Was belastet Lkw-Fahrer am meisten? Woher kommt der Stress? Damit hat sich Maximilian David von der RWTH Aachen beschäftigt. In Sendung 58 von FERNFAHRER LIVE diskutieren wir die Ergebnisse seiner Studie.
Genau 1.165 Fahrerinnen und Fahrer haben an der Umfrage von Maximilian David, Student der RWTH in Aachen, teilgenommen. Probleme mit der Parkplatzsuche und der Gesundheit stehen neben mangelnder Wertschätzung ganz oben. Über die Auswertung diskutieren wir in der 58. Sendung von FERNFAHRER LIVE.
Bereits Ende März fragte Maximilian David, Student des Verkehrsingenieurswesens an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen, mit Unterstützung des ETM Verlages im Rahmen seiner Masterarbeit nach der Belastung der Berufskraftfahrer in Deutschland. Am 26. April war Deadline. „Genau 1.165 Fahrerinnen und Fahrer haben sich daran beteiligt“, freut sich David im Trailer zur 58. Sendung von FERNFAHRER LIVE am 6. Mai. Dort wird er mit weiteren Gästen die Auswertung der insgesamt 28 Fragen aus der Umfrage besprechen.
Fehlende Parkmöglichkeiten, Ausländische Konkurrenz
„Wie stark beeinflussen Ihrer Meinung nach, aktuell und zukünftig, folgende Zustände Ihr Stressempfinden“, lautete eine Frage. Die Antwort ist eindeutig. Die größte Belastung sind fehlende Park- und Rastmöglichkeiten, gefolgt von der Anzahl der Baustellen und der steigenden Anzahl der ausländischen Konkurrenz. „Externe Kontrollen durch das BAG und die Polizei sowie die moderne Fahrzeugtechnik sind hingegen eher weniger ein Problem“, so David. In körperlicher Hinsicht werden die Be- und Entladevorgänge mit einem Wert von 3,23 als größte Belastung beschrieben. Auf der Skala entspricht dies laut David 'weder noch'. „Es kann also darauf geschlossen werden, dass die körperlichen Tätigkeiten aus subjektiver Sicht nicht wirklich negativ angesehen werden.“
Rückenprobleme an der Spitze
Bei den Fragen zu den häufigsten Erkrankungen der Fahrerinnen und Fahrer liegen Rückenbeschwerden weit vorne. Rund 72 Prozent der Fahrer gaben an, diesbezüglich berufsbedingt schon einmal Probleme gehabt zu haben. Das entspricht in etwa auch dem Fehlzeitenreport der AOK und der bereits 2008 erschienenen Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua). Demnach sind die wichtigsten Ursachen für die Belastung der Lkw-Fahrer schon lange bekannt: Es sind unter anderem langes Sitzen und Bewegungsarmut, ungünstige Arbeitszeiten, soziale Isolation, Stress durch Zeitdruck, Ermüdung durch Monotonie und immer wieder die falsche Ernährung.
„Nur 13 Prozent der Teilnehmer der Umfrage haben keine Probleme mit denen im Fragebogen aufgeführten Erkrankungen wie Rücken- und Bandscheibenbeschwerden, Schlafapnoe, Schlafstörungen, Herz- und Kreislaufprobleme, Depressionen, starkes Übergewicht und Magenbeschwerden gehabt“, sagt David. Das ist auch der Grund, dass sich FERNFAHRER ab der Ausgabe 6, die für Abonnenten ebenfalls bereits am 6. Mai erscheint, ausgiebig mit dem Thema der offenbar angeschlagenen Gesundheit der Fahrerinnen und Fahrer beschäftigt und mit dem Projekt „Hannas Diagnose“ jeden letzten Mittwoch im Monat eine Aufklärungskampagne beginnt.
Erstes Fazit
Und so zieht David vorab ein erstes Fazit: „Letztendlich sind die Fahrer der Meinung, dass vor allem ruhigere und mehr Parkmöglichkeiten zur Reduzierung der Verkehrsunfälle beitragen können.“ Anhand der geringen Standardabweichung der Daten ist zu erkennen, dass sich die Fahrer in diesem Punkt sehr einig sind. Aber auch vorgeschriebene Fahrzeugtechnik und stärkere Kontrollen im Güterverkehr werden als zielführend angesehen. „Das stimmt mit der Aussage überein, dass Kontrollen nicht unbedingt als unangenehm empfunden werden, sondern von Fahrern akzeptiert werden.“
In der Tat. Auch wenn immer wieder Meldungen über zum Teil massive Verstöße von in- und ausländischen Lkw-Fahrern auf deutschen Autobahnen vor allem in den sozialen Medien auftauchen, so gilt es doch als gesichert, dass sich der überwiegende Teil der deutschen Fahrer an die gesetzlichen Vorgaben hält. Das bestätigt auch Polizeihauptkommissar Tom Fiala von der Autobahnpolizei Köln, der dies unter anderem der Einführung des digitalen Tachos zuschreibt. „Doch am meisten hat mich überrascht, dass die Fahrer zur Erleichterung ihres Berufes zwischenmenschliche Aspekte, wie das Verständnis anderer Verkehrsteilnehmer und eine größere Anerkennung des Berufes in der Gesellschaft, geschlossen eher befürworten, als infrastrukturelle oder ablaufbezogene Merkmale“, so David. So bietet die Umfrage auch eine gute Möglichkeit für das Transportgewerbe, sich allein auf Grund des demografischen Wandels, bei dem die deutschen Lkw-Fahrer immer älter werden, langfristige Lösungen zu überlegen, damit der weiter zunehmende Wettbewerb nicht sprichwörtlich auf dem Rücken der Fahrer ausgetragen wird.