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Neue Plattform Colonia Nutzfahrzeuge-Sharing

Foto: sasun Bughdaryan - stock.adobe.com, ©iconimage - stock.adobe.com, Montage: Florence Frieser

Colonia als Sharing-Plattform für Nutzfahrzeuge: Weitervermieten statt Fahrzeuge auf dem Hof lassen.

Carsharing ist inzwischen ein verbreitetes Konzept – aber funktioniert das auch mit Lkw? Die Sharing-Plattform Colonia Technologies aus Köln hat genau das vor: Zugmaschinen, Lkw und Trailer sollen nicht auf dem Hof stehen, sondern besser von einem anderen Unternehmen, das Transportkapazitäten benötigt, bewegt werden.

Weil Laderaumknappheit herrscht, dürfte das Gros der hiesigen Flotte ausgelastet und unterwegs sein. Trotzdem kann es zu Zwangsstopps kommen, weil zum Beispiel Fahrer fehlen. Statt die Lkw unproduktiv auf dem Hof zu lassen, können Speditionen oder Werkverkehre diese anderen zur Verfügung stellen – und dafür einen Mietpreis kassieren.

Überhang an Fahrzeugen ausnutzen

Das Unternehmen, das nicht benötigte Fahrzeuge verleiht, profitiert von einer monatlichen Vergütung. Der Share-Partner kommt schnell und flexibel an Fahrzeuge und erhält im Rahmen eines Abo-Modells ein Komplettpaket – und das für eine frei wählbare Laufzeit von einem bis zu 36 Monaten. Der Preis für die Miete eines Fahrzeugs setzt sich laut Colonia aus dem Grundpreis des vermietenden Unternehmens, einer Vermittlungsgebühr für Colonia plus Service und Versicherung zusammen, wobei Letzteres über Colonia oder das vermietende Unternehmen abgewickelt wird. Die monatliche Rate umfasst Wartung, Sicherheitsprüfung, Versicherung, Zulassung, Verschleißreparaturen inklusive Reifenwechsel und 24/7- Pannenservice.

Eine Win-win-Lösung für die Unternehmen, finden die Verantwortlichen des Start-ups, das die Online-Plattform stellt, um beide Partner zusammenzubringen. Jedes über Colonia angebotene Fahrzeug hat Versicherungsschutz. Für die Instandhaltung und Reparatur sorgt der Vermieter, die gesamte Abwicklung der Vermietprozesse sowie die Kommunikation mit dem Kunden übernimmt Colonia.

Vorteil: digitaler Prozess

„Mieten auf Knopfdruck“ ist das Motto, die digitale Abwicklung ermöglicht laut Colonia einen flexiblen und transparenten Prozess. Und das Colonia-Team sieht darin auch ein Alleinstellungsmerkmal. „Konzerne oder die klassischen Vermieter arbeiten häufig mit sehr analogen Strukturen“, heißt es. Und was die Flexibilität angeht: „Innerhalb von zehn Minuten nach Eingang einer Anfrage rufen wir den Interessenten zurück“, sagt Vertriebsleiter Alexander Graf gegenüber trans aktuell.

Wie das vermietete Fahrzeug zum neuen Nutzer kommt, bestimmt der Mieter, der die Abholung selbst organisieren oder gegen Aufpreis eine Zustellung durch den Vermieter vereinbaren kann. Mehr als 100 Kunden hat Colonia nach eigenen Angaben schon, darunter neben Logistikdienstleistern auch Unternehmen des Werkverkehrs, die über eigene Flotten verfügen. Auch Fahrzeugvermieter wie TIP oder Mezger gehören nach Firmenangaben zum Kundenkreis.

Standardfahrzeuge und viele Varianten

Die Fahrzeuge, die über die Sharing-Plattform gehandelt werden, sind laut Colonia in erster Linie Standard-Sattelzugmaschinen und Auflieger, vor allem Planen- und Kofferauflieger. Auf der Website können Interessierte aber aus einer Vielzahl an Varianten wählen – etwa BDF-Fahrgestelle mit Wechselbrücken oder Lowliner mit Megatrailern. Das heißt aber nicht, dass zwingend alles zum gewünschten Zeitraum verfügbar ist. „Zurzeit haben wir etwa 300 Fahrzeuge auf der Straße“, berichtet Graf.

Elektrofahrzeuge ergänzen das Angebot: Laut Colonia stehen bereits auch E-Lkw von Volta Trucks, Orten sowie der wasserstoffbetriebene Xcient von Hyundai im Angebot. Robert Orten, Chef des gleichnamigen Fahrzeugbauers aus Bernkastel-Kues und des Elektro-Lkw-Herstellers Orten Electric Trucks aus Wittlich, hält den Ansatz von Colonia für vielversprechend. Auch er sieht beidseitige Vorteile und die Chance, die Plattform als Vertriebskanal für sein Unternehmen zu nutzen (siehe Kasten).

