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Frächter reagieren auf Fahrverbote "Verkehr in gesamten Karwoche einstellen"

Foto: Foodsped

Das Bundesland Tirol plant für den Lkw-Verkehr im Frühjahr weitere Fahrverbote. Forderungen nach Aufheben des Nachtfahrverbots erteilt es eine klare Absage. Was konkret geplant ist.

Das Bundesland Tirol stellt sich auf großen Reiseverkehr rund um Ostern und Pfingsten ein. Um ihn zu bändigen, plant es in dieser Zeit weitere Beschränkungen für den Lkw-Verkehr. Konket geht es um Gründonnerstag, 6. April, und Pfingstsamstag, 27. Mai, wie eine Sprecherin der Landesregierung gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell mitteilt. „Aufgrund des Feiertags in Deutschland (Karfreitag) und dem damit verbundenen äußerst starken Reiseaufkommen in Richtung Italien in Verbindung mit dem Lkw-Aufkommen ist mit umfangreichen Stauungen besonders im Großraum Innsbruck zu rechnen“, begründet sie die Pläne.

Der Pfingstsamstag sei aufgrund der Pfingstferien in Deutschland der stärkste Reisetag im Jahr. Er habe 2022 zu umfangreichen Staus im Großraum Innsbruck geführt – verbunden mit enormem Ausweichverkehr auf das niederrangige Straßennetz. „Aufgrund der Erfahrungen des vergangenen Jahres und der erheblichen Gefährdung der Verkehrssicherheit sowie der massiven Einschränkung der Verkehrsflüssigkeit hat das Land Tirol beim Verkehrsministerium diese beiden Sonderfahrverbote beantragt“, erläutert die Sprecherin.

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Ulf Schmid, Obmann der Tiroler Transporteure in Wirtschaftskammer Tirol (WKT): „Ich würde vorschlagen, den Verkehr in der gesamten Karwoche einzustellen. Dann bin ich gespannt, wie die Konsumenten reagieren, wenn die Kaufhausregale leer bleiben.“

Deutschen Flottenbetreibern, aber auch den Tiroler Transporteuren sind diese Pläne ein Dorn im Auge. „Diese ständigen Schikanen schaden dem Wirtschaftsstandort und auch der Branche sowie den fleißigen Mitarbeitern, allen voran den Fahrern an der Front“, erklärt Ulf Schmid, Obmann der Tiroler Transporteure in der Wirtschaftskammer Tirol (WKT), gegenüber trans aktuell. Dass nun auch der Gründonnerstag in den Lkw-Fahrverbotskalender aufgenommen werden soll, kommentiert er wie folgt: „Ich würde vorschlagen, den Verkehr in der gesamten Karwoche einzustellen. Dann bin ich gespannt, wie die Konsumenten reagieren, wenn die Kaufhausregale leer bleiben.“

Tiroler Transporteure: Lkw-Nachtfahrverbot ist überholt

Ein Lösungsvorschlag der Tiroler Transporteure, um die Situation rund um die Dauerbrenner Fahrverbote und Blockabfertigung/Dosierung zu entschärfen: das Nachtfahrverbot für Lkw in Österreich aufzuheben. Zum 1. Dezember 1989 in Kraft gesetzt, sei es längst überholt. „Inzwischen haben wir Flüsterasphalt, Lärmschutzwände und deutlich sauberere Fahrzeuge. Und trotzdem hält man daran fest“, erklärt Branchenvertreter Schmid, geschäftsführender Gesellschafter von Foodsped aus Imst in Tirol, einer Fachspedition für den Transport von flüssigen Lebensmitteln. Könnten Lkw auch zwischen 22 und 5 Uhr die Straße nutzen, könne damit das Aufkommen entzerrt werden, argumentiert der Spediteur – also genau das geleistet werden, was die Blockabfertigung zur besten Tageszeit bezwecken soll.

Euro-Klassen-Fahrverbot auch um Euro V erweitert

Dies gelte umso mehr vor dem Hintergrund, dass Tirol der Branche eine Vielzahl an Verboten auferlege – neben dem Nachtfahrverbot das Euro-Klassen-Verbot und das sektorale Fahrverbot für bestimmte Güterarten. Erst zu Jahresbeginn wurde zum Beispiel das Euro-Klassen-Verbot noch ausgeweitet, indem Euro-5-Lkw einbezogen wurden, was auch im süditalienischen Unternehmerverband Anita Proteste auslöste.

Die Aufhebung des Nachtfahrverbots habe sich bereits in der Coronazeit bewährt, argumentiert der Spartenobmann. Damals wurde das Verbot temporär gelockert, um die Versorgung zum Beispiel von Lebensmittelgeschäften zu gewährleisten. Damals habe es keine Proteste gegeben. Und so kann sich Schmid erneut eine temporäre Lockerung vorstellen. „Warum nicht mal über sechs oder zwölf Monate ausprobieren und dann auswerten“, fragt er.

Zumtobel: Aufheben des Nachtfahrverbots kommt nicht infrage

Solchen Forderungen erteilt die Tiroler Landesregierung eine klare Absage. „Eine Aufhebung des Nachtfahrverbotes kommt für mich nicht infrage“, betont Landesrat René Zumtobel gegenüber trans aktuell. Aufgrund der besonderen Topographie in Tirol würden besondere die Luft- und die Lärmemissionen in den Nachtstunden verstärkt und die Bevölkerung über die Maßen belasten. „Letztlich muss es immer unser gemeinsames Ziel sein, die Lkw von der Straße auf die Schiene zu verlagern, nicht von einem Alpenpass auf den anderen und schon gar nicht vom Tag in die Nacht.“

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Derzeit queren 2,5 Millionen Lkw nach offiziellen Angaben pro Jahr die Brenner-Autobahn. Nach Tiroler Zahlen sind das fast dreimal so viele Lkw, wie die gesamte Schweiz innerhalb eines Jahres passieren. „Eine Aufhebung des Nachtfahrverbots würde nicht nur die europäischen Verlagerungsziele konterkarieren, sondern neue Umwegverkehre aus der Schweiz anziehen, wo ein generelles Nachtfahrverbot im Güterkraftverkehr gilt“, heißt es von der Tiroler Landesregierung.

Die Forderung aus der Branche, das Nachtfahrverbot zu kippen und Verkehre zu entzerren, hängt mit der Angst vor weiteren Staus zusammen: Im Fokus steht die in die Jahre gekommene Luegbrücke auf der Brennerautobahn, bei der eine weitere Sanierung absehbar ist. Schon im Oktober war das 1,8 Kilometer lange Bauwerk auf der A13 tageweise nur einspurig befahrbar.

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Die Sprecherin der Tiroler Landesregierung betont, dass zur konkreten Verkehrsabwicklung noch keine genauen Planungen vonseiten des Autobahnbetreibers Asfinag vorlägen. „Sicher ist jedoch, dass die Sanierung der Brücke in naher Zukunft ansteht und es auch zu Einschränkungen kommen wird.“ Landesrat Zumtobel sei es aber ein Anliegen, die Einspurigkeit zu vermeiden. Denn die – das bestreitet keiner – ist angesichts des hohen Verkehrsaufkommens immer mit Staus verbunden.

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