wir müssen drei Jahre einplanen, um die zahlreichen Systeme auf eine Handvoll zu reduzieren. Ebenso lange wird es dann dauern, alles auf nur ein System zuzuschneiden.

Ist das überhaupt realistisch? Wenn ja – welches System wird das Rennen machen?

Ein einziges Transport-Management-System für unseren gesamten europäischen Landverkehr muss das Ziel sein. Durchsetzen wird sich dabei eine interne Lösung, die wir im Zuge der 2009 erfolgten Akquisition der französischen Alloin-Gruppe erworben haben. Dieses System hat noch viel Potenzial und lässt sich für unsere Zwecke sinnvoll weiterentwickeln.

Vom IT-System zum Stückgut-Netzwerk: Fühlen Sie sich innerhalb von Deutschland weiter wohl als Mitglied der IDS-Familie?

Ja, Kühne + Nagel bleibt in der IDS-Familie. Es ergibt gar keinen Sinn, innerhalb von Deutschland mit einem eigenen Netz dagegen halten zu wollen. Dazu bräuchte man etwa 40 Standorte. Kühne + Nagel hat aktuell halb so viele, von denen elf bereits bei IDS sind – und dort auch gut aufgehoben sind. Anders verhält es sich mit Blick auf die europäischen Stückgutverkehre: Die gestalten wir in Eigenregie, wobei wir durchaus offen für interessierte Partner sind.

Das dürfte manch einen Mittelständler neugierig machen. An welche Art von Kooperation denken Sie?

Ich kann mir eine sehr enge Kooperation mit mittelständischen Speditionen vorstellen. Wir schlagen damit einen neuen Weg ein. Der mögliche Speditionspartner hätte die Chance, unser Netz zu nutzen, und natürlich würde dieses von seinen zusätzlichen Mengen profitieren. Es würde sich um eine echte Kooperation handeln. Wir haben also nicht die Absicht, jemandem unseren Kühne + Nagel-Stempel aufdrücken zu wollen.

Welche Art von Speditionen sprechen Sie an?

Sie sollten die "Platzhirsche" in ihren jeweiligen Märkten oder Regionen sein, die Anschluss an ein europäisches Netzwerk mit einer hohen Qualität suchen. Es geht – wie gesagt – ausdrücklich nicht um innerdeutsche Transporte, sondern um grenzüberschreitende. Die jeweiligen Partner sollten über eine gute Kundenbasis verfügen und prozessorientiert arbeiten, logischerweise in Abhängigkeit von entsprechenden Leistungskennzahlen. Interessierte Spediteure dürfen sich gerne direkt an mich wenden.

Ersetzen Kooperationen künftig Übernahmen?

Unser Fokus liegt künftig auf organischem Wachstum, nicht auf Übernahmen. Akquisitionen sind in Westeuropa erst einmal nicht geplant – es sei denn, es bietet sich eine extrem gute Opportunität. Die sehen wir zurzeit aber nicht.

Wie groß ist Ihr Ehrgeiz, Dinge mit eigenem Equipment zu bestreiten – sprich: im Selbsteintritt tätig zu werden?

Wir verfolgen primär ein Asset-Light-Konzept. Insofern wollen wir den Asset-Anteil nicht erhöhen, ihn aber auch nicht dramatisch reduzieren. Aktuell betreiben wir in Europa eine eigene Flotte von etwa 1800 ziehenden Einheiten und rund 6.000 Aufliegern. Eben erst haben wir die ersten Euro-6-Lkw bestellt.

Wo kommen die eigenen Fahrzeuge zum Einsatz?

Auf den Relationen, wo wir sie benötigen und sie uns angesichts der Marktschwankungen Luft zum Atmen geben. Der Einsatz ist ferner bei unseren branchenbezogenen Dienstleistungen sinnvoll: in den Bereichen Pharma, Hightech und Automotive. Was den letzten Punkt betrifft, sind wir dabei, eine Inbound-2-Manufacturing-Lösung an den Start zu bringen. Die werden wir dann im Laufe des Jahres vorstellen.

Zur Person

Stefan Paul, Jahrgang 1969, ist seit Februar 2013 das für den Landverkehr verantwortliche Geschäftsleitungsmitglied beim Logistikdienstleister Kühne + Nagel. Paul kehrte nach 15 Jahren wieder zu dem Schweizer Unternehmen zurück, denn bereits von 1990 bis 1997 war er dort in unterschiedlichen Funktionen tätig, zuletzt als Leiter des Landverkehrsterminals in München. Danach wechselte er zur Spedition Danzas, die zu dieser Zeit von der Deutschen Post DHL übernommen wurde. Bei DHL machte er weiter Karriere und stieg im Februar 2010 zum Vorsitzenden der Geschäftsführung von DHL Freight Deutschland auf. Sein Handwerk hat Paul von der Pike auf gelernt: Ende der 80er Jahre absolvierte er eine Ausbildung zum Speditionskaufmann bei der damaligen Rhenania-
Organisation.

Die Strategie Road 2 Profit

Die Strategie: Kühne + Nagel hat die Strategie "Road 2 Profit" im Sommer 2013 verabschiedet. Sie soll zunächst bis Ende 2016 laufen. Die Zwischenschritte werden monatlich kontrolliert. Die Ausrichtung bezieht sich auf Kunden und Produkte.
Die Bereiche: "Road 2 Profit" erstreckt sich, was die Produktseite angeht, auf drei Bereiche: Stückgut, Teil- und Komplettladungen sowie Spezialnetzwerke.
Internationales Stückgut: Die entsprechenden Angebote laufen fortan unter dem Namen KN Euro Link. Unter diesem Dach sind auch Spezialangebote angesiedelt.
Teil- und Komplettpartien: Kühne + Nagel will die europäischen Teil- und Komplettladungsverkehre ausbauen und effizienter gestalten. Eine stärkere Zentralisierung des Frachteinkaufs und der Ausbau der Rundläufe sollen positive Effekte bringen.
Spezialnetzwerke: Beispiele sind KN Pharma Chain für die Pharmabranche, KN Secure Chain für hochwertige und Diebstahl-gefährdete Güter und eine Automotive-Lösung, die in Bälde präsentiert werden soll. Hinzu kommen maßgeschneiderte Angebote in den Bereichen Messen/Events sowie Öl/Gas.

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