CB-Funk Warnsystem rettet Leben

Baustellenwarner, Baustelle, Autobahn Foto: Jan Bergrath

Die Autobahnmeistereien setzen Alarme vor Baustellen per CB-Funk ab. Das ist kostenlos und zugleich mehrsprachig möglich. Jetzt nutzt das auch die Feuerwehr, um eine Rettungsgasse zu bekommen.

Ist die Feuerwehr auf der Autobahn unterwegs, hat sie es meistens brandeilig. Bei dichterem Verkehr dauert es bisweilen jedoch lange, bis eine Rettungsgasse gebildet ist. Daher erproben die Einsatzkräfte aus Roth in Bayern derzeit eine noch relativ neue Innovation im Straßenverkehr: das CB-Voralarmierungssystem. Dabei kommt auf Knopfdruck in einer Entfernung von bis zu 1.500 Metern die Durchsage "Achtung, bitte bilden Sie eine Rettungsgasse, es folgen Einsatzfahrzeuge" auf die CB-Funkgeräte der Lkw-Fahrer. Das Ganze natürlich auf verschiedenen Kanälen und in verschiedenen Sprachen.

Ziel ist es, Unfälle zu verhindern

Eine Innovation, die auf einer ebenfalls im Freistaat entwickelten Idee basiert: Bereits im Jahr 2011 hat die Autobahndirektion Nordbayern ein CB-Funkwarnsystem entwickelt, das vom ADAC Bayern mit dem Mobilitätspreis ausgezeichnet wurde. Ziel ist es, Unfälle zu verhindern, vor allem aber auch die Baustellenarbeiter sowie die Angestellten der Autobahnmeistereien zu schützen.

Die Idee zu dem Warnfunk hatte Ambros Eigenschenk, damals Leiter der Autobahnmeisterei Geiselwind, nachdem es in seinem Verantwortlichkeitsbereich zu einer Serie schwerer Unfälle gekommen war. Die technische Lösung: Ein sogenannter Warnleitanhänger vor der Baustelle sendet ein Signal an den Funk des Lkw-Fahrers. Der Hänger zeigt folglich nicht nur optisch mittels Blinken und Einordnungspfeil, dass etwas nicht stimmt. Er dient nun zugleich auch als Sendestation. Denn gerade diese visuellen Signale sind bei dichtem Verkehr und einem zu geringen Sicherheitsabstand zu spät zu sehen. Theoretisch könnte so bis zu 30 Kilometer weit gefunkt werden. Die Warnleitanhänger sind deshalb bewusst nur mit zwei kleinen Antennen ausgestattet. So lässt sich der Radius einschränken. So kommt die Ansage etwa 300 bis 400 Meter vor der Baustelle. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass die Fahrer vor lauter Durchsagen genervt ihren CB-Funk abschalten.

Radarsystem misst den Verkehrsfluss

Unterstützend misst ein Radarsystem zudem den Verkehrsfluss. Geht die Durchschnittgeschwindigkeit unter 30 km/h, setzt der Warnton aus. Das Funkwarnsystem sendet über acht Kanäle zumeist in den Sprachen Deutsch, Englisch, Italienisch, Ungarisch, Tschechisch, Türkisch, Russisch und Polnisch. Je nach Einsatzort kann das aber auch variieren. In Norddeutschland kann ebenso in dänischer Sprache gewarnt werden. In Süddeutschland gehen eher rumänische und italienische Warnungen über den Äther. "Eine freundliche, aber unüberhörbare Frauenstimme warnt den Fahrer spätestens 300 Meter vor der Baustelle", erklärt Gerhard Baumbach, Geschäftsführer der Nürnberger Firma B&E Antec Nachrichtentechnik, die das System entwickelt hat.

Bei einer Senderreichweite von mehr als 300 Metern und einer Lkw-Geschwindigkeit von etwa 80 km/h sei es in den dabei verstreichenden rund 15 Sekunden möglich, die Sprachdurchsage "Achtung Gefahrenstelle" mit Alarmton zwei Mal zu wiederholen. Das reiche, um die Aufmerksamkeit des Fahrers auf die Gefahrenstelle zu lenken, ist Baumbach überzeugt.

Zahl der Unfälle ging um ein Drittel zurück

Der Feldversuch der Autobahnmeisterei Geiselwind war erfolgreich. Die Zahl der Unfälle an Tagesbaustellen ging um immerhin ein Drittel zurück. Woraufhin sich auch andere Bundesländer für die Technik zu interessieren begannen. Ziel ist es, das CB-Funkwarnsystem irgendwann bundesweit einzusetzen. Denn zumindest auf Nutzerseite sind die Kosten überschaubar: Ein CB-Funk kostet nicht mehr als ein Handy. Die Gebühren, die früher an die Bundesnetzagentur gezahlt werden mussten,  wurden abgeschafft. Die Funkerei ist also absolut gebührenfrei. Und auch die Reichweite ist durchaus beachtlich: Von Fahrzeug zu Fahrzeug beträgt sie bis zu zehn Kilometer. Von Feststationen aus sind sogar bis zu 30 Kilometer möglich.

CB-Funk könnte Renaissance erleben

Dennoch ist der CB-Funk seit dem Siegeszug des Handys ein zunehmendes Nischenprodukt. Die aktuellste Studie zur Verbreitung der Funkgeräte stammt aus dem Jahr 2011 und wurde vom Land Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben. Demnach sind 96 Prozent der polnischen, 74 Prozent der niederländischen Lkw und 65 Prozent der deutschen Lkw mit CB-Funk ausgestattet. Wobei die Tendenz – zumindest hierzulande – eher rückläufig sein dürfte. Und wie oft er noch genutzt wird, darüber gibt es wohl eher keine verlässlichen Zahlen. Mit den Innovationen der Autobahnmeisterei und der Feuerwehr könnte diese vermeintlich überholte Technik nun aber wieder eine Renaissance erleben.

 

Die Technik

Der CB-Funk oder Jedermannsfunk (Englisch: Citizens’ Band Radio). Es handelt sich dabei um einen öffentlichen, kostenfrei nutzbaren Sprech- und Datenfunk mit in Deutschland 80 Kanälen. Die Nutzer haben sich dabei auf bestimmte Funkkanäle geeinigt: Die deutschen Lkw-Fahrer etwa nutzen vor allem den Notfunkkanal 9 in AM (Amplitudenmodulation) oder den Ausweichkanal 19 in FM (Frequenzmodulation). Für die polnischen Fahrer gibt es die Durchsage wiederum auf Kanal 28 und für die tschechischen auf Kanal 10. Das Signal kann bis zu 30 Kilometer weit reichen, von Fahrzeug zu Fahrzeug etwa zehn Kilometer.

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