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Vecto-Werte entscheidend Wie Sie mit dem Verbrenner Maut sparen

Foto: Volvo Trucks/Lars Ardarve

Auch mit dem Diesel-Lkw lässt sich Maut sparen. So gelingt Flottenbetreibern der Sprung in die günstigeren CO2-Emissionsklassen.eurotransport sagt Ihnen, was Sie mit Blick auf Vecto wissen müssen.

Auch mit einem Diesel-Lkw lässt sich Geld sparen. Flottenbetreiber können sich einen Mautvorteil von 3, 3,8 oder sogar von 10,1 Cent je Kilometer gegenüber einem Standard-Euro-6-Lkw im Fernverkehr sichern. Voraussetzung: Sie setzen moderne, CO2-effiziente Verbrenner ein, die den CO2-Emissionsklassen 2, 3 oder 4 zugeordnet sind. Der erwähnte Standard-Glieder- oder Sattelzug fällt unter die CO2-Emissionsklasse 1 und muss sich fast auf eine Mautverdopplung einstellen.

Nachdem Toll Collect vor wenigen Tagen einen Mautrechner online gestellt hatte, machte sich Ernüchterung in der Branche breit. Flottenbetreiber stellten fest, dass sie selbst für ihre neuen, ab 2022 in den Verkehr gebrachten Diesel-Lkw keine Mautermäßigung erhalten, sondern sie der schlechtesten CO2-Emissionklasse zugeordnet sind. Das heißt aber nicht, dass alle Euro-6-Diesel der Klasse 1 zugeordnet beziehungsweise gar keine Fahrzeuge der Klassen 2, 3 oder 4 verfügbar wären.

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Wie erklärt sich das Ganze? Die Zuordnung zur betreffenden Emissionsklasse ergibt sich durch die Vecto-Einstufung, wie die Fahrzeugbauer gegenüber eurotransport.de erläutern. Vecto ist ein von der EU-Kommission entwickeltes Tool, das seit 2019 Auskunft über die CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge gibt, bei Lkw sind 4x2- und 6x2-Fahrzeuge berücksichtigt.

Gute Vecto-Einstufung führt auch zu niedrigem Verbrauch

Eine Vielzahl an Daten spiele bei der Ermittlung des Vecto-Werts eine Rolle, erläutert ein Sprecher von Volvo Trucks. Das könne von Hersteller zu Hersteller im Detail unterschiedlich sein. Im Fall von Volvo Trucks könnten sich Flottenbetreiber durch eine Vecto-optimierte Ausstattung, welche unter anderem ein Aerodynamik-Paket, einen Turbocompound-Motor oder auch CO2-effiziente Reifen umfasst, eine bessere Emissionsklasse und damit einen Mautvorteil sichern. Nicht die gewählte Baureihe entscheidet also über den Mautvorteil, sondern das gewählte Ausstattungspaket. „Es hängt also immer individuell vom Fahrzeug ab“, sagt der Sprecher. Hinzu kommt, dass auf Vecto-Effizienz getrimmte Fahrzeuge in der Regel auch weniger Diesel verbrauchen – für den Fuhrparkleiter ebenfalls nicht ganz bedeutungslos.

Foto: Volvo Trucks
Mautvorteil für neue LNG-Trucks aus dem Hause Volvo: Nach Herstellerangaben gilt für sie CO2-Emissionsklasse 3. Das wäre immerhin ein Mautvorteil von 3,8 Cent.

Nutzen Unternehmer aktuell schon die Möglichkeit, sich über die Wahl der Zusatzausstattung eine bessere Mautklasse zu sichern? Die Informationen zur CO2-Maut in Deutschland seien erst spät bekannt geworden, heißt es von Volvo Trucks. „Trotzdem kommt 2023 in Deutschland eine beträchtliche Zahl an Volvo-Lkw der Emissionsklassen 2 und 3 zur Auslieferung“, sagt der Sprecher. Die Wahl der Zusatzausstattung erhöhe zwar teilweise den Anschaffungspreis, räumt er ein, aufgrund des Mautvorteils relativiere sich das aber. Ist das Fahrzeug einer CO2-Klasse zugeordnet, gilt diese Zuordnung laut dem geplanten Mautgesetz für sechs Jahre.

Für Fuhrparkentscheider ebenfalls gut zu wissen: Die von Volvo Trucks ab April in den Verkehr gebrachten LNG-Trucks fallen nach Herstellerangaben ebenfalls unter Klasse 3, was einen Mautvorteil von 3,8 Cent bedeutet. Die älteren LNG-Trucks von Volvo sind der Klasse 1 zugeordnet, weil es schlichtweg noch keinen Vecto-Wert für diese Fahrzeuge gegeben habe, erklärt der Sprecher.

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Und was können Einkäufer nun tun, um in die beste Klasse für Verbrenner, also Emissionsklasse 4, zu kommen? Das sei zumindest mit einem Diesel-Lkw gar nicht machbar, heißt es von Volvo Trucks. „Schon Emissionsklasse 3 zu erreichen, ist sehr anspruchsvoll.“ Besser fahren dann nur noch Null-Emissions-Lkw in Klasse 5, die ja bis Ende 2025 komplett von der Maut befreit sind, und auch darüber hinaus einen starken Mautvorteil haben werden.

