Trotz Mangel an Lkw-Parkplätzen scheitern Planungen oft an Einsprüchen – eine Übersicht über bundesweit bestehende und geplante Anlagen.
Mindestens 30.000 bis 50.000 Lkw-Stellplätze fehlen nach Schätzungen verschiedener Branchenexperten bundesweit. Diese Zahlen kennen auch die Verantwortlichen aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Genauso bekannt ist dort auch, dass Lkw-Fahrer nur dann ihre Fahrt sicher und erholt fortsetzen können, wenn die Fahrer gut ausgeruht und versorgt sind. Für belastbares Zahlenmaterial soll nun eine bundesweite Erhebung der Lkw-Parkplatzsituation sorgen, die das BMVI bereits im April vergangenen Jahres in Auftrag gegeben hat.
BMVI setzt auf Kolonnen- und Kompaktparken
Ergebnisse lägen zwar bereits vor, lautet die Antwort auf Anfrage unserer Redaktion, sie seien jedoch noch nicht veröffentlicht, da sie zurzeit durch die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) ausgewertet würden. Mit einem Ergebnis rechne man in Kürze. Darüber hinaus soll aufgrund der Verkehrsverflechtungsprognose 2030 eine „Lkw-Parkplatzprognose mit Zeithorizont 2030“ erstellt und daraus der künftige Bedarf an zusätzlichen Stellplätzen ermittelt werden – mit diesen Daten rechnet das BMVI Ende des Jahres. Bereits 2013 hat eine Erhebung der einzelnen Länder in den Nachtstunden Fehlbestände ermittelt, indem die angebotenen Stellflächen von den tatsächlich abgestellten Lkw abgezogen wurden. Um die derzeit insgesamt bundesweit rund 51.000 Lkw-Parkmöglichkeiten zu erweitern, fließen in diesem Jahr 110 Millionen Euro in den Bau von Rastanlagen an Bundesautobahnen – auch für 2020 und bis 2023 seien laut BMVI in den mittelfristigen Finanzplanungen jeweils 110 Millionen Euro für diesen Zweck im Bundeshaushalt eingeplant. Seit 2008 seien bereits rund 17.300 zusätzliche Parkmöglichkeiten für Lkw entstanden – mit einer Gesamtinvestitionsumme von mehr als einer Milliarde Euro.
Um bereits bestehende Parkflächen effizienter nutzbar zu machen, setzt das BMVI zum einen auf Telematiksysteme, die Kolonnen- und Kompaktparken ermöglichen. Dieses verdichtete Parken werde zum Beispiel auf den Rastanlagen Montabaur (A3), Inntal-West (A93 bei Kiefersfelden) und Jura-West (A3) getestet. Zum anderen sollen Parkleitsysteme freie Parkplätze automatisiert erfassen und die Daten im Internet über den Mobilitäts Daten Marktplatz (MDM) zur Verfügung stellen. Damit sollen Fahrer und Disponenten Echtzeitinformationen über freie Lkw-Parkplätze via Navigationsgerät oder per Smartphone-App abrufen können. Eine erste Pilotanwendung laufe nach BMVI-Angaben auf der A9 in Bayern zwischen den Autobahnkreuzen Neufahrn und Nürnberg mit insgesamt 21 angeschlossenen Rastanlagen. Weitere bayerische Parkplatzinformationssysteme seien in Planung.
NRW plant Pilotanlage
Auch in Nordrhein-Westfalen werden zurzeit Pilotanlagen zur „Erfassung der Parkstandsbelegung“ entlang der A 61 gebaut, wobei durch Sensorik freie und belegte Stellplätze ermittelt würden. Auch diese Daten stehen dann über den MDM zur Verfügung. Die Ausschreibung für die Anlage wird voraussichtlich im Frühjahr 2020 erfolgen. Doch wie viele Lkw-Parkplätze fehlen aktuell in den einzelnen Bundesländern? Wie viele befinden sich in der Planungsphase? Und wo wird zurzeit schon gebaut? Um diese Fragen zu beantworten, hat trans aktuell die einzelnen Verkehrsministerien der Länder befragt. Einige Bundesländer gaben an, dass nicht nur die für Lkw ausgewiesenen Stellplätze Möglichkeiten für das Abstellen der Fahrzeuge bieten würden, auch „Mischflächen“ seien in das Angebot einzubeziehen, etwa Flächen im Bus- oder Pkw-Bereich oder für Großraum- und Schwertransporte. Dass ein Neubau von Lkw-Parkplätzen schwierig sein kann, gibt das Verkehrsministerium Nordrhein-Westfalen zu bedenken: „Beim Bau neuer Lkw-Parkplätze ist die Straßenbauverwaltung auf die Unterstützung der Anliegergemeinden angewiesen.“
Die Ausweisung neuer Rastanlagenstandorte in direkter Nähe zur Autobahn stoße vor Ort bekanntermaßen oft auf Ablehnung. Unstrittig sei zwar, dass die Erschließung einer Region durch Bundesautobahnen gut und notwendig für die regionale Wirtschaft ist. Außerdem verbessere der Ausbau bestehender Rastanlagen örtliche Beeinflussungen und Immissionen, etwa durch Lärmschutzanlagen. Trotzdem würden vermeintlich negative Umweltbeeinflussungen ins Feld geführt. „Oft unterschwellig spielen dabei aber Befürchtungen und Vorurteile eine Rolle, mit zusätzlichen Lkw-Stellplätzen würden Drogenhandel, Prostitution und Kriminalität einhergehen“, informiert das Verkehrsministerium Nordrhein-Westfalen weiter. Diesen Vorurteilen könne nur durch Unterstützung aller Beteiligten entgegengewirkt werden. Auch Rheinland-Pfalz informiert über „Verzögerungen bei der Umsetzung durch die Vielzahl an zu berücksichtigenden planerischen und genehmigungsrechtlichen Anforderungen sowie nicht zuletzt aufgrund der Durchsetzbarkeit vor Ort“. Doch nicht nur Lkw-Parkplätze an Autobahnen sind Mangelware. Das Bundesland Sachsen-Anhalt meldet: „50 Parkplätze fehlen zusätzlich an Bundesstraßen“.