In einem Video auf Facebook hatte Andreas Normann im Juni zehn Gründe genannt, für seine Spedition aus Bendorf zu fahren. Mit Erfolg, wie am Nürburgring zu erleben war.
Wer, so wie ich, beruflich regelmäßig auf Facebook unterwegs ist, der spürt die wachsende Verzweiflung der deutschen Transportunternehmen, motivierte und qualifizierte Fahrer zu finden. Es gibt mittlerweile kaum ein Transportunternehmen, das über Facebook keine Fahrer sucht. Selbst diejenigen Firmen, von denen es früher hieß, dort würden die Fahrerjobs vererbt. Und wenn ich dort gelegentlich einmal nachhake, so heißt die Antwort oft: Es ist schwierig. Bei einem „Grundmangel“ von bis zu 80.000 Fahrer und der drohenden demografischen Falle der Überalterung der deutschen Fahrer scheint der Stellenmarkt leergefegt. Und in der Tat: Fahrer können sich im Prinzip wie nie zuvor die besten Jobs aussuchen. Manche Firmen versuchen es sogar mit Prämien, Fahrer aus anderen Firmen abzuwerben. Aber gute Leute bekommen derzeit die Transportunternehmen mit dem eindeutig besseren Gesamtpaket – so wie beispielweise die Spedition Normann aus Bendorf.
Klare und direkte Ansprache
Ich teile daher hier in meinem Blogbeitrag das ansprechend-offensive Video zur Fahrersuche von Andreas Normann, dass er am zweiten Juni 2022 ins Netz gestellt hat. Weil ich den 48-jährigen geschäftsführenden Gesellschafter in der dritten Generation der 1939 gegründeten Mathias Normann Spedition, die natürlich Mitglied in der Fachvereinigung Güterkraftverkehr im Verband des Verkehrsgewerbes Rheinland e.V. ist, einem der BGL-Landesverbände, schon lange kenne und seine Arbeit verfolge. „Es hat schon ziemlich eingeschlagen“, so Normann „Ich habe fünf Fahrer gesucht, auch weil zwei Fahrer nun in Rente gehen. Das Telefon stand nicht mehr still. 40 bis 50 Fahrer haben sich konkret bei mir beworben. Teilweise leider mit Vorstellungen, die ziemlich utopisch sind. Am Ende habe ich diese fünf Fahrer, darunter eine Fahrerin, bekommen. Alle sogar aus der Region um den Firmensitz.“
Fahrerfest für alle
Beim Truck-Grand-Prix am Nürburgring 2022 konnte ich mich beim Besuch im Fahrerlager B 3 einmal mehr davon überzeugen, was sich hinter dem einen im Video genannten Grund, dem „geilen Teamklima“, verbirgt. In der Tat kommt Normann seit 1997 zum Ring. Zuerst war er in der Müllenbachschleife, dort standen diesmal nur zwei Lkw, die am Korso teilnahmen. seit zehn Jahren bezieht er nun auf dem Parkplatz B 3 Quartier. Mit 15 der 30 eigenen Lkw, einem Versorgungsauflieger, gezogen vom eigenen Oldie, einem MAN F8 19.281, der alles an Bord hat, um die eigene Mannschaft zu versorgen. Nur die Brötchen zum Frühstück werden morgens aus einer nahen Bäckerei angeliefert. „Dieses Jahr habe ich 120 Tickets gekauft“, so Normann. „Denn der Truck-Grand-Prix ist für mich als Chef einer Spedition, die zu 30 Prozent international und 70 Prozent im nationalen Fernverkehr unterwegs ist, eine gute Gelegenheit, mit den Mitarbeitern und ihren Familien nicht nur gemeinsam zu feiern, sondern auch persönliche Gespräche zu führen. Und natürlich waren die neuen Fahrer ebenfalls eingeladen. Auch wenn das in einem gewachsenen Team von Mitarbeitern, die sich kennen, vielleicht nicht so leicht ist. Aber vor Ort machen wir da keinen Unterschied.“
Um die Sorgen kümmern
So treffe ich Normann am Samstag im Gespräch mit den beiden Fahrern auf dem Foto, Michael Kühnel (li.) aus Leipzig, der 2007 extra nach Bendorf gezogen ist, um seine dreijährige Ausbildung erfolgreich abzuschließen - und bis heute zu bleiben. Er nimmt normalerweise den Lkw am Wochenende mit nach Hause, nun ist seine Frau Nicole in die Eifel gekommen. „Gerade das familiäre Klima hier bei Normann hat mich gehalten“, sagt Michael. „Vor allem kümmert sich der Chef wie wenig andere Firmen um die Gesundheit der Fahrer.“
Kein ein anderer Fahrer kann das besser beurteilen als Stephan Siegel aus Neuwied. Im Rahmen einer betriebsärztlichen Untersuchung wurde bei ihm 2016 Diabetes festgestellt. In der 6. Folge von Hannas Diagnose war Stephan zu Gast. „Ohne diese frühzeitige Erkenntnis säße ich heute vielleicht nicht mehr hier“, sagt Stephan nüchtern. „Ich war selber viele Jahre aktiv im Rettungsdienst“, begründet Normann. „Ich spüre schnell, wenn es einem Fahrer nicht gut geht. Ich schätze, die Hälfte unserer Fahrer war freiwillig vorher nicht zur Untersuchung beim Arzt. Aber auch unter Woche im Unternehmen merke ich sofort, wenn bei einem Fahrer etwas nicht stimmt. Dann spreche ich es an und wir finden sicher eine Lösung.“
Mit der IHK-Koblenz im Ringboulevard
Normann ist auch Mitglied in der Vollversammlung der IHK Koblenz. Seit 2004 bildet er auch Berufskraftfahrer aus. Acht von ihnen haben die Ausbildung abgeschlossen und sind, so wie Michael Kühnel, im Betrieb geblieben. „Drei Auszubildende habe ich aktuell, zwei fangen zum nächsten Ausbildungsjahr bei mir an.“ Daher hat Normann in diesem Jahr zum ersten Mal am Freitag von elf bis 15 Uhr bei der Job Expo des ADAC mit einem Stand im Ringboulevard teilgenommen.
Direkt neben dem Stand der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, dessen Leiter für die Aus- und Weiterbildung, Dr. Holger Bentz, mir das Foto zur Verfügung gestellt hat. „Der Termin am Freitag war noch etwas zu kurzfristig und am falschen Tag“, so Normann. „Daher war die Zielgruppe schlicht noch nicht da.“ Und Bentz ergänzt: „Wir werden diese Aktion im kommenden Jahr daher zusammen mit dem ADAC über das ganze Wochenende des Truck-Grand-Prix ausdehnen.“
Ein ausführliches Portrait über die Spedition Normann gibt es in der Ausgabe 9 des FERNFAHRER, die am 6. August erscheint.