E-Mobilität bei Daimler Truck Wie viele eActros schon bestellt wurden

Foto: Daimler Truck

Wie ist das Interesse am eActros? Stina Fagerman, neue Vertriebschefin bei Mercedes-Benz Trucks, spricht über die Nachfrage nach Elektro-Lkw mit Stern. Im Gespräch mit eurotransport.de beantwortet sie auch die Frage nach dem bisherigen Auftragseingang.

eurotransport.de: Frau Fagerman, seit knapp einem halben Jahr leiten Sie Marketing, Vertrieb und Services bei Mercedes-Benz Trucks. Wie nehmen Sie die Branche in Ihrer neuen Funktion wahr?

Fagerman: Die Branche war nie so spannend wie jetzt, die Entwicklungen sind buchstäblich elektrifizierend. Wir sehen, dass die Transformation hier und jetzt stattfindet. Das gibt auch mir reichlich Energie, um meinen Job gut zu machen, und um diese Entwicklung zu beschleunigen. Das gefällt mir sehr. Auch Daimler Truck ist hier gut aufgestellt: Mit unserer dualen Strategie – Batteriefahrzeuge plus Brennstoffzelle – haben wir eine ausgezeichnete Basis.

Die Mentalität bei Scania ist eine andere als bei Daimler. Wie gefällt es Ihnen in der neuen Konzernwelt?

Die Firmenkultur gefällt mir sehr gut, ich habe viele interessante Menschen kennengelernt. Ob Leute, Kultur, Sprache – das sagt mir alles zu. Mir gefällt auch die Internationalität: Bei unserer internen Truck Leadership Conference im Juli wurde mir bewusst, wie international das Unternehmen aufgestellt ist. Das ist ein großer Vorteil, aus dieser Vielfalt schöpfen wir viel positive Energie.

Sie müssen Ihre Kunden angesichts der langen Lieferfristen aktuell um sehr viel Geduld bitten. Haben die Kunden dafür Verständnis?

Ja, weil ja gerade die ganze Wirtschaft unter Lieferproblemen leidet – und damit auch alle anderen Fahrzeughersteller. Ich weiß, dass unsere Kunden ihre bestellten Fahrzeuge am liebsten sofort entgegennehmen würden, daher tut es schon weh, sie vertrösten zu müssen.

Sehen Sie denn ein steigendes Interesse am Thema Elektro-Lkw, konkret an Ihrem eActros?

Wir spüren sogar ein sehr großes Interesse. Bis 2019 war ich für Scania in der Schweiz tätig, danach war ich drei Jahre weg aus Europa. Als ich zurückkam, ist mir deutlich aufgefallen, dass unglaublich viel passiert ist.

Foto: Daimler Truck
Stina Fagerman: Für uns ist es wichtig, unsere Kunden umfassend zu beraten und ihnen die Lkw mit Fahrveranstaltungen nahe zu bringen.

Ein Beispiel ist die Batterieentwicklung: Die LFP-Batterien, die in unserem eActros LongHaul zum Einsatz kommen, sind sehr langlebig und leistungsfähig. Wir stellen Kunden eine Lebensdauer von zehn Jahren und von 1,2 Millionen Kilometern in Aussicht. Damit steht der BEV- dem Diesel-Lkw in nichts nach.

Doch können Ihre Kunden nicht sofort umsteigen – der eActros LongHaul kommt ja erst 2024.

Der Elektro- kann den Diesel-Lkw auch nicht 1:1 ersetzen. Die Kaufentscheidung ist komplexer. Der Kunde erwirbt nicht nur den Lkw, sondern benötigt ein komplettes Ökosystem, das auch eine geeignete Ladeinfrastruktur umfasst. Für uns ist es wichtig, unsere Kunden umfassend zu beraten und ihnen die Lkw mit Fahrveranstaltungen nahe zu bringen. Im Juni hatten wir eine solche Veranstaltung mit 750 Kunden. Sie hatten hinterher ein Lächeln im Gesicht.

Wie wirkt sich das bisher auf Ihr Auftragsbuch aus?

Darin steht eine Zahl im signifikanten dreistelligen Bereich. Die Nachfrage steigt stetig. Dieser positive Trend bereitet uns große Freude. Doch die Nachfrage ist auch marktabhängig – also abhängig auch vom Strompreis sowie der Förderkulisse.

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In Deutschland warten die Kunden nun auf den dritten Förderaufruf des Bundes, ehe sie neue Aufträge bei uns platzieren. In Schweden und Norwegen profitieren die Kunden von einem sehr niedrigen Strompreis, in der Schweiz von der LSVA-Befreiung.

Auf der IAA haben Sie auch eine E-Zugmaschine vorgestellt, die auf dem Verteiler-Lkw eActros 300 aufbaut. Wo sehen Sie Einsatzmöglichkeiten?

Wir sehen eine große Nachfrage im Bereich Lebensmittel. Das Fahrzeug kann zum Beispiel in der Frischelogistik als Sattelzugmaschine in der Distribution zum Einsatz kommen. Es gibt Interessenten aus allen Bereichen, die Liste der Transportsegmente ist lang. Gute Einsatzmöglichkeiten sehen wir auch im Kombinierten Verkehr.

Ergibt sich überhaupt noch die Notwendigkeit, einen eAtego zu bauen – wo Sie im leichten Bereich soeben einen neuen Fuso eCanter vorgestellt haben und darüber der eActros anknüpft?

Der Atego ist ein sehr beliebtes Fahrzeug für den Verteilerverkehr. Daher sehen wir schon einen konkreten Bedarf.

Und wie sieht der Zeitplan aus?

Den werden wir erst noch kommunizieren.

Zur Person

  • Stina Fagerman, geboren 1981, leitet seit Mai 2022 Marketing, Vertrieb und Services bei Mercedes-Benz Lkw. Die Schwedin war bis Ende 2021 Geschäftsführerin und Mitglied des Vorstands von Scania in Thailand.
  • Sie begann ihre Karriere 2007 als Trainee bei Scania, nachdem sie einen Master of Science in Wirtschaftsingenieurwesen und Management an der Chalmers University of Technology in Göteborg erworben hatte. In den folgenden Jahren verantwortete Fagerman verschiedene Führungspositionen innerhalb der Vertriebsorganisation von Scania. Vor ihrem Einsatz in Thailand war sie seit 2016 Sales Director Trucks & Buses und Mitglied des Executive Management Teams bei Scania in der Schweiz.
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