Fuhrpark der Feuerwehr Stuttgart Schlagkräftiges Unimog-Quartett

+++ Verschiedene Werte +++ Mercedes-Benz MBS Unimog, hochgeländegängig, Geräteträger, Euro VI, Feuerwehr Stuttgart, Rüstwagen kompakt und Rüstwagen hochgeländegängig, TLF Waldbrandbekämpfung mit Varus-Aufbau Schlingmann, Fahrertraining Ötigheim. FF 2+3/2024 Foto: Ralf Maile 18 Bilder

Neben zwei neuen Waldbrandbekämpfungsfahrzeugen besitzt die Feuerwehr Stuttgart seit 2023 auch zwei maßgeschneiderte Rüstwagen auf Unimog-Chassis. Ein Quartett mit hohem Einsatzwert.

Ob Hochwasser im Ahrtal oder Waldbrand in Brandenburg – die Großeinsätze der vergangenen Jahre haben gezeigt: Die deutschen Feuerwehren benötigen nicht nur modifizierte Straßenfahrzeuge mit Standardaufbauten, sondern auch geländegängige Fahrgestelle mit speziell auf die neuen Herausforderungen zugeschnittenen Funktionen. Das gilt nicht nur für den ländlichen Raum, sondern auch für vermeintlich überall gut zu befahrende Großstädte.

So hat sich die Stadt Stuttgart vor dem buchstäblichen Hintergrund ihrer Weinberge für die Beschaffung von insgesamt vier neuen Mercedes-Benz Unimog entschieden – zwei unterschiedlichen Rüstwagen und zwei baugleichen Tanklöschfahrzeugen. "Die topografische Lage mit Bergen, Tälern, schwierigen Steilhanglagen und engen Zufahrtswegen in Stuttgart und Umgebung erfordert Feuerwehrfahrzeuge für den extremen Geländeeinsatz", erklärte Dr. Georg Belge, Amtsleiter der Branddirektion Stuttgart. "Bei der Beschaffung war daher die hohe Geländegängigkeit ausschlaggebend, um als taktische Einheit schnell agieren und effizient Hilfe leisten zu können."

Die Rüstwagen U 323 RW-K ("kompakt") und U 5023 RW-HG ("hochgeländegängig") dienen der technischen Hilfeleistung, die zwei baugleichen Tanklöschfahrzeuge Unimog U 5023 TLF-W der Waldbrandbekämpfung. Alle vier können zusammen mit zwei älteren Tanklöschfahrzeugen auf Basis des U 1250 eine "Task Force" bilden – sowohl für die Bekämpfung von Vegetationsbränden als auch den Einsatz bei Hochwasserlagen. Als bundesweit einzigartige taktische Einheit stehen sie auch für überregionale Einsätze bereit. Stationiert sind die neuen Unimog an den Standorten der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart in den Stadtbezirken Uhlbach (U 323 RW-K), Degerloch (U 5023 RW-HG), Heumaden und Büsnau (beide U 5023 TLF-W).

Maschinisten-Training auf dem Unimog-Testgelände

Um sich mit ihren neuen Allradlern vertraut machen zu können, erhielten jeweils 35 ehrenamtliche Kraftfahrer bzw. Maschinisten an einem Samstag im Frühjahr und im Herbst 2023 ein Training auf dem Unimog-Testgelände im badischen Ötigheim. Eine einzigartige Gelegenheit, nacheinander Sand, Schlamm, Wasser und Baumstämme, Verwindungs- und Gefällstrecken sowie steile Rampen zu überwinden. "Die Unimog übertreffen die Anforderungen an die Geländegängigkeit", bilanzierte Christian Schwarze, Leiter der Abteilung Technik der Branddirektion. "Das herstellerseitige Angebot des Offroad-Trainings in Ötigheim gab unseren Maschinisten die Möglichkeit, das Handling in extremen Situationen zu erfahren und dabei großes Vertrauen in die Einsatzfähigkeiten des Unimog aufzubauen."

Nicht nur für Schwarze, der Anfang 2024 in Pension ging, war dieses Beschaffungsvorhaben die Krönung seiner beruflichen Laufbahn, sondern auch für Ralf Maile, ebenfalls aus der Abteilung Technik der Branddirektion und inzwischen in Pension. Vielen Lesern dürfte er vor allem als Unimog-Experte und Fachautor bekannt sein. "Das sind meine Kinder – meine letzten", sagte Maile mit einem lachenden und einem weinenden Auge über die beiden neuen Rüstwagen.

