Technischer Kongress 2023 des VDA Wasserstoff, Batterie oder E-Fuels im Lkw?

Foto: Markus Bauer

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat in Berlin zum Technischen Kongress 2023 geladen. Ein bestimmendes Thema war die Frage, wie die Transformation zu einer grünen Mobilität zu schaffen ist.

In einem Punkt sind sich beim Technischen Kongress 2023 des VDA, 28. bis 29. März in Berlin, alle Redner von MAN bis Iveco einig: Euro 7 erweist der Energiewende im Transportwesen einen Bärendienst. Wichtige Ressourcen in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen werden hierfür gebunden, die eigentlich der Entwicklung emissionsfreier Antrieb zukommen sollten.

Bosch sieht Wasserstoff als breiten Träger

Wie dieser Antrieb künftig aussehen könnte, darüber gibt es durchaus geteilte Meinungen. Dr. Thomas Pauer, Vorsitzender des Bereichsvorstands Powertrain Solutions bei Bosch, beginnt seinen Vortrag mit dem plakativen Spruch: „No Hydrogen, no Carbon Neutrality“ – kein Wasserstoff, keine CO2-Neutralität. Dabei macht er klar, dass gerade im Lkw an der Brennstoffzelle kaum ein Weg vorbeiführt. Während auf kurzen Verteilerrouten auch batterieelektrische Systeme ihre Berechtigung haben, brauche die Langstrecke den Wasserstoff. Er weist hierbei auch auf weitere Anwendungsfälle hin, von der Industrie bis hin zur eigenen Brennstoffzelle im Heizungskeller.

E-Fuels für die Bestandsflotte

Dr. Michael Steiner, Leiter Konzern Forschung und Entwicklung bei VW, macht sogar noch ein weiteres Türchen auf und bringt das Thema E-Fuels ins Spiel. Er ist sich zwar sicher: „Die Zukunft gehört der E-Mobilität“, doch bringt auch die riesige Flotte an Bestandsfahrzeugen mit Verbrennungsmotor aufs Tableau. Hier sieht er E-Fuels als eine Technologie zur schnellen Dekarbonisierung als Ergänzung zu neuen elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Die Infrastruktur für E-Fuels sei zudem schon vorhanden. Er formuliert aber auch wichtige Einschränkungen. So müsse man E-Fuels als Ergänzung zur E-Mobilität sehen und nicht als Wettbewerber. Wichtig sei auch, dass Strom zur Erzeugung dieser E-Fuels nicht aus dem Netz entnommen wird, sondern aus der Überproduktion aus der Wind- und Sonnenenergie. Oft lasse sich nämlich dort am besten Sonnen- oder Windenergie gewinnen, wo wenige direkte Abnehmer leben – Porsche betreibt eine Versuchsanlage in einem abgeschiedenen Teil Chiles. Dort müsse man den Strom ernten und in Form von E-Fuels oder Wasserstoff leicht transportierbar machen.

MAN legt Fokus vor allem auf Batterie

Dr. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN, vertritt einen deutlich fokussierteren Kurs und sieht ganz klar den batterieelektrischen Lkw vorne. Effizienz und technologische Reife seien hier die wichtigsten Punkte, aber auch die Infrastruktur ist ein Punkt. Aktuell bestehe zwar noch ein Mangel an geeigneten Ladestationen, aber „überall liegt ein Stromkabel“. Gleichzeitig gebe es aktuell aber noch zu wenig Produktionskapazität für Wasserstoff. Entsprechend teuer ist das Gas. Laut Dr. Zohm liege die Technik erst bei einem Wasserstoffpreis von drei bis vier Euro TcO-seitig auf einem Level mit der reinen Batterieelektrik. Davon ist der aktuelle Preis von knapp 13 Euro pro Kilo weit entfernt. Zudem rechnet er bis 2027 damit, dass MAN E-Lkw mit 800 kWh-Batterie und einer Reichweite von „weit mehr als 1.000 Kilometer pro Tag“ liefern könne.

Iveco bringt neuen Vielstoffmotor

Iveco wiederum sieht neben seinen Aktivitäten in der Welt der batterieelektrischen und Brennstoffzellen-Welt nach wie vor Chancen für den Gasmotor, ob CNG oder LNG. Wichtig sei, so Christian Sulser, Vorstand Vertrieb und Marketing bei Iveco, dass es sich dabei um Biogas handle und eben nicht um fossiles Gas. Dann sei ebenso eine deutliche Reduktion des CO2-Ausstoßes möglich – 95 Prozent in der Well-to-Wheel-Betrachtung. Biogas sei zudem nicht von Spotmärkten abhängig, was gut planbare Langfristkontrakte ermögliche. Basis für Ivecos künftige Verbrennerstrategie ist auch der neue Vielstoffmotor von FPT. Der Cursor 13 kann sowohl Diesel (HVO), Biogas als auch Wasserstoff verbrennen. Allen Dreien gemein ist eine extreme Reduktion der CO2-Emissionen im Vergleich zum klassischen Diesel – wenn auch teils „nur“ Well-to-Wheel.

VDA-Präsidentin Müller: Mehr Tempo

VDA-Präsidentin Hildegard Müller setzte in Ihrer Eröffnungsrede direkt die nötigen Rahmenbedingungen mit einem Appell an die Industrie, vor allem aber an die Politik. „Die Zukunft der Mobilität ist eines der großen Themen unserer Zeit. Wir als deutsche Automobilindustrie setzen uns mit Kraft, Entschlossenheit und Innovationsgeist dafür ein, dass klimaneutrale Mobilität so schnell wie möglich Realität wird. Ohne Frage: Die Digitalisierung der Fahrzeuge und des Verkehrs kann einen extrem wichtigen Beitrag leisten, um klimaneutrale Mobilität zu erreichen und birgt darüber hinaus riesige Chancen für Wachstum, Nachhaltigkeit und Verkehrssicherheit. Um diese Potentiale tatsächlich zu heben, müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen“, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller in ihrer Eröffnungsrede. Es brauche unter anderem mehr Tempo beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur, fordert Müller: „Bis 2025 sollte eine flächendeckende dynamische Mobilfunkversorgung zur Verfügung stehen, dabei sollten alle Hauptverkehrswege und urbanen Räume mit 5G abgedeckt sein. Zudem braucht Deutschland mehr Tempo beim Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Um das Ziel von 1 Million Ladepunkten im Jahr 2030 zu erreichen, muss sich das Ausbautempo mehr als vervierfachen.“

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