FERNFAHRER LIVE Sendung 077 [RELIVE]

Reden wir über Geld

25.02.2022

In einer sachlichen Debatte mit teils emotionalen Momenten sprachen Vertreter der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer aus dem Güterverkehr über die Lohnentwicklung im Zeichen des Fahrermangels.

Es ist eine Zäsur. „Die aktuelle Inflation ist wie ein Tsunami auch über die Transportbranche eingebrochen, schneller als jede politische Entwicklung“, so sagt Daniel Stancke, Mitbegründer von JobMatchMe aus Hamburg, der wie ein Mittler zwischen der Seite der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in dieser teils hoch emotionalen wie sachkundig geführten Debatte in der 77. Sendung von FERNFAHRER live zum Thema Fahrerlöhne und Fahrermangel fungierte. „Derzeit ist es wie ein Teufelskreis.“

Die Seite der Arbeitgeber vertraten der regionale Gastgeber, der Containerspediteur Sigward Glomb aus Bremerhaven, sowie Marcus Hover, Stv. Hauptgeschäftsführer Wirtschaft und Kommunikation im Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen e.V. aus Düsseldorf. Für die Fahrer brachten Sven Fritzsche aus Chemnitz, Sprecher der Kraftfahrerkreisen und Mitglied im Bundesvorstand von Verdi im Fachbereich „Speditionen, Logistik und KEP“, Dirk Baumgart von der Interessengemeinschaft pro Lkw aus Mecklenburg-Vorpommern, sowie Manfred Pietsch, langjähriger Fahrer aus Bayern, ihre Argumente ein.

Der Spagat

Es ist auf allen Seiten ein Spagat. Der durchschnittliche bundesweite Lohn für Lkw-Fahrer läge bei 2500 Euro im Monat, und daran hätte sich seit zwei Jahren nichts getan, so Stancke. Jetzt würden natürlich die rasant steigenden Preise diese Reallöhne auffressen, fürchte Baumgart mit konkreten Beispielen. Unmut gab es noch einmal über eine Aussage des ehemaligen Wirtschaftsweisen Lars Feld und seine Äußerungen“ über „unqualifizierte Lkw-Fahrer in der BILD, die zu der untersten Stufe der Geringverdiener zählen würden (siehe den Link am Ende), an die Manfred Pietsch erinnerte.

Kontrovers debattiert wurde über die nun beschlossene Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von zwölf Euro ab Oktober und damit einen erstmaligen staatlichen Eingriff in die Tarifautonomie. Einerseits müssen nun im Rahmen der neuen Entsenderichtlinie seit dem 2.2.22 vor allem die Fahrer der osteuropäischen Frachtführer in Deutschland für Kabotagetransporte den jeweils gelten Mindestlohn bezahlen, was die Lohnkostenvorteile der Flotten aus Osteuropa etwas zurück dreht - wenn es konsequent kontrolliert wird. Andererseits reicht der Mindestlohn für einen deutschen Arbeitnehmer auch nicht dazu, eine Familie zur ernähren, was laut Glomb das Mindeste eines fairen Lohns ist.

Die Angst des Fahrers vor dem Wechsel zu einer anderen Firma

Alle Beteiligten betonten im Laufe der Debatte, wie wichtig zuverlässige Arbeitsbedingungen mit der entsprechenden Wertschätzung für die Leistung der Fahrer sind - und wie wichtig daher entsprechende Tarifverträge als Basis. Doch nur die Minderheit der Arbeitgeber und der Fahrer sei entsprechend organisiert und daher gegenüber der Industrie nicht in der Lage, entsprechende Frachtpreise auf breiter Ebene sowie die daraus resultierenden besseren Löhne durchzusetzen. Erschreckend daher auch die Schlussaussage von Dirk Baumgart auf die Möglichkeit in der aktuellen Phase des hohen Mangels an Fahrern sich praktisch jeden Job aussuchen zu können, dass zu viele Fahrer aus Angst, neu anzufangen, lieber in den alten und manchmal gesetzwidrigen Strukturen verharren würde.

Weitere Infos:

https://www.eurotransport.de/artikel/bild-bericht-ueber-gehaltsaussichten-aerger-ueber-unqualifizierte-lkw-fahrer-11198075.html

https://www.eurotransport.de/artikel/realloehne-fuer-lkw-fahrer-der-teufelskreis-11201038.html

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