Streikgefahr steigt: Tarifverhandlung zwischen Verdi, dem VVWL Nordrhein-Westfalen sowie dem Arbeitgeberverband VBU liegen auf Eis. Dritte Verhandlungsrunde erfolglos beendet.
Auch die dritte Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der nordrhein-westfälischen Logistik- und Transportwirtschaft blieb erfolglos. Weitere Verhandlungen sind erstmal nicht vorgesehen. Neue Streiks scheinen durchaus wahrscheinlich.
Arbeitskampf geht in die nächste Runde
Die Tarifverhandlungen Speditionen, Logistik und Kurier-Express-Paket (KEP) NRW sind auch nach der dritten Runde zu keinem Ergebnis gekommen. Im Vorfeld der Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL) sowie dem Arbeitgeberverband für das Verkehrs- und Transportgewerbe im Bergischen Land (VBU) hatten sich ibereits mehr als 1.000 Beschäftigte an ersten Streikmaßnahmen beteiligt. Aufgerufen waren die Beschäftigte aus 25 Betrieben nordrhein-westfälischer Paketdienstleister, Speditionen und Logistikunternehmen. Nun droht ein erneuter Ausstand
Verdi droht mit Ausweitung der Streiks
„Bisher haben die Arbeitgeber uns kein Angebot vorgelegt. Die Beschäftigten sind empört darüber, dass die Arbeitgeberseite darüber hinaus an der Ungleichbehandlung zwischen Angestellten und gewerblich Beschäftigten festhält. Den Gewerblichen wird sogar die Fähigkeit abgesprochen, die eigene berufliche Erfahrung auszubauen und somit zum Erfolg der Branche beizutragen. Auch deshalb erfahren wir großen Zuspruch für unsere Forderungen, der sich in einer hohen Streikbeteiligung ausdrückt“, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Hermann Völlings. „Sollten die Arbeitgeber sich nicht deutlich bewegen, werden wir die Streiks ausweiten.“
Das fordert Verdi von VVWL und VBU
Verdi fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um sechs Prozent, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Für die gewerblich Beschäftigten soll ein neues Lohnsystem in sechs Stufen eingeführt werden. Der Erhöhungsbetrag für jede Stufe beträgt 145 Euro. Die Ausbildungsvergütungen sollen pro Ausbildungsjahr jeweils um 80 Euro angehoben werden. Ausbildungsjahre in der Branche sollen zukünftig bei der Einstufung berücksichtigt werden.
VVWL unterbreitet Vorschlag
Die Arbeitgeberseite wiederum proklamiert für sich, man habe sich „in den Verhandlungen massiv auf die Gewerkschaft zubewegt und der grundsätzlichen Einführung eines Entgeltstufensystems bei den gewerblichen Arbeitnehmern mit insgesamt fünf Stufen zugestimmt und Bereitschaft gezeigt, die Beschäftigungsdauer im Entgeltgruppensystem mit insgesamt bis zu 180 Euro monatlich zu vergüten“. Bei einer Laufzeit von 36 Monaten und „einer den wirtschaftlichen Aussichten angepassten zusätzlichen Erhöhung der Grundvergütung“ habe das Angebot der Arbeitgeberseite einer Erhöhung dvon rund 7,8 Prozent entsprochen.
VVWL bezeichnet Forderungen als unbezahlbar
„Gerade die stufenweise Erhöhung nach Gruppenzugehörigkeit führt in der Spitze zu einer Erhöhung von 38 Prozent. Eine derartige Forderung hat es in der Geschichte der Tarifverhandlungen noch nie gegeben“, sagt Thomas Schulz, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes im VVWL und Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite. Die Gewerkschaft verkenne g die wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen der Branche, nicht zuletzt des Mittelstandes. Weite Teile der Logistik hätten in der Coronakrise hohe Einbußen hinnehmen müssen und eben nicht vom E-Commerce-Boom profitiert.