Dacia Dokker Express Bilanz nach dem Dauertest

Dacia Dokker Express Dauertest Foto: Julian Hoffmann 9 Bilder

Dauertest: Pünktlich zum Ende des Langzeittests verabschiedet sich der Dokker Express auch generell vom Parkett. Es folgt ein neuer Renault.

Vor ziemlich genau einem Jahr erreichte mit dem Dacia Dokker Express Deutschlands damals günstigster Kompaktlieferwagen die eurotransport.de-Redaktion. Seine Agenda: beweisen, dass er eben nicht nur billig ist, sondern tatsächlich auch im Alltag bestehen kann. Er kann. Zumindest in den für diese Klasse wichtigen Disziplinen.

Schon auf den ersten Kilometern positiv aufgefallen ist die Motor-Getriebe-Kombination des in Kalahari-Rot lackierten Dacia. Ein 1,3-Liter-Vierzylinder kommt unter seiner Haube zum Einsatz, vor 2019 noch kam an seiner Stelle ein 1,6-Liter-Aggregat zum Zuge. Der hubraumschwächere, dafür aber modernere Benzinmotor glänzt mit einer Turboaufladung und überzeugt nach nur wenigen zähen Metern mit üppigem Vortrieb. Seine Leistungsentfaltung erinnert im positiven Sinne an die von ähnlich starken Dieselmotoren, wenngleich die Klangkulisse im Otto­Dokker deutlich ruhiger ausfällt.

Ein Segen für die Langstrecke: das 6-Gang-Schaltgetriebe

Unbeladen beschleunigt der Dokker Express in nur etwas mehr als elf Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde, selbst Zwischenspurts auf der Autobahn bringt er souverän über die Bühne. Schnelle Etappen mit 150, 160 km/h hat er so im Redaktionsalltag bewältigen müssen, aber auch entspannte Touren mit einem Reisetempo von weniger als 120 Sachen. Sein zu Beginn noch als etwas hakelig, später dann als angenehm leichtgängig empfundenes Schaltgetriebe war dabei nur bis zur Landstraße gefordert.

Im Stadtverkehr nämlich schwimmt man im Dokker Express entspannt mit und wird von der Schaltanzeige schon bei knapp über 50 km/h zum Hochschalten in den fünften Gang animiert. Bei 70 km/h ist bereits der sechste Gang drin, dem das Lob dafür gebührt, dass auch bei 160 km/h noch erträgliche 3.400 Umdrehungen anliegen – ein Segen für Langstreckeneinsätze. Der Turboaufladung wiederum ist zu verdanken, dass für Beschleunigungen auch auf der Autobahn dann nicht gleich zurückgeschaltet werden muss – steht das maximale Drehmoment von 200 Nm doch schon ab 1.500 Touren zur freien Verfügung.

Gute Verarbeitungsqualität, viel Hartplastik

Im Interieur weiß der Dacia trotz seines Grundpreises von 12.296 Euro (zu Dauertestbeginn, in Comfort-Ausstattung) mit einer ordentlichen Verarbeitungsqualität zu punkten. Bis zuletzt waren auch auf echten Schlaglochpisten kein Rumpeln und kein Rappeln zu vernehmen. Abstriche muss man dafür aber bei den Materialien machen. Rundum kommt Hartplastik zum Einsatz. Zierleisten, Klavierlack-Einsätze oder Stoffauflagen in den Türverkleidungen sucht man vergebens. Nur das Lenkrad mit seinen Chrom-Look-Einsätzen sticht da hervor und liegt dazu ebenso wie der Schaltknüppel gut in der Hand.

Auch das rund 350 Euro teure Navigationssystem mit Freisprecheinrichtung und Sieben-Zoll-Touchscreen lässt sich problemlos bedienen. Die Menüführung ist logisch aufgebaut, schnell ist auch das Smartphone mit der Software gekoppelt und die bis Richtgeschwindigkeit ordentlich funktionierende Freisprecheinrichtung aktiviert. Allein wenn eine Routenführung vor dem Erreichen des Zielpunkts manuell wieder abgebrochen werden soll, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Insgesamt sind immerhin fünf Klicks nötig für eine Eingabe, die gerade bei Auslieferungsfahrten mit vielen Stopps Alltag sein dürfte.

Nervige Cupholder, praktisches Easy-Seat-System

Ein weiteres Manko: die Cupholder unter der Mittelkonsole, die nur superkleine Flaschen fassen und diese dann auch in der ersten flotten Kurve schon unmotiviert in die Freiheit entlassen. Und die recht kleinen Sitze, auf denen man nach ein, zwei Stunden einfach keine bequeme Sitzposition mehr findet. Wiederum positiv zu erwähnen sind die vielen offenen Ablagen und die Dachgalerie, die perfekt sind für allerlei Papierkram, Antirutschmatten und Zurrgurte. Und auch das viele Hartplastik hat entscheidende Vorteile, wenn es um die schnelle Grundreinigung mit Staubsauger und Waschlappen geht.

Bleibt noch der Bordcomputer mit gut ablesbarer Reichweiten- und Verbrauchsanzeige zu erwähnen und der hinter dem Lenkrad versteckte Bediensatellit. Er nämlich gab der Redaktion anfänglich viele Rätsel auf, muss man über seine Tastenbelegung doch blind informiert sein. Nach einer Eingewöhnungszeit aber muss man anerkennen: Es funktioniert, die Finger finden zuverlässig die richtige Taste. Auch die Bedienung des Easy-Seat-Systems mit herausnehmbarem Beifahrersitz und drehbarer Trennwand (Kostenpunkt: knapp 300 Euro) will zuerst verstanden werden, macht dann aber richtig Freude. Bierzeltgarnituren konnte der Dokker mit dieser Laderaumverlängerung auf maximal 3,11 Meter im Dauertest bewegen, dazu lange Parkettbretter und auch den Weihnachtsbaum.

Nachfolger in den Startlöchern: der Renault Express

Im Verbrauchskapitel stehen am Ende durchschnittlich 6,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer. Auf schnellen Autobahnetappen genehmigte sich der Dokker Express bis zu 7,9 Liter, unbeladen und mit 100-km/h-Schnitt dagegen waren es nur 5,2 Liter. Insgesamt also ordentliche Werte, auch wenn sie nur über 30.000 Kilometer gesammelt werden konnten. Durch Kontaktbeschränkungen, abgesagte Presseveranstaltungen und Homeoffice-Regelungen nämlich blieb das Kilometerfressen aufgrund der Corona­pandemie leider bis zum Schluss erschwert. Und jetzt – Mitte 2021 – ist ohnehin Schluss mit dem Dacia Dokker Express.

Dacia zieht sich aus der Nutzfahrzeugwelt zurück, die Mutter Renault aber wird einen günstigen Kompaktlieferwagen im Angebot behalten: den neuen Renault Express. Wie schon der Dokker Express wird auch er von einem 1,3-Liter-Turbobenziner mit 102 PS oder wahlweise einem 1,5-Liter-Turbodiesel befeuert werden. Seinem Vorgänger voraus hat er allerdings zahlreiche Assistenzsysteme wie den Rear View Assist oder den Totwinkelwarner – damit nämlich konnte der Dauertester nie punkten.

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