Volvo FH16 „Titan“ Vollausstattung macht einen Giganten aus

Supertruck Skänoy, FF 6/2020, Volvo FH Foto: Felix Jacoby 15 Bilder

Mächtig kommt der Volvo der norwegischen Transporteursfamilie Skårnøy daher. Auf den ersten Blick gar nicht so auffällig, ist er bei genauer Betrachtung ein echter Titan.

Supertrucks zu finden und zu fotografieren, ist in diesen Krisenzeiten kein leichtes Unterfangen. So hat es uns an die westnorwegische Küste verschlagen, auf die der Stadt Trondheim vorgelagerte Halbinsel Rissa. Sie ist die Heimat der Familie Skårnøy, wo der Urgroßvater schon mit Pferdekutschen schuftete und der Großvater John 1946 mit einem Ford Benziner das heutige Transportunternehmen gründete. Auch für seinen Sohn und seinen Enkel, die heutzutage die Firma am Laufen halten, sind Lkw weit mehr als nur beliebige Mittel zum Zweck.

Bei Glätte kommt er lässig voran

Doch das Vorhaben, das neueste Pferd im Stall zu porträtieren, einen Volvo FH16, gestaltet sich zunächst nicht ganz einfach. Denn während zu Ostern das Wetter in Mitteleuropa die Menschen zum Angrillen lockt, bricht über die norwegische Westküste eine Serie von heftigen Schneefällen herein. Aber das zeigt die Stärken dieses Volvo: Er hat nämlich zwei angetriebene Achsen, wovon sich die hintere liften und vom Antriebsstrang entkoppeln lässt. Das gab es zuvor nur beim finnischen Hersteller Sisu. Volvo hat das Verdienst, diese Technik auch in der Großserie anzubieten. Leider hält sich die Verbreitung dieser genialen Konfiguration bei Lkw mit nur 40 Tonnen Gesamtgewicht in Grenzen, weil sie einiges wiegt. Aber bei den Norwegern sind als Sechsachser 50 Tonnen Lastzuggewicht erlaubt. Und bei glatten Straßen darf die hintere Achse kurzfristig auch bei Volllast geliftet werden. Dann drücken im Extremfall bis zu 21 (!) Tonnen auf die Antriebsachse. Da kommt man vielerorts bei Glätte noch lässig voran, wo andere längst mit ihren Stahlketten um Traktion kämpfen. Und da der prächtige Volvo sogar noch ausfahrbare Schleuderketten hat, lässt sich Jim Skårnøy auch von den wildesten Bedingungen nicht abschrecken.

Das Protzen mit PS-Zahlen liegt ihm fern, und so sind er und sein Vater Jomar auf die Idee gekommen, den mit 750 PS maximal motorisierten Sechszylinder als FH16 "Titan" zu bezeichnen. So hießen von 1951 bis 1973 nur die stärksten Lastwagen von Volvo – eine schöne Idee, das wieder aufzugreifen. Doch dieser Lastzug ist mit seiner absoluten Vollausstattung und seinen zusätzlichen Extras auch sonst ein wahrhaftiger Gigant der nordischen Fernstraßen geworden. Selbst der isolierte Tankauflieger von VM Tarm, einem dänischen Hersteller von Spezialaufbauten, ist nach Ansicht der Skårnøys das Beste, was es für sie auf dem Markt zu kaufen gibt.

Supertruck Skänoy, FF 6/2020, Volvo FH Foto: Felix Jacoby
Der Volvo ist vom Feinsten ausgestattet. Damit macht es seinem Fahrer größtes Vergnügen, über die einsamen Straßen des Nordens seine Bahn zu ziehen.

Unglaubliche Ausstattung resultiert in hohem Eigengewicht

Gefahren wird im wahren Sinne des Wortes heiße Ware, mal national, meist international. Jims Lastzug bringt meist ein mit 100 Grad Temperatur verladenes Wachs aus Südschweden in die Nähe seines Heimatorts. Damit werden Fischfutterpellets eingekapselt und zugleich ihrer Zielgruppe noch schmackhafter gemacht. Wenn er nach zwei Tagen Fernfahrt beim Kunden eintrifft, ist die Temperatur der Fracht gerade einmal um rund zehn Grad gefallen. Bei gut 20 Tonnen Eigengewicht dürfen legal immer noch 30 Tonnen Flüssigkeit geladen werden. Das hohe Eigengewicht resultiert zum einen aus der aufwendigen Isolierung, zum anderen aus der unglaublichen Ausstattung. Die Skårnøys schwärmen von ihrem Fahrzeugbauer Multiservice aus Overhalla bei Namsos, etwa drei Fahrstunden nördlich ihrer Heimat. Auch das ist bei Weitem nicht die billigste, für sie aber die beste Adresse, um mit optimaler Technik auch für schwierige Aufgaben gerüstet zu sein. Dazu gehören ein multifunktionaler Kompressor, eine clevere Bordhydraulik, ein beheizter Schrank hinter der Kabine für die Arbeitskleidung, aber auch Rammschutz, reichlich Zusatzscheinwerfer (in Norwegen seit Herbst 2018 ohne Einschränkung zulässig), Rahmenverkleidung und vielerlei mehr.

Nebenbei wurde auch die ohnehin schon nicht karge Kabine bei MP Truck Design in Hønefoss mit feinen Materialien veredelt. Dahinter steht der Niederländer Henjo Maliepaard, der die holländische Kultur des Trucktunings in Norwegen erfolgreich vermarktet. Jim freut sich riesig über den neuen Lastzug und genießt die Fahrten. Dabei geht es nicht darum, sich darzustellen, sondern darum, ein maximal professionelles Arbeitsgerät zu haben, das nebenbei auch noch Freude bereitet. Herzlichen Glückwunsch, das ist sichtlich gelungen!

Supertruck Skänoy, FF 6/2020, Volvo FH Foto: Felix Jacoby
Volvo FH16 750

Technische Daten Volvo FH16 750

Truck: Volvo FH16 750
Erstzulassung: 7/201
Leistung: 750 PS
Laufleistung: 120.000 km pro Jahr
Trailer: VM Tarm Dänemark
Eigentümer: Jomar Skårnøy AS Rissa
Fahrer: Jim Skårnøy
Interieur: MP Truck Design HØnefossanbauteile: Trux
Fahrzeugbau: Multiservice Overhalla
Aufgabengebiet: Transport heißer Flüssigkeiten

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
Fernfahrer 06 2020 Titel
FERNFAHRER 06 / 2020
2. Mai 2020
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