Der Beweis ist erbracht: MAN und ABB haben zum ersten Mal das Megawatt-Laden eines E-Lkw vorgeführt. Die Ladeleistung lag zeitweise bei über 700 kW. Die Details.
In der 45-Minuten-Lenkzeitpause Strom nachtanken für 300 bis 400 Kilometer? Technisch ist das schon heute möglich. Das hat MAN gemeinsam mit ABB im hauseigenen Entwicklungszentrum in München demonstriert. Mit dabei: der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder (CSU).
30 Minuten bis 80 Prozent Ladestand
Für den Test angetreten waren eine ABB MCS-Ladesäule (MCS für Megawatt-Charging-System) und eine MAN eTruck 4x2-Sattelzugmaschine. Der Strom floss mit diesem Setting mit mehr als 1.000 Ampere und 700 kW in die Akkus des Elektro-Lkw. In rund einer halben Stunde soll der Ladestand der Batterien so von zehn auf 80 Prozent gebracht werden können. Den Reichweitengewinn innerhalb der 45-Minuten-Pause beziffert MAN auf die erwähnten 300 bis 400 Kilometer.
MCS elementar für die Wende
MAN bezeichnet das Megawatt-Laden als elementaren Bestandteil der Mobilitätswende im Nutzfahrzeugbereich. Im Fernverkehr und bei Be- und Entladevorgängen würden E-Lkw (und auch E-Reisebusse) regelmäßig Hochleistungs-Booster benötigen. Die MCS-Technologie ergänze das langsamere Laden im Depot, das auch in Zukunft eine wichtige Rolle spiele.
Vlaskamp: Klare Signale der Politik nötig
"Auch wenn wir hier noch einen Protoypen zeigen: Mit dem neuen MCS-Standard haben wir binnen weniger Jahre nicht nur die Stromstärke, sondern auch die Ladeleistung verdoppelt", erklärte Michael Halbherr, CEO von ABB E-mobility. MAN-Chef Alexander Vlaskamp bekräftigte seine Forderung nach mehr Tempo beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Das Ziel seien 30.000 MCS-Ladepunkte in Europa bis 2030, rund 4.000 davon in Deutschland. "Wir brauchen jetzt klare Signale der Politik, nicht zuletzt, um Vertrauen bei unseren Kunden für die Elektrifizierung aufzubauen. Wir müssen die Infrastruktur jetzt schnell aufbauen und skalieren."
Ladeleistungen bis 3,75 Megawatt machbar
Der MCS-Ladestandard ist laut MAN ausgelegt auf Ladeleistungen von bis zu 3,75 Megawatt bei 3.000 Ampere Stromstärke. Mit der Finalisierung des Standards würden schon bald Ladeleistungen von über einem Megawatt möglich sein. MAN geht davon aus, dass das aktuelle MCS-Standardisierungsverfahren noch in diesem Jahr abgeschlossen wird. Der Netzausbau und die Digitalisierung der Netze seien nicht nur für die künftige Versorgung mit erneuerbaren Energien essenziell, sondern auch Voraussetzung für die Ladeinfrastruktur.