Wie sieht es bei Iveco aus? Einen neuen S-Way ordern und automatisch in Emissionsklasse 2 oder 3 landen – wenn es nur so einfach wäre. „Es gibt nicht die eine Baureihe, die es in eine bestimmte Klasse schafft“, betont auch ein Sprecher der Iveco Group gegenüber trans aktuell. „Es entscheidet immer die individuelle Konfiguration darüber, welcher Mautklasse das Fahrzeug zugeordnet ist.“

CO2-Basislinie verschärft sich jedes Jahr

Die Einklassifizierung richte sich nach einer CO2-Basislinie. Ist der Lkw mindestens um fünf Prozent CO2-effizienter, winkt Klasse 2, sind es mindestens acht Prozent, gibt es als Belohnung Klasse 3. Nun wird es aber auch hier kompliziert: Die CO2-Basislinie bleibt nämlich nicht gleich, sondern verschärft sich jedes Jahr. Heißt also: „Wenn ich mir dieses Jahr ein Fahrzeug kaufe und damit in Klasse 2 fahre, werde ich 2024 beim Kauf eines exakt gleich konfigurierten Fahrzeugs höchstwahrscheinlich nur in Klasse 1 landen“, erläutert der Iveco-Sprecher.

Und wie sollte der S-Way, um in der erwähnten Baureihe zu bleiben, nun aufgewertet werden, um einen besseren Vecto-Wert zu bekommen und Maut zu sparen? „Ein Aerodynamik-Kit bringt schon mal sehr viel“, sagt der Sprecher. Allein der Verzicht von Außenspiegeln zugunsten von Kamerasystemen hätte einen großen Einfluss. Jedes Anbauteil komme ins Testing und erhalte einen Effizienzwert zugeordnet, der dann die Gesamtwertung verbessert.

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Entgegen der Informationen von Volvo Trucks heißt es aus dem Hause Iveco, dass CNG- oder LNG-Lkw nicht automatisch einer besseren Emissionsklasse zugeordnet sind. „Es gelten die gleichen Regeln wie für Diesel-Verbrenner – die individuelle Konfiguration entscheidet.“ Gasfahrzeuge hätten jedoch schon mal leicht verbesserte Voraussetzungen – denn beim CO2-Wert pro Kilometer seien sie immer etwas besser.

Auch Daimler Truck bestätigt, dass es heute schon Fahrzeuge gibt, die besser als Klasse 1 sind. Ein Actros mit Verbrenner kann also sehr wohl verbilligt in der Maut fahren. „Dies hängt von der Summe der Eingabeparameter in Vecto ab, die sich dann im CO2-Wert, den man in den Mautrechner von Toll Collect eingibt, widerspiegeln.“ In diesem Wert seien alle CO2-relevanten Parameter des Fahrzeugs abgebildet. Durch die Verwendung der Vecto-Klasse und des CO2-Werts des Fahrzeugs würden die Charakteristiken des Zugfahrzeugs bestmöglich abgebildet. Trailer und Aufbau spielen bei Vecto nur bedingt eine Rolle. Das Tool arbeite hier mit standardisierten Werten.

EU-Kommission verschärft CO2-Vorgaben beträchtlich

Ist es heute schon schwierig, mit einem Verbrenner in eine bessere Emissionsklasse zu kommen, dürfte das künftig noch schwieriger werden. Denn die EU-Kommission hat den Fahrzeugbauern ehrgeizige CO2-Vorgaben gemacht. Zunächst war ein Minus von 15 Prozent bis 2025 und von minus 30 Prozent bis 2030 vorgesehen. Nun steht eine Verschärfung auf minus 45 Prozent bis 2030 im Raum. Um also diese Werte noch einmal zu unterbieten, muss ein Flottenbetreiber für eine günstige Vecto-Einstufung künftig noch mehr an Zusatzausstattung ordern. Gleichzeitig bauen die Fahrzeugbauer ihr Engagement bei den Null-Emissions-Lkw aus (Emissionsklasse 5). Nach Prognose von Daimler Truck wird das dazu führen, dass in Bälde fast ausschließlich Fahrzeuge der Klassen 1 und 5 verfügbar sein werden.

Zurück zum Mautrechner von Toll Collect: Der soll der Branche bei der Ermittlung ihrer Tarife nun gute Dienste leisten. Oliver Luksic (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), erklärt dazu: „Der CO2-Emissionsklassenfinder hilft den Logistikern dabei, die künftigen Mautkosten noch vor Inkrafttreten des neuen Mautgesetzes besser zu planen. Das neue Tool ist selbsterklärend und ermöglicht den Unternehmen, eigenständig und unkompliziert ihre CO2-Emissionsklasse zu bestimmen. Das spart Zeit und schafft Planungssicherheit.“

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