Bilanz und Ausblick Daimler Buses fährt auf Sicht

Foto: Daimler

Trotz Corona-Pandemie und des in Folge um bis zu 40 Prozent eingebrochenen Absatzes blickt Daimler Buses als Teil der zukünftigen Daimler Truck AG optimistisch in die Zukunft. Allerdings ziehen auch am Stadtbusmarkt leichte Wolken auf.

"Die COVID-19-Pandemie hatte im vergangenen Jahr erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Busbranche und auch im Jahr 2021 wird die Situation auf den weltweiten Busmärkten angespannt bleiben. Dabei hilft uns unsere breite und globale Aufstellung mit einem umfassenden Produktportfolio in Verbindung mit den eingeleiteten Gegenmaßnahmen wie zum Beispiel Kostendisziplin," erläutert Daimler Buses Geschäftsführer Till Oberwörder bei der digitalen Jahrespressekonferenz.

Unter dem Einfluss von COVID-19 hätten die weltweiten Busmärkte 2020 einen signifikanten Rückgang um fast 40 Prozent und die Kernmärkte von Daimler Buses um 45 Prozent verzeichnet, wobei das Reisebussegment in allen Kernmärkten wie zum Beispiel Europa, Brasilien und Mexiko aufgrund der Einstellung aller touristischer Aktivitäten am stärksten betroffen gewesen sei. Im Kernmarkt Europa (EU 30: Europäische Union, Norwegen, Schweiz) ging der Reisebusmarkt 2020 im Vergleich zum Vorjahr um fast 60 Prozent zurück. Das Fahrgastaufkommen wiederum habe sich fast halbiert. Daher begrüße man die Hilfsprogramme und Maßnahmen von EU und Bundesregierung für die Branche ausdrücklich. Darüber hinaus regte Oberwörder jedoch ein Hygienenachrüstprogramm für Unternehmen an, um die Busse mit den neuesten COVID-19 Anpassungen wie Fahrerscheiben, Softwareupdates und Mikronluftfilter nachzurüsten.

40 Prozent weniger Busse verkauft

Daimler selbst verkaufte mit 20.200 Komplettbussen und Fahrgestellen ganze 40 Prozent weniger und lag somit deutlich unter dem starken Verkaufsergebnis des Vorjahres 2019. Trotzdem konnte die Bussparte die "unangefochtene" Marktführerschaft weitgehend verteidigen, so in den Kernmärkten EU30 (EU, Norwegen und Schweiz), Brasilien (der größte Daimler-Markt sackte allerdings von 11.400 auf 5.600 Einheiten deutlich ab), Argentinien, Mexiko und Türkei. Für Südamerika hatte man unlängst ein neues Chassis mit der Typbezeichnung OF 1621 eingeführt, sowie dem Doppeldecker-Fahrgestell neue Sicherheitssysteme spendiert. In den USA werde man noch in diesem Jahr mit der Marke Mercedes-Benz einen neuen Anfang starten, die Marke Setra wird dann wohl Vergangenheit sein auf der anderen Seite des Atlantik. Erste, an den Reisebus Tourismo erinnernde Erlkönige wurden bereits in Neu-Ulm gesichtet.

In Deutschland lag der Absatz mit 3.000 verkauften Einheiten auf Vorjahresniveau, was überwiegend auf den starken Stadtbusabsatz zurückzuführen sei. Hierbei sei jedoch zunehmend eine Abkühlung zu verzeichnen: "Es wird hier auch ruhiger", so Oberwörder auf Nachfrage. Zahlen zur Liefersituation des vollelektrischen eCitaro (hier lag Mercedes nach Branchenkennern mit 98 vollelektrischen eCitaro in EU und Polen mit 4,6 Prozent Elektro-Marktanteil auf Platz 9 nach BYD mit 412 Bussen und 20 Prozent und Solaris mit 406 und 19,7 Prozent Marktanteil / Quelle: Chatrou CME Solutions) gab Oberwörder ebensowenig zu Protokoll wie Gewinn oder Margen. Die Probleme, die es bei der Auslieferung der ersten Busse mit Festkörperbatterie vom französischen Zulieferer BlueSolutions an Kunden wie Stuttgart und Wiesbaden gegeben habe, seien kurzfristiger technischer Natur und weitgehend abgearbeitet.

