BPW e-Transport E-Achse auch für neue Lkw

BPW e-Transport Elektro-Lkw 2021 Foto: BPW 5 Bilder

BPW hat erste Details zu einem neuen 7,5-Tonner enthüllt, den das Unternehmen mit der hauseigenen E-Achse ausstatten will. Der leichte Lkw wird wieder in Kooperation mit Paul Nutzfahrzeuge entstehen.

Schon 2018 startete BPW gemeinsam mit Paul Nutzfahrzeuge erste Feldversuche mit Mercedes Vario, deren Dieseltriebstrang durch einen batterieelektrischen Antrieb samt der hauseigenen E-Achse "e-Transport" ersetzt wurde. Mittlerweile sind über 50 derart umgerüstete Einheiten in der Praxis bei Kunden mit unterschiedlichen Fahrprofilen unterwegs. Rund 300.000 Kilometer haben die Fahrzeuge bis dato absolviert. Zeit also für den zweiten Streich: Noch in diesem Jahr nämlich will BPW wieder in Kooperation mit Paul Nutzfahrzeuge auch fabrikneue Leicht-Lkw mit E-Achse ausliefern. Das erklärte Josha Kneiber, Head of Product Management & Strategic Sales Electromobility bei BPW, zur Transport Logistic Online.

Der Elektroantrieb des neuen 7,5-Tonners beruht demnach auf dem Konzept, das auch schon die umgerüsteten Mercedes Vario trägt. Wie auch die Elektro-Vario wird der 7,5-Tonner in Vilshofen bei Paul Nutzfahrzeuge also mit den entsprechenden Komponenten ausgerüstet. BPW liefert hierfür neben der aus dem Stammwerk in Wiehl stammenden E-Achse auch die Inverter, die Batterien und die Software – im Grunde also die gesamte Hochvolt-Architektur des Fahrzeugs.

100 kW und zweimal 3.290 Nm

Die E-Achse ist dabei das Herzstück: Sie ist mit zwei Elektromotoren bestückt, die Rücken an Rücken montiert sind. Sie leiten ihre Kraft über Planetengetriebe an die Räder, wobei die Drehbewegung der Motoren auch der Achs-Drehbewegung entspricht – um so möglichst energieeffizient zu laufen. Auf zweimal 50 kW, umgerechnet insgesamt also 136 PS beziffert BPW die Leistung. Das klingt nicht üppig, doch das Drehmoment reiß es raus: Zweimal 3.290 Nm stehen an den Rädern an, damit sind voll ausgeladen auf 7,5 Tonnen immer noch Steigungen von 20 Prozent drin. Zudem lassen sich die Räder über die beiden Elektromotoren einzeln ansteuern, was den Wendekreis verkleinert, wenn das kurvenäußere Rad entsprechend mit mehr Power versorgt wird.

Kneiber spricht vom „perfekten Differenzial" – wenngleich die von BPW selbst geschriebene Steuerungssoftware über Sicherheitsmechanismen verfügt, die beispielsweise eine Drehbewegung auf der Stelle nicht zulassen. Lebensdauer- und EMV-Tests nach den hohen BPW Qualität-Standards hat die E-Achse laut Kneiber zudem bereits absolviert, außerdem wird das System nach ISO 26262 und IATF 16949 zertifiziert sein im neuen Chassis.

130 bis 200 Kilometer Reichweite

Zwei Batteriepakete will BPW den Kunden zur Wahl stellen – sie sind unterhalb des Rahmens montiert, stammen aus dem Hause BMW und kommen auf eine Kapazität von 84 respektive 126 kWh. Auf 130 und 200 Kilometer beziffert der Hersteller die Reichweite unter Alltagsbedingungen. Nach der Tour können die Energiespeicher dann wahlweise mit 22 kW AC oder 100 kW DC geladen werden – womit die Ladedauer im besten Fall unter einer Stunde liegen dürfte und maximal etwas mehr als fünf Stunden nötig sein sollten.

Mit einem Kofferaufbau samt Ladebordwand soll die Nutzlast bei rund drei Tonnen liegen, weil die E-Achse im Vergleich zur konventionellen Differenzialachse kaum mehr Gewicht in das Fahrzeug einbringt und so die Batterie gegengerechnet werden kann gegen die entfallende Motor-Getriebe-Einheit. 15 Palettenstellplätze zählt BPW – und sieht sich damit auf dem Niveau eines konventionellen 7,5-Tonners. Alternativ zum Koffer, den Paul Nutzfahrzeuge ab Werk anbietet, sollen dazu auch Drittanbieter auf das Chassis aufbauen können.

Basis von "namhaftem japanischen Hersteller"

Apropos Chassis: Das stammt laut BPW von einem namhaften japanischen Hersteller und wird von diesem fabrikneu ohne Antriebsstrang zur Verfügung gestellt. Der E-Lkw wird laut Kneiber in der Klasse des Fuso Canter zu Hause sein – viele Fabrikate kommen also nicht in Frage. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um die ohnehin schon in Deutschland erhältliche Isuzu N-Serie, zumal diese in einem E-Lkw-Projekt der RWTH Aachen zum Einsatz kommt, das mit Unterstützung von BPW und der BPW e-Transport 2019 auf die Räder gestellt wurde. Eine offizielle Aussage gibt es aber erst zur "physischen" Vorstellung des Fahrzeuges zum Ende des Sommers. Auch die Umrüstung gebrauchter Mercedes Vario will BPW dazu nicht aufgeben: Sie werde weiter vorangetrieben, auch weil bis zu 80 Prozent der Kosten für die Umrüstung durch Fördergelder aufgefangen werden können.

In den nächsten Jahren – also 2022/23 – plant BPW laut Kneiber in Bezug auf den neuen 7,5-Tonner mit jeweils dreistelligen Stückzahlen. Die Fahrzeuge, die im Fahrzeugschein Paul Nutzfahrzeuge als Inhaber der zweiten Homologationsstufe für das elektrische Antriebssystem im Fahrzeugschein ausweisen werden, sind ab sofort bestellbar. Konkretere Details zu den Garantieleistungen in Bezug auf das Gesamtfahrzeug, die E-Achse und die Batterie will BPW erst später bekanntgeben. Man führe aber bereits gute Gespräche mit etablierten Transportunternehmen. Namen könne man noch nicht nennen, die Gästeliste für die offizielle Vorstellung des Fahrzeugs sei aber schon gut gefüllt.

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