Pläne bei Quantron Fertigung eines schweren Brennstoffzellen-Lkw ab 2022

Quantron Brennstoffzellen-Lkw Fuel Cell Truck Iveco Strator Energon Foto: Quantron 6 Bilder

Report: Quantron geht einmal mehr mit ambitionierten Plänen an die Öffentlichkeit. Vorstand Andreas Haller skizziert seine H2-Offensive – und den Börsengang.

Elektrifizierung von A bis Z – so lässt sich das Angebot wohl am besten beschreiben, das Andreas Haller mit seiner Quantron AG auf die Räder stellen will. Als Anbieter der gesamten Palette an elektrifizierten Nutzfahrzeugen vom Transporter über den Lkw bis zum Bus will er künftig auftreten. Dazu Interessenten die passende Finanzierung über eine eigene Bank servieren; inklusive zugeschnittener Versicherungen über eine ebenfalls eigene Gesellschaft. Die Q-Bank und die Q-Versicherung sollen Quantron flankieren, und Q-as a Service soll den Kunden die Umstellung auf die E-Mobilität zudem maximal einfach machen.

Die Analyse des Status quo, die Errichtung der Infrastruktur, die Unterstützung bei der Beantragung von Fördergeldern, die Bereitstellung der Fahrzeuge und dann auch noch der Fahrer: All das will Haller bei Bedarf für seine Kunden leisten. Und ihnen am Ende nur eine Rechnung auf Basis der verbrauchten Kilowattstunden vorlegen. Wie überzeugt der Vorstand vom Erfolg dieses Modells ist, zeigt sein Businessplan: 2025 will Haller mit Quantron 1,2 Milliarden Euro umsetzen. "Als einziger Full-Range-Anbieter und durch unsere strategischen Partnerschaften, sowohl im Bereich der E-Mobilität als auch im reinen Batteriebusiness, in Verbindung mit unserem europaweiten Servicenetzwerk sehen wir uns als Marktführer in diesem Bereich", so der Quantron-Vorstand. Eine Produktionskapazität von 8.000 Fahrzeugen pro Jahr fasst er ins Auge – und will dabei nicht nur am Stammsitz in Augsburg, sondern auch in Microfactorys direkt an dem Ort, von dem die Nachfrage ausgeht, fertigen. Bis Ende 2021 will Haller zudem an die Börse gehen.

Enge Kooperation mit Partnern

Anfragen, wie man in seinem Unternehmen investieren könne, lägen zur Genüge vor. Auf Produktseite plant Quantron jetzt aber erst zu liefern – und setzt dabei weiter auf eine enge Kooperation mit Partnern. Mit ihnen habe man bis dato bereits über 400 E-Fahrzeuge auf die Straße bringen können. In Zukunft sollen die rein batterieelektrischen Modelle dazu von Fahrzeugen mit Brennstoffzellentechnologie flankiert werden. Gemeinsam mit AE Driven Solutions beispielsweise werde man – aufbauend auf dem aktuellen batterieelektrischen Quantron Daily – H2-Transporter und H2-Minibusse mit Gewichten bis 7,2 Tonnen entwickeln. Bis Ende 2021 sollen sich bereits 100 solcher Fahrzeuge im Testlauf befinden. Selbst Oberleitungs-Lkw will sich Quantron bis 2021 in einem weiteren Schritt mit AE Driven Solutions widmen.

Spannender noch als diese Pläne aber sind die Konzepte zur Fertigung eines schweren Brennstoffzellen-Lkw ab 2022. Ihn baut Quantron gemeinsam mit Freudenberg Sealing Technologies, die seit vielen Jahren Brennstoffzellenkomponenten entwickeln. Auch hier soll die Entwicklung eines völlig neuen Antriebs nicht nötig sein. Quantron will aufbauend auf dem modularen batterieelektrischen Antrieb vielmehr eine Brennstoffzelle als Range-Extender in den Lkw integrieren. Um dafür genug Platz zu haben, dient der Iveco-Hauber Strator als Basis. Der auf den Namen Energon getaufte H2-Truck wird laut den Angaben der Augsburger mit einer Batteriekapazität von 100 kWh und maximal 70 Kilogramm Wasserstoff an Bord Reichweiten von bis zu 700 Kilometern abdecken können. Die Leistung der Brennstoffzelle beziffert Quantron auf 130 kW, insgesamt sollen 340 kW zur Verfügung stehen. Um die Betriebskosten niedrig zu halten, spielt im Energon dabei wie in allen anderen Quantron-Nutzfahrzeugen das Right Sizing die entscheidende Rolle. Es gilt also, die Batterie und die H2-Komponenten möglichst genau an den jeweiligen Einsatz anzupassen.

Positive TCO-Bilanz

"Irgendwann läuft jede Subvention aus, irgendwann muss die TCO-Bilanz einfach positiv sein", erklärt dazu David Flaschenträger, CTO der Quantron-Sparte Q-Battery. Die Initialkosten müssten reduziert werden. Right Sizing sei dafür ein Schlüssel, Right Sourcing ein anderer. Bisher gebe es für viele verschiedene Fahrzeuge viele verschiedene Batterien. "Eine Katastrophe im Service und Aftersales-Bereich", so Flaschenträger. Quantron habe mit CATL, dem weltweit größten Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien, die richtige Quelle. Daraus folge eine Reihe von Vorteilen. So vertraut CATL auf eine skalierbare Produktfamilie, auf immer gleiche Schnittstellen und auf den Verzicht von Kobalt. Das führe dazu, dass auch außerhalb der Nutzfahrzeugwelt Interesse bestehe. "Wir sehen großes Potenzial, die Batterien auch an andere Branchen und Mitbewerber zu vertreiben", so Flaschenträger.

Großes Potenzial sieht Quantron zudem in einem elektrifizierten Müllsammel-Lkw, den das Unternehmen mit der Frankfurter Entsorgungs- und Service-GmbH (FES) über vier Wochen erprobt hat. In diesem Zeitraum konnte das Fahrzeug laut FES-Unternehmenssprecher Michael Werner in puncto Zuverlässigkeit, Reichweite und Nutzlast voll überzeugen. Ein gutes Vorzeichen also auch für das neueste Produkt in der Quantron-Welt: den von MUP Technologies hergestellten Elion, der in der Micro-Klasse unter 3,5 Tonnen für kommunale Aufgaben geschaffen ist. Der europaweite Vertrieb des E-Transporters der T-Serie und des E-Geräteträgers der M-Serie läuft ab sofort über Quantron. Und so scheint es, als müsse man manchmal eben auch die Kleinigkeiten im Auge haben, um am Ende Großes erreichen zu können.

Mit FES hat Quantron jüngst einen Elektro-Müllsammel-Lkw erprobt. 2 Der neue H2-Lkw soll auf Basis des Iveco Strator entstehen.3 Im Stadtbus vertraut Quantron auf den Elektroantrieb von Voith. 4 Neuzugang in der Quantron-Familie: die Elektro-Kommunalfahrzeuge von MUP Technologies. Bis Ende 2021 will Quantron neben batterieelektrischen Daily auch solche mit Brennstoffzelle bauen.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
Lao04 2020 Titel
lastauto omnibus 4 / 2020
11. April 2020
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