Zukunftskongress Nutzfahrzeuge 2022 Alternativen rollen an

Entwicklungsmeilenstein erreicht: Daimler Truck testet Brennstoffzellen-Lkw mit Flüssigwasserstoff

Development milestone: Daimler Truck tests fuel-cell truck with liquid hydrogen Foto: Daimler Truck Global Communicati 8 Bilder

Antriebswende: Wasserstoff, Auflieger mit Solarzellen, Bio-LNG und vieles mehr – rund um die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs bieten sich Transportunternehmen neben rein batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen zahlreiche weitere Optionen.

Weg vom konventionellen Diesel-Lkw – und das möglichst schnell: Die Wende hin zum CO2-emissionsfreien Straßengüterverkehr haben die Fahrzeughersteller und Zulieferer bereits mit zahlreichen innovativen Konzepten eingeläutet. Unbestritten ist aber, dass es auf dem Weg zur Klimaneutralität noch zahlreiche Etappen zu überwinden gilt. „Die EU hat uns ambitionierte CO2-Emissionsziele vorgegeben und die E-Mobilität hat in unserer gesamten Belegschaft ein neues Feuer entfacht, dessen ungeachtet wird der Diesel nicht von heute auf morgen von der Straße verschwinden“, gab Christian Sulser, Vorstand Marketing/Vertrieb bei Iveco Magirus, in einem kurzen Podiumsgespräch beim 4. Dekra Zukunftskongress Nutzfahrzeuge zu bedenken.

Dachser will 50 weitere E-Lkw auf die Straße bringen

Eine saubere und zukunftsfähige Alternative zum Diesel würden auch Bio-LNG und E-Fuels darstellen. „Es ist nicht damit getan, den Fuhrpark um lokal CO2-emissionsfreie Fahrzeuge zu ergänzen, vielmehr müssen sich auch die Disponenten und die Kunden auf die Umstellung einstellen können“, ergänzte Stefan Hohm, Chief Development Officer bei Dachser. Bis Ende 2023 will das Logistikunternehmen mindestens 50 weitere batterieelektrische Fahrzeuge auf die Straße bringen. Was die Förderprogramme anbelangt, sollten seiner Ansicht nach auch lokal emissionsfreie kleine Lkw oder Fahrzeuge für den Betriebshof eine stärkere Berücksichtigung finden.

Umrüstung von Diesel- auf Wasserstoffmotoren

Was die angestrebte Dekarbonisierung angeht, hält Thomas Korn, CEO und Gründer von Keyou, Wasserstoff langfristig für unerlässlich. Ein Hemmschuh seien aktuell unter anderem noch die hohen Fahrzeuganschaffungskosten. Sein Fokus ist deswegen aktuell vor allem auf die hohe Zahl an Bestandsfahrzeugen und die Tatsache gerichtet, dass wohl bis weit über 2030 hinaus noch Diesel-Lkw verkauft werden. Als Lösung, eine Fahrzeugflotte Schritt für Schritt in ein emissionsfreies Zeitalter zu transformieren, präsentierte Korn auf dem Kongress die von Keyou entwickelte herstellerunabhängige Technologie zur Umrüstung von Diesel- auf Wasserstoffmotoren. „Damit ist es uns gelungen, das Zusammenspiel von Wirkungsgrad und Leistungsdichte auf ein völlig neues Niveau zu heben“, sagte der CEO. Als Wasserstoffspeicher dienen Hochdruck-Tanks mit 350 bar. An den vorhandenen Motoren werden Komponenten wie Zünd- und Kraftstoffanlage, Turbolader, Abgasrückführung und -nachbehandlung sowie Motorsteuerung ersetzt beziehungsweise angepasst. Als erste Prototypen hatte Keyou im April einen 18-Tonnen-Lkw sowie einen 12-Meter-Stadtbus mit Wasserstoffmotor auf Basis einer vorhandenen Dieselmotorplattform präsentiert.

