Neue Generation des Stadtbusses Solaris streckt den Urbino

Solaris Urbino G Foto: Thorsten Wagner 6 Bilder

Auf der IAA 2014 wurde die neue Generation des Stadtbusses vorgestellt. Am Rande des UITP-Kongresses konnten wir nun die Gelenkbusversion erstmals bewegen.

Die neue Generation eines Volumenträgers zu platzieren, ist eine große Aufgabe; erst recht für einen familiengeführten Mittelständler. Der polnische Hersteller Solaris, der Anfang 2016 das 20-jährige Jubiläum begeht, tut aber gerade genau das und streckt sich dabei gewaltig in alle Richtungen: neue Vorstandsmitglieder, neue Werksgebäude und neue Modelle – noch dazu besonders lang gewachsene. Als einer der wenigen Hersteller wagt sich das Unternehmen aus Bolechowo bei Posen auch früh an Elektrobusse. Gerne wäre man so etwas wie der "Tesla der Busbranche". Die Chancen stehen nicht schlecht und die Verkaufserfolge geben dem Unternehmen recht.

Der erste von insgesamt 39 georderten Urbino neuen Typs wurde gerade ins Bayerische Glonn an die Firma Ettenhuber ausgeliefert. Und auch für Elektrobusse haben die Polen bereits 50 Bestellungen eingesammelt, die derzeit noch in altem Design vorfahren.

Urbino wird für seine herausragende Gestaltung prämiert

Auf der Busworld in Kortrijk wird dann auch neben der LE-Version des Urbino der erste Elektrobus im neuen Design Premiere feiern – sicher eine schmackhafte Kombination für so manches Unternehmen. Das neue Design des Busses konnte unterdessen auch die iF-Award-Jury sowie die UITP-Teilnehmer überzeugen. Der Bus wurde jeweils für seine herausragende Gestaltung prämiert. Zu Recht! Am Rande des UITP-Kongresses eröffnete Solaris nun die Gelegenheit, auch den 18 Meter langen Gelenkbus zu bewegen. Äußerlich gibt sich der Lange eher konventionell. An extravaganten Themen – wie an einem überlangen Vierachser à la CapaCity – will sich der neue Vorstandschef Andreas Strecker derzeit lieber nicht verheben.

Und doch gibt es einige Änderungen am Urbino 18. Er trägt zunächst einmal die gleiche schmucke und reparaturfreundliche Hülle wie sein kleiner Bruder. Dann wurde der vordere Radstand von Gelenk- und Solobus einander angeglichen und ist nunmehr fast identisch.

Stoisch und präzise folgt der Wagen den Lenkbefehlen

Das Ergebnis ist ein sehr gut beherrschbares Fahrzeug, das sich wunderbar um Kurven zirkeln lässt. Angst, mit dem Nachläufer im Nacken etwas abzuräumen, muss man dagegen nicht haben. Wie im Solobus ist die Höhe des Wagens um rund 15 Zentimeter geschrumpft, ohne an Stehhöhe einzubüßen. Eine attraktive Dachrand-Landschaft für alle Modelle ist so entstanden. Angetrieben wird der um eine Tonne Speck erleichterte Urbino 18 von Euro-6-Motoren aus dem Hause DAF/Paccar in drei Leistungsstufen mit 290/326/370 PS und 1.200/1.400/1.600 Nm, deren mittelstarke Variante im Vorführer sehr leise zu Werke geht. Im Fahrwerk kommt die neueste Achsgeneration von ZF zum Einsatz: RL 82 EC vorne (optional ist auch eine hierzulande eher ungeliebte Starrachse erhältlich) und AV(N) 132 in der Mitte sowie hinten.

Das Antischleuder-Programm ESP ist bei Solaris wie auch beim Wettbewerb derzeit für Gelenkbusse noch in Entwicklung. Dort ergänzen dafür analoge Sicherheitsfunktionen die elektronische Knicksteuerung des neuen Hübner-Gelenks Typ HNGK 19.5 Eco. Auch ungezügelte Fahrversuche durch Pylonengassen vermögen den Gelenkzug nicht aus der Ruhe zu bringen. Stoisch und präzise folgt der Wagen den Lenkbefehlen des Fahrers und erinnert in seiner Leichtigkeit fast an einen Solobus. Verwöhnt werden Fahrer und Fahrgäste zudem mit einem hellen und freundlichen Interieur, wie es bislang selten im Stadtbus zum Tragen kam.

Ergonomisches Cockpit mit viel Platz und ausreichend Ablagen

Hochwertige Materialien und weitgehend perfekte Verarbeitung lassen den Aufenthalt zur Freude werden – zumal man im Prototyp auch noch sein Handy per USB- Stecker aufladen kann. Dass einige Plastikteile auf den sehr schlechten Landstraßen ein Eigenleben entwickeln, ist bei so frühen Fahrzeugen einer neuen Baureihe durchaus üblich. Leider auch die Position der Luftkessel über der vorderen, etwas verbreiterten Tür. So darf der Fahrer jeden Laut des Luftsystems vernehmen. Er findet ansonsten ein sehr ergonomisches Cockpit vor, das viel Platz und ausreichend Ablagen vorhält. Die Qual der Wahl stellt sich beim Armaturenträger: VDV einfach oder digital – oder doch das Solaris-eigene, digitale Touchscreen-Panel, mit dem ein Hauch von Star Trek in den Bus Einzug hält. Auch wenn unsere Erfahrungen mit dem futuristischen Armaturenträger bisher recht gut sind, empfehlen wir für den breiten Einsatz in Verkehrsbetrieben mit wechselnden Fahrern die digitale VDV-Variante. Hier sind die Uhren ein echter Hingucker und zugleich gut ablesbar.

Apropos Hingucker: Löblich ist, dass Solaris-Designer Jens Timmich die asymmetrische Gestaltung der Fahrzeugfront beibehalten hat. Sie sorgt nämlich für gute Sicht auf die Haltestelle. Im Innenraum haben die Entwickler besonderen Wert auf Podestlosigkeit gelegt. Statt bisher 17 sind nun 23 der 44 verbauten Sitze frei schwebend montiert. Zur besseren Gewichtsverteilung sind die Dieseltanks auf den Radkästen der zweiten Achse verbaut. Gespannt darf man sein, wann der erste Solaris-Urbino 18- Elektrobus zur Probefahrt vorfährt und welcher Antrieb langfristig das Rennen macht.

Technische Daten
Solaris Urbino Urbino 18 neu
Preis Testfahrzeug 300.000,- €
Aufbauart Stadtlinienbus
Motorbauart Reihenmotor
Außenlänge 18.000 mm
Außenhöhe 3.100 mm
Zul. Gesamtgewicht 24.000 kg
Kraftstoff Diesel
Tankinhalt 340.00 l
Sitzplätze 44
Stehplätze 110
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17. August 2015
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