VDA In Hannover Zukunft erleben

Foto: Nico Hortgen, Alev Atas, Montage: Mannchen

Vertreter großer Unternehmen aus der Nutzfahrzeug-Branche rissen auf Einladung des VDA die Leitthemen der IAA an. Im Fokus stehen Maßnahmen, welche die Transporteffizienz weiter erhöhen können – insbesondere vernetzte Fahrzeuge, effiziente Dieselmotoren und Fahrerassistenzsysteme.

Mehr als 72 Prozent der Güterverkehrsleitung in Europa schultert der Lkw. Und seine Bedeutung wird weiter steigen, das sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) zum Auftakt des Internationalen Presseworkshops im Vorfeld der Internationalen Automobilausttellung (IAA) Nutzfahrzeuge in Frankfurt am Main. Diese Entwicklung könnte die Geschäfte der Fahrzeughersteller und deren Lieferanten weiter ankurbeln. Doch es zeichnet sich beim Fahrzeugabsatz nach Regionen ein uneinheitliches Bild ab. Während der US-amerikanische und der chinesische Markt zu Beginn dieses Jahres deutlich zulegten, entwickelt sich der westeuropäische Markt noch verhalten (plus drei Prozent) und Brasilien muss noch ein Wegstück der anhaltenden Durststrecke bewältigen. "Wir sind nicht über dem Berg", sagte Wissmann.

Lkw-Markt in Deutschland wächst im ersten Quartal um zwölf Prozent

Eine verlässliche Größe bleibt Deutschland. "Die Geschäftsentwicklung hierzulande ist nach wie vor sehr gut", resümierte der VDA-Präsident. Bis Ende Mai verzeichnete der VDA 34.000 verkaufte Nutzfahrzeuge über sechs Tonnen, ein Plus von zwölf Prozent. Auch 88.000 leichte Nutzfahrzeuge wurden neu zugelassen, plus sieben Prozent. Aber auch hier gibt es gewisse Faktoren, die zu bedenken sind. "Am Jahresende hat die anstehende Einführung von Euro 6 für deutliche Vorzieheffekte gesorgt, weil Kunden noch Euro-5-Fahrzeuge beschafft habe". "Im Laufe des Jahres wird sich der Vorzieheffekt aber bemerkbar machen", warnte Wissmann. Übers Jahr betrachtet, werde der Markt nicht ganz so stark wachsen. Sehr erfreulich sei indes das Geschäft mit den Trailern. Sie sind laut Wissmann 14 Prozent im Plus.

Unterm Strich also doch Rückenwind für die IAA, wären da nicht Vorhaben auf bundes- und europapolitischer Ebene. "Natürlich muss der Verkehrsminister sehen, woher er Geld bekommt, um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten", sagte Wissmann. Die Erweiterung der Lkw-Maut sei verständlich. Sie auf Bundesstraßen durch das Wegekostengutachten mehr als doppelt so hoch anzusetzen wie auf Autobahnen, das sei unangemessen und werde in strukturschwachen Gebieten den Transport verteuern, kritisierte er. Wissman rät auf vierstreifigen Bundesstraßen zunächst zu einem Mautsatz, der jenem der Autobahnen entspricht und einer genaueren Analyse bis 2018. Dass bis 2015 endlich die eigene Maut-Klasse für Euro-6-Fahrzeuge kommt, nannte er gut, aber viel zu spät.

Augenmaß bei Fahrzeuglängen gefordert

Zuletzt mahnte Wissmann noch Augenmaß bei den Veränderungen von Fahrzeuglängen und -maßen an und gibt den Kampf um den Lang-Lkw nicht verloren. Allein durch die modulare Kombination ließen sich Effizienz und Umweltfreundlichkeit deutlich verbessern. "Der Feldversuch bestätigt, dass sich 20 Prozent CO2 durch den Lang-Lkw einsparen lassen", argumentierte der Verbandschef. Und es sei dabei zu keinem schwerwiegenden Unfall gekommen. "Beteiligen Sie sich an diesem Versuch!", appellierte Wissmann an die Bundes- und Landespolitik.