Aufbauhersteller setzt auf Wasserstoff

Auf Wasserstoff setzt auch Chereau. Eigens hierfür hat der französische Aufbauhersteller im Rahmen des Verbundprojekts „Road“ mit Partnern einen Kühlauflieger mit Wasserstoffantrieb entwickelt. „Die Hydrogen Power H2-Fahrzeuge verfügen über Wasserstofftanks, die zwischen den Längsträgern in das Fahrgestell eingebaut sind, sowie über eine oder mehrere Brennstoffzellen und Pufferbatterien“, sagte Marketingdirektor Christophe Danton. Die Fahrzeuge seien für eine Reichweite von mindestens zwei Tagen im Fernverkehr und einem Tag im Verteilerverkehr ausgelegt, das Betanken dauere nur zehn Minuten. Die Serienproduktion ist für 2025 geplant. Ferner kündigte Danton an, auf der IAA Transportation im September einen Auflieger mit Photovoltaik-Technik auf dem Dach und den Seitenwänden zu präsentieren. Der Solar-Trailer soll mit 54 einzelnen Modulen auf einer Fläche von insgesamt 58,9 Quadratmetern Sonnenlicht tanken.

Wo tanken und laden?

Dass auch die Energieunternehmen schon gut auf die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs vorbereitet sind, demonstrierte Jens Müller-Belau, Energy Transition Manager bei Shell Deutschland. „In Bezug auf die Versorgungsinfrastruktur bieten wir von E-Fuels über LNG und Bio-LNG bis hin zu Ladestrom und Wasserstoff eine breite Palette an alternativen Kraftstoffen für die Transportbranche“, zeigte Müller-Belau auf. Bereits mit R33 Blue Diesel ließen sich im Vergleich zu fossilem Kraftstoff mindestens 22 Prozent CO2-Emissionen einsparen. Darüber hinaus erweitere Shell kontinuierlich auch sein LNG-Stationsnetz, daneben treibe das Unternehmen den Aufbau einer vollständigen Lieferkette für CO2-neutrales LNG auf Basis verflüssigten Biomethans voran. Ebenso kümmere sich Shell um den Ausbau der Ladeinfrastruktur für batterieelektrische und brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge.

Flüssigerdgas-Netzwerk wächst

Speziell in Bio-LNG setzt auch der Tankstellenbetreiber Alternoil große Hoffnungen. Das Flüssigerdgas-Netzwerk des Unternehmens wächst, an immer mehr Stationen bietet Alternoil auch Bio-Methan unter dem Markennamen Reefuel an. Gemeinsam mit der EnBW-Tochter Erdgas Südwest und BMP Greengas ist Alternoil dabei, im Raum Fulda eine Verflüssigungsanlage für die Produktion von grünem LNG zu errichten. Beliefert werden die Stationen von der Spedition Paneuropa, die mit LNG-Lkw beste Erfahrungen mache. „Investitionen in Gasfahrzeuge sind weiterhin sinnvoll“, betonte Paneuropa-Gesellschafter Jürgen Muhle. Vom Einsatz dieser Fahrzeuge profitierten sowohl die Umwelt als auch die Firmenkasse. Die Prüfung der für den Bau der Tankstellen von Alternoil notwendigen Komponenten wie auch die Abnahme der Bauteile liegt in Händen der von Matthias Stenau geleiteten Dekra-Niederlassung Rostock. Als Prüfunternehmen ist Dekra auch in den erwähnten Bau der Verflüssigungsanlage involviert.

CO2-Ziele sind kaum zu erreichen

Die Weichen für eine nachhaltige Logistik sind gestellt, auf dem Weg dorthin sind aber noch viele Herausforderungen zu meistern. Das wurde bei einer Paneldiskussion mit Vertretern der European Clean Trucking Alliance (ECTA) deutlich. Klare Ansage von Rolf Meyer, Geschäftsführer der MC Management, einem Unternehmen der Meyer & Meyer-Gruppe: „Die von der EU festgelegten CO2-Ziele sind schwer beziehungsweise gar nicht zu erreichen.“ In den vergangenen 20 Jahren sei viel zu wenig passiert. „Die Politik hat keinen Plan“, so Meyer weiter. Sie definiere Ziele, habe aber keine Lösungen für die Umsetzung. Sorgenvoll blickt Bernhard Haidacher, Head of SHEQ-Management bei Lkw Walter, auch auf die mit der Dekarbonisierung verbundenen Kosten: „Die Investitionen sind für KMU nur schwer zu schultern – für viele geht es ums Überleben.“

Umweltverträglichkeit im Blick

Laut Andre Kranke, Department Head Trends & Technology Research, Corporate Research & Development bei Dachser, stehen die grundlegenden technologischen Entscheidungen für die Zukunft zwar fest, insgesamt seien aber noch viele Detailfragen zu klären. „Der globale Handel bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft“, so Kranke. Bei allem müssten aber die beteiligten Player wie auch die Konsumenten mehr denn je den Ressourcenverbrauch und die Umweltverträglichkeit im Blick haben.

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