Neoplan Skyliner Ein Bus setzt Maßstäbe

Neoplan Skyliner, Autobus, Oberbayern Foto: Randolf Unruh, Neoplan 7 Bilder

Verlorenes Terrain zurückgewinnen, die Szenerie der Doppeldecker umkrempeln – mit dem neuen Reisedoppeldecker Skyliner will Neoplan in jeder Beziehung hoch hinaus.

Himmelhoch ragt der Doppeldecker auf, fast stößt er mit seinen Dachkanten ans Firmament an. Der neue Skyliner hat eine imponierende Gestalt: oben gerundet, mit einer gewagt gewölbten Scheibe im Oberdeck. Unten der markentypisch stechende Raubvogelblick unter der Visieroptik der Fahrerkanzel. Seitlich verlaufen elegante Fensterbänder mit den dynamisch nach vorn weisenden Fenstersäulen. Hinten zeigt der Riese einen maskulinen Rücken wie frisch aus dem Fitnessstudio. Trotz der Größe ist die Figur straff und wohlproportioniert, kennt keinen Bauchansatz. Der neue ­Neoplan Skyliner ist ein Blickfang. Und ein Reisebus, zu dem man angesichts seiner imposanten Statur "Sie" sagen sollte.

Skyliner verlangt Umsicht am Steuer

Auch aus Fahrersicht empfiehlt sich gehöriger Respekt. Nicht nur die Höhe, auch 14 Meter Länge, der große Radstand und das beim Rangieren weit ausschwenkende Heck verlangen Umsicht am Steuer. Gut also, dass den Lenkern eines Cityliner oder Skyliner das im Viertelkreis gewölbte Cockpit bereits bestens vertraut ist. Gewöhnungsbedürftig ist wie immer im Doppeldecker die tiefe Sitzposition. Dazu spendiert Neoplan dem Fahrer zwar viel Kopfraum, doch die Längs­verstellung des Sitzes ist durch die Abschrankung zur Treppe begrenzt – daran wird noch gearbeitet.

Der Sechszylindermotor im Heck schiebt mit 371 kW (505 PS) und 2.300 Nm kräftig an, eine ZF AS-Tronic – bei MAN immer Tipmatic genannt – portioniert die Leistung. Obwohl nagelneu, startet der Skyliner bewusst mit einem Antriebsstrang nach Euro 5/EEV, erst im Laufe des kommenden Jahres will man den Bus auf Euro 6 umstellen. Die bekannte Maschine orgelt mit der serienmäßigen Hinterachse bei Tempo 100 mit 1.400 Touren – aus Sicht von Sparfüchsen ein wenig viel. In Vorbereitung ist deshalb alternativ die zehn Prozent längere Achse mit 3,08er-Übersetzung, eine Empfehlung.

Fahrvergnügen auf der Autobahn

Auf der Autobahn entpuppt sich der Skyliner bereits jetzt als wahres Fahrvergnügen. Zwar arbeitet die Lenkung etwas luftig, doch wegen seiner Abmessungen gleitet der Riese enorm stabil dahin. Dank der elektronischen Dämpferabstimmung CDC verkraftet er auch einen flotten Spurwechsel, ohne dass Fahrgäste im Oberdeck Magenbeschwerden drohen.

Hier in der Beletage des Skyliner treten seine wahren Vorzüge zutage. Durch Dachfenster und die Frontkuppel sowie die seitlichen Oberlichter wirkt das Dachgeschoss trotz seiner begrenzten Stehhöhe überraschend luftig. Die seitlich weit herumgezogene Scheibe ist um 25 Grad geneigt. "Das ist die zurzeit komplexeste Scheibe", ist sich Projektleiter Erdem Yilmaz sicher. Der gesamte Bug des Skyliner ist rundgelutscht wie ein Bonbon – man glaubt den Vätern des Skyliner, wenn sie die gute Aerodynamik hervorheben. Perfekt ist der Dreh mit den seitlich angeschrägten Luftkanälen. Sie verwandeln den Skyliner auf den Fensterplätzen in einen Aussichtswagen. Auch das Raumgefühl ist eine Klasse für sich.