Transparenz beim Lkw-Verbrauch schaffen

Wissmann lobte auch, dass die EU Transparenz bei den Lkw-Verbräuchen schaffen will. Die Ausweisung der CO2-Werte sei eine gute Idee, Grenzwerte dagegen nicht angebracht, weil die Transportunternehmer ohnehin mit spitzem Bleistift kalkulierten. Der schwere Lkw sei heute 30 Prozent sparsamer als in den 70er Jahren und der Schadstoff-Ausstoß gleichzeitig um 97 Prozent durch die Euro-Normen reduziert worden. Allein größere Flexibilität bei den Fahrzeugmaßen würden nun noch einen weiteren großen Schub beim Verbrauch ermöglichen. Auch die Aerodynamik könnte so erheblich verbessert werden. Alles in allem also positive Vorzeichen für die IAA. Wissmann resümierte: „Wir sind optimistisch gestimmt, die Anmeldungen fallen erfreulich aus, die Internationalität wächst weiter. Die IAA ist und bleibt die größte Nutzfahrzeugmesse der Welt!

"Transportindustrie ist unendlich wichtig für Volkswirtschaft"

"540 Milliarden Wertschöpfung in der EU durch Transport, 90 Prozent aller Güter werden von Lkw und Transportern befördert. Wir, die Transportbranche, verzahnen die Industriezweige miteinander und leisten damit einen unendlich wichtigen Beitrag für die Volkswirtschaft", sagte Dr. Wolfgang Bernhard, Lkw-Vorstand bei Daimler. "Wir haben die Verbräuche reduziert, auch ohne CO2-Grenzwerte der EU. Und dabei sechs Emissionsstufen verdaut und um 97 Prozent die Schadstoffe verringert. Der Lkw ist jetzt ein Luftreiniger!", erklärte er. Und dabei hätten die Hersteller auch noch Transportkapazität, Sicherheit und Laufleistung erhöht. Zum Dieselmotor gebe es keine Alternative.

Auf den Lorbeeren ausruhen, will sich der Fahrzeughersteller deswegen aber nicht. "Wir sind noch nicht am Ende", erklärte Bernhard. Aber allein Optimierungen an der Zugmaschine würden nicht reichen. Alle Beteiligten müssten sich mühen. "Wir setzen auf die Mitarbeit der Trailerhersteller und der Kraftstoffproduzenten. Bernhard forderte Fortschritte bei der Bereitstellung von Biokraftstoffen der zweiten Generation ein." Auch eine effiziente Verkehrsinfrastruktur gehöre dazu. "Staus müssen vermieden werden", forderte er.

Aktive Sicherheit von Nutzfahrzeugen wichtig

Ein zentrales Anliegen ist Bernhard die Sicherheit von Nutzfahrzeugen. "Wir haben unsere Job" gemacht, erklärte er. Die Transportleistung sei um 15 Prozent geachsen, die Zahl der schweren Verkehrsunfälle sei dabei um 60 Prozent gesunken. Auch brauche der Lkw keine größere Knautschzone, sondern ein Unfall dürfe gar nicht erst eintreten. Die kinetische Energie eines 40-Tonners lasse sich nicht wegknautschen. Fahrerassistenzsysteme würden dazu erheblich beittragen.

Vernetzung ist Thema der Zukunft

Vernetzung wird ein weiteres Thema der Zukunft sein. Lkw sollen nach dem Willen von Bernhard untereinander Staus und Unfälle melden sowie mit dem Kunden kommunizieren. Das werde die Effizienz weiter steigern. Wie genau das funktionieren soll, wird Daimler auf der IAA zeigen.

