Supertruck Volvo FH 540 Spezialisiertes Arbeitstier in schicker Optik

Supertruck Volvo FH 540 Schlintl Foto: Thomas Kueppers 24 Bilder

Technische Spezialisierung auf besondere Aufgaben macht den schmucken Volvo-Gliederzug von Schlintl Agrarhandel aus Kappel in Kärnten zu einem genialen Universalwerkzeug.

Fahrer Klaus Gaggl aus Friesach hat das Glück, einen Chef zu haben, für den seine Lastwagen mehr als nur Arbeitsmittel sind. Thomas Schlintl betreibt nordöstlich von Klagenfurt einen Landhandel. Vornehmlich beliefert er Landwirte und Tierhalter mit Stroh, Futter und Düngemitteln in allen möglichen Varianten. Für das Unternehmen sollen die Lastwagen sympathische Werbeträger sein, die ein hohes Qualitätsbewusstsein vermitteln. Wenn der schöne Volvo auf den entlegensten Höfen in Kärnten und der Steiermark zum Liefern auftaucht, haben viele Bauern darum ihre helle Freude. Um den Leerfahrtanteil gering zu halten, hat das Unternehmen auch eine Transportlizenz erworben. So muss Klaus mit den vielfältigsten Aufgaben für seinen Anhängerzug zurechtkommen.

Die richtige Sicherung macht's

Der Landhandel hängt viel von saisonalen Gegebenheiten ab, jede Jahreszeit hat spezielle Aufträge. Schon der letzte Volvo hatte flache Ladeplattformen und eine gute Ausstattung. Doch für das aktuelle Fahrzeug bekam der Fahrer maximale Freiheit vom Chef, um daraus eine hoch spezialisierte Kombination mit unglaublich vielfältigem Funktionsvermögen auf die Räder zu stellen.Grundlage ist ein Plateauaufbau für das Volvo-Fahrgestell und ein maßgeschneiderter Anhänger. Den Auftrag dazu bekam Gsodam aus dem steiermärkischen Teufenbach. Vor mehr als hundert Jahren als Hufschmiede gegründet, hat sich daraus ein bedeutender Fahrzeugbauer mit einer großen Produktpalette entwickelt. Doch dabei hat man sich die Fähigkeit bewahrt, auch auf technisch anspruchsvolle Sonderwünsche einzugehen. Diese Bereitschaft wurde von dem umfangreichen Volvo-Projekt wie selten zuvor herausgefordert. Irgendwie muss man dabei an die schönen Schweizer Offiziersmesser mit ihren unzähligen Fähigkeiten denken. Rostfreie Edelstahlschienen mit Löchern fassen das Plateau ein, sodass sich Schwerlastgurte mit bis zu acht Tonnen Zuglast fixieren lassen. Auf diese Weise kann man nicht nur Strohballen gurten, sondern auch große Landmaschinen laden und sichern. Sollten diese überbreit sein, sind ausfahrbare Warntafeln und Lichter vorhanden. Aufnahmen für massive Rungen ermöglichen es, zum Beispiel Stamm- oder Schnittholz stabil zu laden.

Aber es gibt auch Containerlocks, um Behälter oder Düngemitteltanks am Rahmen zu sichern. Mit dieser Technik hat Schlintl sogar einen Hersteller von Massivholzhäusern als Kunden gewonnen. Klaus liefert jetzt ganze Wände und Dachstühle dorthin, wo sonst kein Sattelzug jemals hinkäme. Ein wunderbares Werkzeug ist der Heckkran von Palfinger, der sich in weniger als zehn Minuten abstellen lässt. Dazu gibt es extra Einsatzplatten, die seinen Raum zur Verlängerung des Plateaus nutzen, wenn der Greifer vom Typ M120Z nicht angeflanscht ist. Klaus fährt mit seinen sechs Achsen schon in die entlegensten Ecken, aber bei manchem Bergbauern kommt er nur mit dem Solowagen hin, dann lässt er den Anhänger stehen, fährt abladen und holt danach den zweiten Teil der Fracht hinterher. Dafür und für das Abladen von fremden Zulieferern kommt der Epsilon-Kran zum Einsatz, und auch die Bauern freuen sich, wenn sie ihre bestellte Ware fein säuberlich aufgestapelt bekommen. Statt des klassischen Holzgreifers gibt es spitze Gabeln. Mit denen lassen sich nicht nur Ballen besser packen, auch Bigbags mit Pellets kann man darin einhängen.

