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PwC-Studie zu Fusionen und Übernahmen M&A in der Logistik leicht rückläufig

DSV übernimmt Agility Foto: IDS Logistik; Montage: Monika Haug

Laute einer aktuellen PwC-Studie ist wegen der zahlreichen Herausforderungen in der Transport- und Logistikindustrie die Zahl der Übernahmen leicht rückläufig. Welche Ursachen es dafür gibt.

Laut der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCooper (PwC) war 2021 angesichts weltweiter Fusionen und Übernahmen in der Transport- und Logistikbranche ein Rekordjahr, während die Zahl in der ersten Jahreshälfte 2022 leicht rückläufig war.

Unsicherheit in der Branche

„In der ersten Jahreshälfte haben sich die M&A-Aktivitäten in der Transport- und Logistikbranche abgekühlt. Diese Entwicklung ist vor allem der allgemeinen Unsicherheit geschuldet, die durch die russische Invasion in die Ukraine und den daraus resultierenden Folgen wie den explodierenden Energiepreisen, hohen Personalkosten und gestörten Lieferketten verstärkt wurde," sagt Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport & Logistik bei PwC Deutschland.

Das ist Ergebnis der Analyse „Transport & Logistics Barometer“, in der PwC Deutschland gemeinsam mit seiner globalen Strategieberatung Strategy& die aktuellen Entwicklungen, Mergers & Acquisitions (M&A), Joint Ventures und strategischen Allianzen in der Transport- und Logistikindustrie untersucht.

Demnach wurden zwischen Januar und Juni insgesamt 129 Deals im Gesamtwert von 125,9 Milliarden US-Dollar angekündigt. Besonders aktiv zeigten sich dabei strategische Investoren, die an beinahe jedem zweiten Deal (46 Prozent) beteiligt waren.

Deutlich weniger Joint-Ventures

Laut den Beratern ist in allen Regionen die Anzahl der strategischen Allianzen und Joint Ventures rückläufig. Diese finden dem Halbjahresbericht nur vereinzelt statt, häufig mit einem Fokus auf autonome Fahrzeuge, Dekarbonisierung und alternative Treibstoffe.

Wie die Analyse weiter zeigt, waren frachtbezogene Deals mit einem Anteil von 72 Prozent an den Transaktionen die Treiber der M&A-Entwicklung sind, die übrigen 28 Prozent entfallen auf Mergers & Acquisitions im Personentransport.

Mega-Deal in Italien

Maßgeblichen Anteil an dem relativ hohen Deal-Volumen im ersten Halbjahr hat demnach eine angekündigte Übernahme in Italien: Der Investor Blackstone und die italienische Benetton-Familie wollen demnach über ein gemeinsames Investitionsvehikel die verbliebenen 66,6 Prozent an dem italienischen Infrastrukturbetreiber Atlantia für 52 Milliarden US-Dollar kaufen.

Schwaches Halbjahr in China

In China befinden sich die Deal-Aktivitäten in der Branche auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Im ersten Halbjahr waren chinesische Transport- und Logistikunternehmen nur an 15 Prozent aller weltweiten Deals beteiligt. Dieser Trend könnte sich laut PwC weiter fortsetzen.

„Tendenzen zur De-Globalisierung lassen sich bereits beobachten. Zudem besteht die Gefahr, dass sich ein Gegengewicht zu den westlichen Ländern unter chinesischer und russischer Führung bilden könnte. In der Folge könnten westliche Transport- und Logistikfirmen zurückhaltender werden, wenn es um Deals oder Investitionen in China geht“, sagt André Wortmann, Partner und Koordinator Transport & Logistik Deals bei PwC Europe.

Viele Ursachen für Dämpfer

Verschiedene Umstände spielen laut PwC zusammen und erklären den aktuellen Dämpfer - die Nachwirkungen der Pandemie, der Ukraine-Krieg und dessen Begleitfaktoren wie eine hohe Inflation und steigende Zinsraten. Dies führe zu allgemeiner Unsicherheit und drücke somit auf die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft.

Gemäß der Szenarioanalysen von PwC und Strategy& werde erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt in der Europäischen Union 2022 voraussichtlich nur noch um 2,5 Prozent zulege, vor dem Ausbruch des Krieges sei ein Plus von vier Prozent antizipiert worden.

Zur Verunsicherung der Branche tragen laut den Experten zudem die steigenden Kosten für Energie und Personal bei. "Diese Herausforderungen addieren sich zu den bereits bestehenden Verzögerungen in den internationalen Lieferketten und den Preissprüngen in Folge der Corona-Pandemie“, sagt André Wortmann.

Mehrkosten in den Lieferketten

Etwa müssten wegen des Ukrainer-Krieges Flugzeuge auf der Strecke Frankfurt-Tokio einen Umweg von etwa 1.000 Kilometern in Kauf nehmen, um russischen Luftraum zu umfliegen. Dadurch müsse mehr Kerosin getankt werden, was das verfügbare Cargo-Volumen um bis zu 20 Prozent reduziere.

Die Aussichten für die weitere Entwicklung der Branche in der zweiten Jahreshälfte sehen die PwC-Experten grundsätzlich positiv und auch die M&A-Aktivitäten sollen auf dem aktuellen Niveau stabil bleiben – sofern sich die geopolitische Lage nicht weiter verschärfe. Sowohl Unternehmen als auch Finanzinvestoren verfügen demnach weiter über ausreichend Kapital, um weltweite Deals zu finanzieren. Mit Blick auf die sinkenden Bewertungen von Ziel-Unternehmen würden sich so auch in Zukunft zahlreiche Chancen für erfolgreiche Fusionen und Übernahmen ergeben.

Marktanteile und Technologien durch Übernahme sichern

Außerdem streben laut PwC viele Unternehmen danach, Marktanteile zu gewinnen und ihre Prozesse rund um die Supply Chain zu optimieren und zu kontrollieren; zum anderen geht es bei M&A in der Industrie häufig darum, innovative Technologien einzukaufen und das Service-Portfolio auszubauen.

Eine immer wichtigere Rolle bei Übernahmen spielt zudem laut PwC die Frage, wie das Ziel-Unternehmen in Sachen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung aufgestellt ist und wie es Personal- und Technologiethemen handhabt.

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