1996 stellt Mercedes-Benz den SK-Nachfolger "Actros" vor. Ein Kunstwort, genauso wie die im Actros umgesetzte "Telligent"-Strategie mit ihrer wegweisenden elektronischen Steuerung und Vernetzung. Auch der Fahrerarbeitsplatz gewinnt deutlich an Raum und Bedeutung.
Rechtzeitig zur IAA Nutzfahrzeuge 1996 in Hannover präsentiert Mercedes-Benz den Nachfolger seiner Schweren Klasse: den Actros (zeitweise auch als Schwere Klasse Neu bezeichnet). "A Star is born" betitelt Gerlach Fronemann, der den Actros vorab kennenlernen durfte, die Vorstellung im FERNFAHRER 10/1996. Rückblickend zu Recht, denn spätestens ab der ersten Modellpflege legt der Actros eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte hin – inklusive fünffacher Wahl zum "Truck of the Year", von 1997 bis 2020.

Technische Pionierleistungen
Verkaufserfolg ist das Ziel der neuen Baureihe. Es gelte, die Stellung von Mercedes-Benz im Markt zu festigen und verlorenes Terrain zurückgewinnen, heißt es im IAA-Messebericht derselben Ausgabe. Wurde der SK mit seiner in die Jahre gekommenen, noch vom NG 73 abstammenden Kabine eher als Unternehmer- denn als Fahrerauto betrachtet, soll der Actros nun beides sein: Er soll technisch und wirtschaftlich überzeugen, aber auch mit Ausstattung und Komfort. Daher die fast senkrecht emporragende Kabine und das neue Megaspace-Fahrerhaus für den Fernverkehr, mit ebenem Kabinenboden und 1,92 Meter Stehhöhe (mehr als im Renault AE!).
Technisch seien echte Pionierleistungen geboten, lobt Fronemann: "Wartungsinvervalle von mindestens 100.000 Kilometern oder die Standzeit wichtiger Bauteile wie Motor, Getriebe und Achsen von einer vollen Million Kilometer". Das Herz der neuen Schwerlaster sei die im Juli 1996 vorgestellte Motorengeneration 500: leichte, lärmreduzierte V6- und V8-Motoren (Euro II) mit 12 bzw. 16 Litern Hubraum, Turboaufladung und Ladeluftkühlung.
Die Telligent-Schaltung
Drei sechzehnstufige Getriebe stehen zur Auswahl. Geschaltet wird manuell (auf Kundenwunsch), halbautomatisiert (Serienausstattung) mit der jüngsten Version der EPS (elektropneumatische Schaltung), die nun "Telligent"-Schaltung heißt, oder aber mit der neuen Telligent-Schaltautomatik. Hinter letzterer verbirgt sich eine weitere Abkürzung: EAS (Elektronische Antriebsstrang-Steuerung). Für den Notfall ist bei der Automatik noch ein ausklappbares Kupplungspedal vorhanden.
Dem Fahrer präsentiert sich die Telligent-Schaltung in Form einer Konsole rechts vom Fahrersitz, mit einem kurzen Schaltknauf samt Druckknöpfen links und rechts. Der äußere Unterschied in den "Gangwahlgebergeräten" von Halbautomatik und Automatik ist ein zusätzlicher Kippschalter mit der Bezeichnung A und M (Automatik und Manuell).
Stichwort Telligent: Das Kunstwort aus "Telematik" und "Intelligent" bezeichnet neben der neuen Schaltautomatik auch das neue Bremssystem mit elektronisch geregelten Scheibenbremsen an allen Achsen – erstmals serienmäßig in einem europäischen Schwer-Lkw. "Bei einer Vollbremsung aus 80 km/h verkürzt sich dadurch der Bremsweg um eine Pkw-Länge", unterstreicht Fronemann. So macht sich der Actros schon vor Einführung von ABA & Co einen Namen in puncto Verkehrssicherheit.