Und wie alle Kinder sind sie einzigartig in ihren Eigenschaften – vor allem der "Rüstwagen kompakt" (RW-K) auf Basis des U 323 4x4. Er besitzt das Serien-Fahrgestell und die Kabine aus der Geräteträger-Baureihe, in der ein drei Mann starker Trupp Platz findet. Der Schlingmann-Aufbau ragt jedoch seitlich nicht über die Kabine hinaus, was das Fahrzeug so kompakt macht. Maile erklärte: "Schlingmann baut normalerweise 2.300 Millimeter breit auf Geräteträger. Wir wollten aber 2.200 Millimeter, als erster Kunde. Das war natürlich ein Tetris-Spiel, alle Geräte unterzukriegen."

Der RW-K hat ein Gesamtgewicht von 12,7 Tonnen, einen Radstand von 3,6 Meter und Differentialsperren an Vorder- und Hinterachse, die beide als Portalachsen ausgeführt sind. Er verfügt über ein Automatic-Shift-Schaltgetriebe (EAS) mit Geländegruppe sowie eine Motorleistung von 170 kW (231 PS). Die erhöhte Anhängelast beträgt bis zu 20 Tonnen. Zwei LED-Scheinwerfer auf dem Fahrerhausdach, die Umfeldbeleuchtung des Aufbaus und ein pneumatischer Lichtmast sorgen für eine gute Ausleuchtung der Einsatzstelle. Wie alle vier neuen Unimog verfügt auch der RK-K über Astabweiser zum Schutz vor Beschädigungen und eine Seilwinde an der Fahrzeugfront.

Aufbauten von Schlingmann

Von normaler Breite, etwas schwerer und geländegängiger ist wiederum der neue RW-HG auf Chassis des U 5023. Er wartet mit 14,5 Tonnen Gesamtgewicht, einem Radstand von 3,85 Metern, ebenfalls 231 PS und einem automatisierten Schaltgetriebe mit Geländegruppe auf. Dazu kommen die Ganzstahlkabine für einen Drei-Mann-Trupp, Schubrohrtechnik, Portalachsen sowie Quer- und Längssperren.

Die Ausstattung des Aufbaus, auch er stammt von Schlingmann, mit Werkzeugen und Geräten zur technischen Hilfeleistung entsprechen im Wesentlichen der des RW-K. Für schlammigen oder sandigen Grund ist er mit einer Reifendruckregelanlage ausgestattet. Mit einer Watfähigkeit von 120 Zentimeter kann der Rüstwagen – wie auch die beiden TLF-W – in Flutgebieten eingesetzt werden. Auf dem Dach finden bei einer Evakuierung bis zu zehn Personen Platz.

Bei den TLF-W handelt es sich um die ersten zwei Fahrzeuge eines neuen Typs, der speziell für die Bekämpfung von Vegetations- und Waldbränden vorgesehen ist und sich zugleich bei Hochwasser einsetzen lässt. Beide besitzen einen niedrigen "Varus 4x4"-Aufbau von Schlingmann in Edelstahl-Alu-Verbundbauweise mit tiefem Schwerpunkt. Darin ist der Löschwassertank mit einem Volumen von 3.200 Litern integriert. Die Doppelkabinen bieten jeweils Platz für einen Vier-Mann-Löschtrupp. Die Räder sind mit Reifendruckregelanlage und Beadlock-Felgen auf besondere Anforderungen ausgelegt. Aus zwei Dachluken über den hinteren Sitzen können im Pump-and-Roll-Verfahren bis zu 2.000 Liter Löschwasser pro Minute abgegeben werden. Zum Selbstschutz sind Frontsprühbalken sowie Sprühdüsen vor allen vier Rädern und am Astabweiser der Kabine montiert, gespeist von zwei separaten Sicherheitstanks mit je 230 Liter Wasser.

Lesen Sie auch Neueröffnung erweitertes Unimog-Museum Gaggenau mit Sonderschau Automobilbau im Murgtal sowie 50 Jahre MB-Trac. FF 4/2023. Neues Unimog-Museum Platz für den Unimog in allen Facetten
Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
ETM
FERNFAHRER 2-3 / 2024
1. Februar 2024
Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
ETM
FERNFAHRER 2-3 / 2024
1. Februar 2024
Aktuelle Fragen Bullenfänger illegal? Sind Bullenfänger in Deutschland erlaubt? LNG/LPG (Unterschied) Warum LNG statt LPG? Tageskontrollblätter Können die Lenk- und Ruhezeiten über Tageskontrollblätter aufgezeichnet werden?
Betriebsstoffliste 2023
Mehr als 2.500 Produkteinträge

Immer auf dem neuesten Stand: Die DEKRA Betriebsstoffliste 2023

Kostenloser Newsletter
eurotransport Newslettertitel Jetzt auswählen und profitieren

Maßgeschneidert: Die neuen Themen-Newsletter für Transportprofis.

eurotransport.de Shop
Web Shop Content Teaser Der Shop für die, die es bringen.

Zeitschriften, Bücher, Lkw-Modelle, Merchandising und mehr.