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Speditionskaufleute gesucht BAG: Fachkräftemangel schlägt zu

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) hat den Arbeitsmarkt von Logistikberufen untersucht. Demnach fehlen zumindest regional Kaufleute.

Auf dem Arbeitsmarkt der Transport- und Logistikbranche gibt es ein Nord-Süd-Gefälle: Während in den südlichen Bundesländern sowie in Hamburg und Bremen auf 100 offene Arbeitsstellen zum Teil deutlich weniger als 100 arbeitslos gemeldete Speditions- und Logistikkaufleute kommen, zeigt sich dieses Verhältnis in Berlin, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wesentlich entspannter; dort kommen teilweise über 200 Arbeitslose auf 100 gemeldete offene Stellen. Im bundesweiten Schnitt kamen im August 2018 auf 100 Stellen rund 166 arbeitssuchende beziehungsweise 92 arbeitslose Speditions- und Logistikkaufleute.

Nach dem soeben vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) vorgelegten Bericht über die Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik 2018 weist die Vergütungshöhe dieser Kaufleute deutliche regionale Unterschiede auf. Während etwa Speditionskaufleute in Hamburg Ende 2018 tarifliche Stundenlöhne von 14,04 Euro erhielten, verdienten ihre Nachbarn in Niedersachsen gerade mal 10,65 Euro je Stunde.

Gehälter variieren stark

Angemerkt wird jedoch, dass die Gehälter stark nach Branche sowie Unternehmensgröße variieren. „Große und internationale Unternehmen zahlen in der Regel oft höhere Gehälter an ihr kaufmännisches Personal“, heißt es. Und: „Oftmals werden hoch qualifizierte kaufmännische Angestellte übertariflich entlohnt.“ Bahnbrechend neu sind solche Vergleiche und Hinweise ja nun nicht gerade. Ist die Nach­frage nach Fachkräften groß – wie gegenwärtig in weiten Teilen der Transport- und Logistikwelt in Deutschland –, das Angebot dagegen knapp, muss halt mehr gezahlt werden. So war es eigentlich immer, und so wird es in einer freien Marktwirtschaft auch bleiben.

Interessant sind in dem Zusammenhang aber die Erkenntnisse der BAG-Experten über die Arbeitsbelastung im Vergleich zu den Gesamtbeschäftigten. Speditionskaufleute sind fleißige Arbeitnehmer: Rund 65 Prozent von ihnen leisten 36 bis 40 Arbeitsstunden in der Woche, im Durchschnitt aller Beschäftigten sind dies nur 50 Prozent. Demgegenüber arbeiten mit einem Anteil von 9,8 Prozent verhältnismäßig wenige Kaufleute im Bereich Verkehr und Logistik unter 31 Stunden in der Woche. Im Durchschnitt der Gesamtbeschäftigten sind dies mit 27,6 Prozent beinahe dreimal so viele. Auch bei jenen, die wöchentlich 45 Stunden und mehr tätig sind, liegt die Transportbranche mit 14,6 Prozent deutlich vorn. Im Durchschnitt aller Arbeitnehmer sind dies nur 11,8 Prozent.

Insgesamt waren Ende 2017 in Deutschland mehr als 155.000 Kaufleute für Spedition und Logistik sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Gegenüber dem Vorjahr ein beachtliches Plus von 3,8 Prozent. Der Frauenanteil lag mit 36,5 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt aller Berufe von über 46 Prozent, der Anteil der Ausländer lag bei fast zehn Prozent. Zugelegt hat die Zahl der Teilzeitbeschäftigten, mit 9,8 Prozent liegt sie aber noch deutlich unter der Teilzeitquote aller Berufe, die 28 Prozent beträgt. Zugenommen hat in der Branche auch die Bedeutung der Beschäftigten mit akademischem Bildungsabschluss. Ihr Anteil stieg von 8,9 Prozent im Jahr 2015 auf inzwischen etwa zehn Prozent. Einen anerkannten Berufsabschluss wiesen Ende 2017 rund 106.400 Speditions- und Logistikkaufleute auf, was einem Anteil von 68,5 Prozent entspricht.

Berufsbilder ändern sich

Besonders ins Auge springen laut BAG-Bericht die Veränderungen des Arbeitsumfelds. Danach werden im Transportsektor zunehmend Komplettlösungen unter Berücksichtigung komplexer Kundenanforderungen nachgefragt. „Big-Data-Analytics, künstliche Intelligenz, Blockchain, Robotik, Sensoren und Drohnen stellen digitale Werkzeuge dar, um die Effizienz von Prozessen zu erhöhen, Kosten zu senken und Kundenwünschen gerecht zu werden“, heißt es. Das bedeute aber nicht, dass die Digitalisierung zu einem Personalabbau im kaufmännischen Bereich führen wird. Perspektivisch könne sich aber der Fokus der Speditions- und Logistikkaufleute „auf anspruchsvollere, komplexere Tätigkeiten sowie qualitativ hochwertige Dienstleistungen verlagern“.

Kein Wunder, dass vor diesem Hinter­grund in der Transportbranche die berufliche Weiterbildung zunehmend Bedeutung erlangt. Für Speditions- und Logis­tikkaufleute geht es zum einen darum, sich in bestimmten Bereichen zu spezialisieren (Anpassungsweiterbildung), und zum anderen, leitende Funktionen im Unternehmen anzustreben (Aufstiegsweiterbildung). Hier wird auf die Prüfung zum Fachwirt für Güterverkehr und Logistik beziehungsweise Logistiksysteme verwiesen, auf die Weiterbildung zum Verkehrsbetriebswirt oder auf ein Hochschulstudium in den Bereichen Spedition, Transport, Logistik oder Supply-Chain-Management.

In einer vom BAG vorgenommenen zusätzlichen Stichprobenbefragung gaben 65 Prozent der Unternehmen an, ihr kaufmännisches Personal müsse verpflichtende Weiterbildungsveranstaltungen innerhalb des Betriebes besuchen. Freiwillige Weiterbildungsveranstaltungen wurden von 67 Prozent der Unternehmer gefördert. Im Fokus standen dabei allgemeine und spezifische IT-Kenntnisse, arbeitsplatzspezifische Kompetenzen, Kundenkommunikation, Soft Skills, Fremdsprachen sowie Weiterbildung zum Ausbilder. Die Förderung betraf unter anderem etwa Arbeitsfreistellungen für Lern- oder Prüfungsphasen, finanzielle Hilfen und komplette Kostenübernahmen.

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