Nicht nur mehr Fahrzeuge und mehr Kunden seien das Ziel von Colonia, erläutert Alexander Graf. Langfristig sollen Unternehmen nicht nur einzelne freie Fahrzeuge melden, sondern ihre Flotten ganz über Colonia managen, um das Potenzial der ungenutzten Fahrzeuge vollständig auszunutzen. Das habe wirtschaftliche Vorteile für die Unternehmen und trage zur Nachhaltigkeit bei, weil die Branche ihre Flottenkapazitäten effektiver nutzen könne und so weniger Neufahrzeuge gebaut werden müssten.

Spedition vermietet Trailer

Michael Vendel, Geschäftsführer der Spedition Franz-Peter Vendel aus Bornheim, ist seit 2021 Kunde, und hat aktuell 20 Trailer vermietet, in die er im Rahmen der Fördermaßnahmen zur Erneuerung der Nutzfahrzeugflotte investiert hat. Kerngeschäft des Unternehmens ist die Logistik für einen großen Lebensmittelkonzern.

„Momentan ist es für viele Unternehmen einfacher, zu mieten, anstatt zu kaufen“, sagt Vendel, „vor allem kleinere Firmen profitieren von der Miete, weil sie so auf einen ganzen Fahrzeugpool zugreifen können, ohne eigene Investitionskosten“.

Miete für zwei Wochen bis 24 Monate

Mieter der Kühlauflieger aus Bornheim sind etwa Unternehmen aus der Eventbranche, die punktuell für Veranstaltungen einen gekühlten Trailer benötigen. Aber auch Anbieter von Medientechnik, die abschließbare Kofferfahrzeuge brauchen, sind Mietkunden. Über die Vermittlung von Colonia sind die Trailer laut Vendel im Raum Köln/Bonn im Einsatz, aber auch in Alzey oder Haiger. Die Mietdauer reiche von zwei Wochen bis 24 Monate.

„Einige der Auflieger werden von den Mietern persönlich abgeholt, aber bis 200 Kilometer stellen wir auch zu“, sagt der Unternehmer. Über das Portal können Mieter und Vermieter den Bereich, in dem sie ein Fahrzeug suchen beziehungsweise vermieten wollen, eingrenzen oder auch öffnen. Vendel ist sich sicher, dass die Abwicklung über eine Plattform wie Colonia das Vermietgeschäft der Zukunft ist – per Smartphone und App, anstatt per Telefon und mit viel Papierkram.

Das Unternehmen

  • Die Share-Plattform Colonia Technologies (www.colonia.tech) wurde im Juli 2021 gegründet.
  • Mit-Firmengründer und Geschäftsführer sind Kaspar Filips, der für Finance, HR, Investor Relations zuständig ist, sowie Jakob Sadoun, der den Bereich Commercial (Vertrieb, Sourcing und Marketing) verantwortet. Beide waren unter anderem als Berater bei Monitor Deloitte tätig.
  • Ebenfalls Mit-Gründer und CPO ist Alvaro Hurtado, der dem Bereich Produkt & Technologie vorsteht.
  • Aktuell hat das Unternehmen 29 Mitarbeiter; Firmensitz ist Köln, das Technologie-Team hat seinen Standort in Berlin, Hauptgesellschafter ist das Private Equity-Unternehmen Atlantic Labs aus Berlin.
  • Rund 2,3 Millionen Umsatz hat Colonia im ersten Geschäftsjahr (September 2021 bis September 2022) erwirtschaftet.

E-Lkw von Orten bei Colonia

  • Unternehmer Robert Orten hält die Geschäftsidee der Vermittlungsplattform Colonia Technologies aus Köln für vielversprechend. Seine Firmengruppe fertigt nicht nur Getränkeauflieger, sondern seit 2015 im Zusammenspiel mit Partnern auch Elektro-Lkw. Mit bisher mehr als 300 umgerüsteten Transportern, Lkw und Bussen gehört Orten zu den Pionieren von elektrisch angetriebenen Nutzfahrzeugen. Auch kooperiert das Unternehmen mit dem Spezialisten für Wasserstoff-Lkw, Hyzon aus den USA.
  • Orten sieht in Colonia auch einen wichtigen Vertriebskanal für sein Unternehmen und stellt dem Start-up Elektrofahrzeuge auf Mietbasis zur Verfügung. „Wir sind ein 100-Mann-Unternehmen, da können wir nicht unbegrenzt in den Außendienst investieren, sondern nutzen ergänzend diesen neuen Kanal, um Kunden anzusprechen.“ Ob er die Elektro-Lkw nicht lieber verkauft als vermietet? Sowohl Orten als auch Colonia prüfen nach eigenen Angaben das Modell des Mietkaufs, wonach Nutzer das Fahrzeug nach Ende der Nutzungsdauer erwerben können.
  • Die Nähe von Colonia zu Orten wurde auch auf der IAA Transportation deutlich: Beide teilten sich ihren Stand, übrigens auch mit dem Energiekonzern Total als Dritten im Bunde. Die Idee dahinter: Interessierte rund ums Thema Elektro- und Wasserstoff-Lkw sollten nicht nur Informationen rund ums Fahrzeug bekommen, sondern auch Angebote in Sachen Miete (Colonia) sowie Tank- und Ladeinfrastruktur.
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