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Baustofflogistik Von groß bis schwer

Baustofflogistik, L.T.G, Manfred Graffe Foto: Jüngst

L.T.G. aus Langenlonsheim expandiert ungeachtet aller Krisen. Für Transportunternehmer Manfred Graffe erweist sich das Outsourcing-Konzept für Baustoffhändler und Baumärkte als Wachstumstreiber.

Pressetermin in Langenlonsheim: Zwei Mitarbeiter lokaler Tages- und Wochenzeitungen rücken Firmenchef Manfred Graffe sowie Thomas Petrick, Leiter Vertrieb des Volvo Truck Center Süd aus Offenbach, ins rechte Licht. Anlass ist eine symbolische Schlüsselübergabe. Der Geschäftsführer der Langenlonsheimer Transport-Gesellschaft (L.T.G.) übernimmt 100 Volvo FH 460 EEV. Er ist einer der größten Arbeitgeber der Region und ein guter Anzeigenkunde der lokalen Presse dazu. Routiniert schütteln sich die Geschäftspartner die Hände.

L.T.G. hat in der Krise profitiert

Während auf den neuen Schlüsseln das Volvo-Emblem prangt, war vor etwas mehr als einem halben Jahr der Mercedes-Stern zu sehen: Schlüsselübergaben sind hier also keine Seltenheit. Damals waren es rund 160 neue Mercedes Atego, die Einzug in den Fuhrpark von L.T.G. hielten. Der umfasst nach Angaben von Graffe fast 2.000 ziehende Einheiten: Neben den rund 300 Sattelzugmaschinen, mit den die L.T.G.-Fahrer unterwegs sind, machen das Gros etwa 1.000 Verladekräne in allen Größen aus, von sechs bis 36 Metertonnen. Dazu kommen noch rund 600 Fahrzeuge, die über die L.T.G.-Tochter TCG vermietet werden – vom Sprinter bis zum Baustoff-Kranfahrzeug.

Es wird deutlich: Die Spezialität des Unternehmens ist die Baustofflogistik von Baustoffhändlern und Baumärkten zu deren Kunden. Darauf haben sich Manfred Graffe und sein Team seit den 90er-Jahren zunehmend fokussiert – mit Erfolg. "Das hat uns in den vergangenen Jahren eine enorme Expansion beschert, teilweise haben wir in einem Jahr unseren Umsatz verdoppelt", sagt Graffe. Wo andere in der Krise Verluste schrieben, konnte L.T.G. wachsen. Etwa, weil die Kunden in wirtschaftlich schweren Zeiten ihre Kostenlage optimieren – und deshalb ihre Fuhrparks an L.T.G. auslagern.

Outsourcing in drei Stufen

Das Outsourcing-Konzept sieht drei Möglichkeiten vor: Ein Kunde – etwa ein Baustoffhändler – mit eigenen Fahrzeugen lagert sämtliche Fahrzeuge und Fahrer bei L.T.G. aus. Der Logistiker übernimmt dabei den Fuhrpark zu einem Schätzpreis eines neutralen Sachverständigen, etwa der Dekra. L.T.G. garantiert dabei, dass die Fahrer zu genau den gleichen Bedingungen weiterbeschäftigt werden.

Für seine Transportaufgaben nutzt der Baustoffhändler dann künftig die L.T.G.-Fahrzeuge, die er für den Folgetag bis 14 Uhr "bestellen" kann. Anders als bei einem Eigenfuhrpark hat er dabei die Auswahl aus sehr viel mehr Fahrzeugen. Option zwei sieht vor, dass der Kunde seinen Fuhrpark oder einen Teil davon erhält, aber mindestens ein Fahrzeug von L.T.G. fest nutzt. Die Bestellung erfolgt auch hier mit Liefergarantie, aber bis 10 Uhr. Und die dritte Variante: Der Kunde bestellt nur bei Auftragsspitzen Fahrzeuge von L.T.G. und disponiert diese selbst.

Das Outsourcing-Konzept sucht nach Graffes Angaben seinesgleichen in der Branche und ist dementsprechend erfolgreich. "Der Kunde, der seinen Fuhrpark an uns outsourct, spart Geld und ist dennoch flexibel wie mit einem Eigenfuhrpark", sagt der Unternehmer.
Das Outsourcing-Angebot gekoppelt mit der bundesweiten Aufstellung, dem Service und einer entsprechenden Fahrzeugauswahl sind laut Graffe einige der Faktoren, die das Wachstum des Unternehmens vorantreiben. Dieses Wachstum stützt der Unternehmer auch durch Zukäufe oder Übernahmen: 2009 etwa übernahmen die Langenlonsheimer einen Teil der insolventen HTF-Logistics aus Kerpen – 100 Spezialfahrzeuge plus Mitarbeiter sowie die Standorte in Kerpen und Messel.