Supertruck Volvo FH 540 Schlintl Foto: Thomas Küppers
Im Inneren der Kabine schaffen beige und braune Töne eine gemütliche Atmosphäre. Klaus war eine Woche nur beim Lackierer, um die von ihm selbst demontierte Inneneinrichtung für ihren Farbüberzug vorzubereiten.

Bei der kunstvollen Ledereinrichtung wurde eigene Hand angelegt

In den zahlreichen wasserdichten Staukästen verbirgt sich reichlich Zubehör und Sicherungsmaterial. Andere Kästen, zum Abtropfen unten offen, nehmen die Schneeketten an Haken auf. Die Ketten aufzulegen, auf der Antriebsachse über beide Räder, vorne und gegebenenfalls hinten einfach, gehört für Klaus zur winterlichen Normalität. Auch hier gibt es natürlich eine Speziallösung: Die Radabdeckungen lassen sich mit je zwei Schnellverschlüssen abnehmen, was das Auflegen des Silberschmucks enorm erleichtert. Anschließend komplettierte Armin "Minski" Ofner das Äußere noch mit 28 Metern 70er-Rohren, die die Volvo-Kontur betonen. Clever ist auch die von ihm gefertigte Leuchtkastenabdeckung, bei der die Schrift in ein Alublech geschnitten ist. Beim Vorgänger hatte die Version aus Plexiglas wegen tief hängender Äste mehrfach Schaden genommen. Auch die Hecktraversen mit besonderen LED-Leuchten stammen von ihm. Für die feine Metalliclackierung wurde die Firma Stranig im kärnterischen Feldkirchen beauftragt. Das Farbschema ist nicht so spektakulär wie ein Airbrush, dafür wirkt es mit eleganten Akzenten besonders stilvoll. Edel zum Beispiel ist der Kühlergrill, dessen Hintergrund in Rot lackiert wurde, oder die farblich passenden Nabendeckel. Minski hat als Trucktuner einen vorzüglichen Ruf, doch der ist ihm zum Problem geworden.

Supertruck Volvo FH 540
Traditionsbewusst

Seinem Qualitätsanspruch gemäß hat er vom Kabinen-mit-Stoff-Tapezieren bis zum Rohrbiegen alles selbst gemacht. Zeitweise mussten seine Kunden aber viele Monate warten, bis sie drankamen. Dieser Stress wurde immer größer, zumal nicht jeder Zeitgenosse gute Manieren hat, obwohl der Steiermärker schon Stunden ohne Ende arbeitete. Dieser Druck wurde ihm schließlich zu mächtig, sodass er sich jetzt vermehrt anderen Aufgaben widmen will. So gesehen ist der Volvo für ihn als sein wohl letztes Großprojekt auch etwas ganz Besonderes. Armin hat die in Stoff bestellten Sitze mit feinem Leder überzogen und auf die Kopfstützen Heufuhrwerke gestickt. Der komplette Rest der Kabine ist mit geknöpftem Kunstleder ausgeschlagen. Obwohl es zwei Kojen gibt, hat Klaus sich für den großen Heckdachschrank der Soloschläfer-Version entschieden. Als Extra bestellte Fenster hinter den Türen sind geschwärzt, dahinter leuchtet das Firmenlogo, ein einzigartiger Effekt. Klaus hat Armin über Wochen in seiner Freizeit unendlich viel geholfen, und so hat der glückliche Kärntner jetzt nicht nur einen fantastischen Lastwagen zum Arbeiten. Minski und er, die sich schon viele Jahre kennen, sind über das Projekt auch zu guten Freunden geworden.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
Titelbild des FERNFAHRER 12/2019, u.a. mit dem ersten Test des Ford Otosan
FERNFAHRER 12 / 2019
2. November 2019
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