In die gleiche Kerbe schlug auch MAN-Truck & Bus-Vorstand Anders Nielsen. "Nutzfahrzeuge müssen auf die einzelnen Transportsegmente zugeschnitten werden", erklärte er. Zum anderen müssen die Betriebskosten sinken. Etwa durch ein Fahrzeugkonzept wie den MAN TGX Efficient Line, der mit Hilfe eines optimierten Antriebsstranges und Aerodynamik den Verbrauch wirkungsvoll reduziert. „Wir nehmen unsere Verantwortung wahr und senken weiter den Verbrauch und stärken zugleich die Wirtschaftlichkeit der Flotten unserer Kunden", sagte Nielsen.
 

"Allein angebotsseitig können wir die Herausforderung, CO2-Ausstoß deutlich zu senken, nicht bewältigen. Auch die Politik ist gefordert und die Hersteller der einzelnen Bestandteile eines Lkw müssen Hand in Hand arbeiten", fasste VDA-Geschäftsführer Dr. Kay Lindemann den Tag zusammen. Womöglich sind die ersten Ergebnisse solcher Bemühungen schon  auf der IAA Ende September zu sehen.

Wie ökologisch kann Transport sein?

"Wie wird der Straßenverkehr effizient und ökologisch?", lautete das Thema einer Podiumsdiskussion unter Einbeziehung der Lkw-Hersteller, Politik und Transportunternehmen. Transportkette optimieren, Komodalität zwischen Verkehrsträgern und saubere Antriebstechnologien fördern, das forderte Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, die den Grünen verbunden ist. Den Straßentransport komplett auf die Schiene zu verlagern, das sei natürlich nicht möglich. Aber die Elektromobilität müsse gerade in der Stadtlogistik mehr genutzt werden, forderte Fücks. Ulrich Schöpker, Vertriebsvorstand von Schmitz Cargobull, klärte auf, dass alle Auflieger heute bahntauglich seien. Aber der Transport auf der Schiene sei viel zu langsam, noch dazu gibt es keine Bahnanschlüsse bei vielen Adressaten. Nur bei zeitunkritischen Transporten über langen Strecken sei die Schiene also sinnvoll und würde auch verwendet. "Wir können die Nachteile der Bahn nicht in unseren Logistikprozessen berücksichtigen oder gar kompensieren, das würden die Kunden nicht akzeptieren", erwiderte Amadou Diallo, CEO von DHL Freight. "Lasst uns den einfachen Schritt als erstes tun", argumentierte Anders Nielsen. "Warum nicht den Lang-Lkw grundsätzlich einführen, damit ist es ein leichtes, die CO2-Emissionen zu verringern", sagte er. Die aerodynamischen Konzepte der vergangenen IAA dagegen seien leider noch nicht vollumfänglich tauglich und auch nur für den Fernverkehr geeignet, erklärte Schöpker. Auch seien noch zahlreiche Potenziale im Bereich Leichtbau und Reifen nicht geborgen. Die Truck-Hersteller hätten ihre Hausaufgaben schon gemacht, sagte Bernhard. Der Trailer dagegen besitze noch eine ungünstige Kastenform. Auch würden 50 Zentimeter zusätzlicher Bauraum für Windleitsysteme am Trailerheck nun durch die EU ermöglicht, wenn auch 1,3 Meter noch mehr möglich machen würden. Hier müssten die Trailerhersteller ansetzen. Aber auch er wies darauf hin, dass der Lang-Lkw das beste Mittel sei. "Hier gehen Ökonomie und Ökologie Hand in Hand", sagte er. Die skandinavischen Länder würden es vorleben. Diallo wies darauf hin, dass der deutsche Feldversuch vor allem daran kranke, dass nicht alle Regionen zu befahren sind. Versöhnliche Töne von Fücks. "Nicht alle Grünen sind gegen den Lkw. Man muss aber verstehen, dass die Gesellschaft oft Angst vor Veränderungen hat", sagte Fücks. Er jedenfalls sei nicht dagegen. Man müsse alles tun, um das heutige System zu optimieren.

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