80 Prozent Umsatz mit Baustoffen

Ein weiteres Wachstumsfeld ist der Bereich XXL-Logistik, den Graffe erst vor zwei Jahren ins Leben gerufen hat. Vor allem im Auftrag von Internethändlern liefert L.T.G. dabei übergroße Ware an den privaten Endkunden – etwa Carports, Gartenhäuser oder Saunen. Lkw mit einer Hebebühne kommen da nicht weit, wenn die Produkte in den Vorgarten gehievt werden müssen. "Hier sind Kran und Stapler Voraussetzung", sagt Graffe. L.T.G. sammelt die Sendungen ein und liefert sie dann bundesweit aus. "Alles in allem macht der Bereich Baustoffe und Baumärkte sowie XXL-Logistik mittlerweile 80 Prozent des Umsatzes aus", sagt der Unternehmer.

Ein weiteres Geschäftsfeld neben den normalen speditionellen Dienstleistungen – etwa der Post-Verteilerverkehr oder die Filialbelieferung für einen Textildiscounter – ist die Fahrzeugvermietung, die seit rund fünf Jahren ordentlich zum Umsatz beiträgt. Wie kann L.T.G. hier gegen die großen Anbieter bestehen? "Eine so große Auswahl an Fahrzeugen – an modernen Fahrzeugen – und auch an Spezialfahrzeugen kann sonst keiner bieten", sagt Graffe. Für Wartung und Reparatur von Miet- wie von eigenen Fahrzeugen ist das hauseigene Truck Center zuständig: Im Pannenfall starten in Langenlonsheim ein firmeneigener Abschleppwagen, der das havarierte Fahrzeug huckepack nimmt, sowie ein Ersatzfahrzeug und fahren gleich zum Pannenort – und das rund um die Uhr.

Tochter führt die Geschäfte

An der Spitze der TCG steht übrigens Graffes Tochter Sarah Walldorf als Geschäftsführerin. Die 30-Jährige ist Bilanzbuchhalterin und für die Leitung der Buchhaltung zuständig. Außerdem hat sie Prokura, ebenso wie ihr Bruder Dominik Schindel, der in der Operative tätig ist. Ebenfalls Prokuristin ist Graffes Lebensgefährtin Birgitt Becker, die für Fakturierung und Controlling bei L.T.G. verantwortlich ist. Ein Familienunternehmen mit 1.500 Mitarbeitern – das ist für Graffe kein Widerspruch. Den Kontakt zu seinen Mitarbeitern pflegt er. Etwa durch das alljährliche Weihnachtsfest, zu dem die gesamte Belegschaft eingeladen wird: Pkw-Fahrgemeinschaften und Busse organisiert die Zentrale und bucht sämtliche Hotels um Langenlonsheim voll. Zum Wohl der Mitarbeiter steht in der Zentrale auch jeden Tag frisches Obst bereit, einmal wöchentlich gibt es ein Frühstücksbuffet, an dem sich jeder bedienen darf.

Das Problem Fahrermangel beschäftigt auch L.T.G. – als Unternehmen müsse man sich bei der Mitarbeitergewinnung mehr anstrengen, sagt Sarah Walldorf. Vater Manfred Graffe ist sich sicher: "Durch die Wirtschaftskrise ist das Thema noch verschoben, die Branche wird erst 2014/2015 die volle Wucht zu spüren bekommen." Graffe zahlt seinen Fahrern Stundenlohn. Nach seinen Angaben kommen seine Fahrer monatlich auf mindestens 20 Prozent mehr Lohn als Plansattelfahrer. "Wir haben auch spezielle Kunden, die mehr zahlen", sagt er. Er setzt zudem auf Ausbildung – 50 Auszubildende im kaufmännischen und gewerblichen Bereich zeugen davon – und glaubt, dass der Beruf Zukunft hat. "Der Fahrerjob ist im Vergleich zu früher deutlich aufgewertet – der Job ist total geregelt, man braucht Grips und hat gute Perspektiven – aber das Geld muss eben auch stimmen."

Das Unternehmen

1982 machte sich Manfred Graffe mit einem kleinen Transportunternehmen in Langenlonsheim – zwischen Bingen und Bad Kreuznach gelegen – selbstständig. Heute hat die Langenlonsheimer Transport-Gesellschaft (L.T.G.) 1.500 Mitarbeiter und bundesweit acht Standorte. Der Fuhrpark umfasst 2.000 ziehende Einheiten vom Sprinter über die Sattelzugmaschine bis zum Kran. Zum Unternehmen gehören neben der Spedition auch die Tochterfirma TCG, die sich auf Fahrzeugvermietung spezialisiert hat, sowie ein Truck Center, das eine Hydraulikwerkstatt für Kräne sowie eine reguläre für Fahrzeuge beinhaltet.

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