Geräumige Treppen überzeugen

Ebenso überzeugen die geräumigen Treppen, bei Doppeldeckern stets ein spannendes Kapitel. Die leicht und offen wirkenden, aber kratzempfindlichen Abschrankungen aus Plexiglas will Neoplan in der Serie durch stabileres Echtglas ersetzen. Auf dem Weg nach unten fehlt nur im Bereich der letzten Stufe ein Griff. Im Unterschied zum Prototyp haben die Gepäckablagen kleine Metallstreben als Halterung bekommen, das beugt lästigen Schwingungen vor. Bei Nachtfahrten leiten LED-Lichtleisten im Boden die Passagiere. Als störend fallen allenfalls die hellen Leselampen durch ihre seitliche Lichtabstrahlung auf. Auch verlangt das viele Glas des Oberdecks erhöhten Pflegeaufwand: Wer will beim Hinausblicken schon von Schlieren gestört werden?

Auch im Unterdeck schauen die Passagiere nicht in die Röhre: Das helle Interieur weitet den Raum, auch direkt unter den Gepäckablagen bleibt genug Kopffreiheit, unter den angehobenen Luftkanälen auf der Fensterseite ohnehin. Hier im Parterre zeigt der Skyliner große Flexibilität. Beispiel vorn: Da der erste Doppelsitz rechts wegen der Isolation vor der Vorderachse ohnehin wenig fahrgastfreundlich ist, kann man den Begleitersitz weglassen, dessen klobiges Gestell stört ohnehin. Das räumt den Einstieg weiter auf und gewährleistet einen eigenen Arbeitsraum für Fahrer und Begleiter. Weiter hinten vor der breiten Mitteltür entfällt wahlweise das Podest zugunsten eines Rollstuhlplatzes – wichtig für eine Linienzulassung. Und damit ein weiteres Argument für eine Renaissance der Doppeldecker im künftigen Fernlinienverkehr. Dass gleichzeitig der Tank schrumpft, ist angesichts von maximal 720 Liter Volumen zu verschmerzen.

Vier-Sterne-Ausstattung steht dem Skyliner

Ordert der Käufer eine Drei-Sterne-Ausführung, wandern Tür und Küche zugunsten einer weiteren Sitzreihe etwas nach hinten. Zwangsläufig schnurrt damit auch der Kofferraum zusammen. Also bleibt die sitzplatzoptimierte Ausführung ein Fall für Reisen mit überschaubarem Gepäckbedarf, die Vier-Sterne-Ausstattung steht dem Skyliner besser. Das Gepäckfach im Heck ist beim Doppeldecker traditionell ein heikles Thema. Für den Fahrer rückenmordend beim Be- und Entladen, außerdem in Relation zur Fahrgastzahl stets sehr knapp. Die Neoplan-Entwickler haben einen Dreh gefunden: Die Klimaanlage im Heck ist nur noch für das Oberdeck zuständig, die Klimatechnik fürs Unterdeck sitzt links und rechts über der Vorderachse. Damit entfallen Luftschächte im Gepäckraum, der außerdem über einen weitgehend ebenen Boden verfügt. Gleichzeitig hat die Klimaanlage deutlich an Kraft gewonnen: Mit einer Leistung von zusammen 56 kW für beide Decks sollte sie auch der brennenden südlichen Sommersonne trotzen.

Die Klimatisierung gehört zu den vielen Ideen und Tricks der Entwickler bei der Neukonstruktion des Skyliner. Zu ihnen zählt auch ein Baukastensystem, um Kosten und Ersatzteilprobleme zu begrenzen: Scheinwerfer und Rückleuchten, die untere Frontscheibe, das Cockpit und die Seitenscheiben des Oberdecks – all das findet sich auch in anderen Neoplan-Reisebussen, zählt Projektleiter Yilmaz auf. Er und die Neoplan-Vertriebsmannschaft haben sich nach der zwei Jahre langen Skyliner-Pause viel vorgenommen. Knapp die Hälfte der jährlichen Reisedoppeldecker-Neuzulassungen in Europa will man erobern, das heißt umgerechnet etwa 100 Skyliner per anno. Die ersten 16 Modelle des Riesen sind bereits verkauft und im Bau, 30 bis 40 sollen es dieses Jahr insgesamt werden. Danach dürfen es gern deutlich mehr sein. Schließlich soll der neue Neoplan Skyliner auch in den Zulassungszahlen himmelhoch aufragen.

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