Zur Profitabilität verriet der Bus-Chef nur soviel: Man sei "insgesamt sichtbar positiv" aus dem letzten Jahr gekommen, auch wenn die Evobus-Mitarbeiter als einzige im Daimler-Konzern keine Gewinnprämie für 2020 bekommen hätten. Hier müssen man "Bodenhaftung bewahren", was der Marktlage geschuldet sei. Die deutschen Standorte Mannheim und Neu-Ulm stünden aber in keiner Weise zur Disposition, auch wenn man mit Kurzarbeit, Blockfertigung bei den Reisebussen und "doppelt freiwilligen Vereinbarungen mit Mitarbeitern" strenge Kostendisziplin halte. Die Ergebniszahlen werden nunmehr innerhalb der Daimler Truck AG gebündelt und nicht mehr separat ausgewiesen.

Weiter auf Sicht fahren – aber nicht nach Brüssel

Trotz allem bleibt Oberwörder relativ optimistisch: "Für das Jahr 2021 fahren wir weiter auf Sicht und bleiben zuversichtlich. Wenn die Pandemie hinter uns liegt, werden die Menschen wieder reisen wollen, was zu einer Normalisierung unseres Geschäfts führen wird."

Wann das sein würde und der erwartete Nachholbedarf einsetzen werde, könne man aber derzeit nicht seriös voraussagen. Größere Reisebuspremieren sind 2021 wohl nicht zu erwarten, auch wenn die überarbeitete Setra-Baureihe in den Startlöchern steht. Sogar eine Teilnahme an der 50 Jahre Jubiläums-Busworld in Brüssel wurde rund einen Monat vor Ablauf der Meldefrist abgesagt. Oberwörder: "Es ist grundsätzlich ungeschickt, eine Großveranstaltung zu planen, die Besucher, Gäste und Mitarbeiter womöglich gesundheitlichen Gefahren aussetzt. Man muss da einfach einen anderen Zyklus finden." Dem Vernehmen nach wird auch Volvo nicht in Brüssel teilnehmen, andere Hersteller wie MAN, VDL und Scania sondieren noch die komplexe Lage.

Weiterhin große Investitionen in Zukunftstechnik

Bei der Technologie für eine CO2-freie Antriebswelt wird dagegen nicht gespart laut Oberwörder: "Gleichzeitig sparen wir nicht an unserer Zukunft und investieren weiterhin in unsere strategischen Projekte wie zum Beispiel die CO2-neutrale Mobilität. Unser Ziel ist es, die Transformation in unserer Branche zu gestalten und nachhaltige sowie effiziente Mobilitätslösungen auf den Weg zu bringen. Wir sparen nicht an unserer Zukunft."

Das Ziel des Unternehmens, zwischen 2005 und 2020 den Kraftstoffverbrauch der Busse um 20 Prozent zu senken, sei bei den Reisebussen zu 90 Prozent, bei den Stadtbussen zu 100 Prozent erfüllt worden, was nicht zuletzt auf die Mild-Hybrid-Varianten des Citaro zurückzuführen sei. An der ausgefeilte Roadmap mit Festkörperbatterien, Brennstoffzellen-Range-Extender 2022 sowie der zweiten Generation von Akasol-Batterien halte man weiter fest. Für 2024 hat der Konzern letztes Jahr zusammen mit Volvo für den Truck erste Brennstoffzellen-Anwendungen mit LH2-Technik angekündigt. Ob und wie diese dann auch auf den Bus übertragen wird, ist derzeit noch völlig unwägbar, da sich die Branche seit 20 Jahren mit Millionen-Investitionen auf gasförmigen Wasserstoff mit 350 oder 700 bar Druck festgelegt hat.

Bei den Reisebussen erteilte Oberwörder zumindest für die nahe Zukunft zu viel visionärem Anspruch wiederum eine Absage. Auf Frage eines Ulmer Lokaljournalisten nach einem elektrischen Setra muss der Geschäftsführer beinahe lachen und erklärt das so: "Diese Frage kann ich nicht beantworten. Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir Segmente wie den Fernverkehr in alternative Antriebe überführen, wird auch ein Setra-Reisebus als dominierende Marke ein Teil davon sein, wir können hier natürlich die Konzernsynergien nutzen. Eine Jahreszahl ist offen gesagt zum jetzigen Zeitpunkt zu früh und auch nicht opportun." Der heutige Euro 6-Antrieb mache schließlich immer noch einen klasse Job bei den Kunden.

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