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Studie des Internationalen Transport Forums Weniger Sicherheit durch selbstfahrende Lkw

autonome Scania Kipper Foto: Michael Kern

Automatisierte Fahrzeuge können die Straßen unsicherer machen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Internationalen Transport Forums, die in Leipzig vorgestellt wurde.

Wenn sich Roboter und Mensch die Verantwortung für die Kontrolle über ein Fahrzeug teilten, führe das zu noch komplexeren Entscheidungen als bisher. "Die unbeabsichtigte Folge könnte sein, dass Autofahren anstatt sicherer weniger sicher wird", stellen die Forscher fest. Vorrangig in Situationen, in denen der Mensch die Kontrolle vom Computer übernehme, könne es vermehrt zu Unfällen kommen – dies insbesondere, wenn es sich um einen "durchschnittlichen" und an sich risikoscheuen Fahrer handele. Solche Situationen müssten so weit wie möglich vermieden werden.

Es sei eine unbewiesene Behauptung, dass automatisierte Fahrzeuge mehr als 90 Prozent aller tödlichen Unfälle verhindern könnten, die auf menschliches Versagen zurückzuführen sind, betonte Philippe Crist, einer der Autoren der Untersuchung. "Ist automatisiertes Fahren sicherer – wir wissen es nicht", sagte er. Der Mangel an Erfahrung und Daten erschwere die Bewertung, wie sicher automatisiertes Fahren wirklich sei. Außerdem fehle für eine Beurteilung ein gemeinsames Regelwerk, und jede neue Software könne die Grundlagen verändern. Beim teilweise selbständigen Fahren bleibe der Mensch der Automatik in vielen Situationen überlegen.

Anfällig für Cyber-Attacken

Vollständig autonomes Fahren dagegen könnte die Zahl schwerer Unfälle deutlich senken. Hierfür müssten Fahrzeuge aber mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet und in der Lage sein untereinander und mit der Infrastruktur zu kommunizieren. Das wiederum könnte sie anfällig für Cyber-Attacken machen. Deshalb warnt der Experte: "Die Vermeidung von Unfällen sollte niemals allein davon abhängen, ob Zugang zum Netz oder externen Kommunikationskanälen besteht." Wann immer man ein System öffne, eröffne man auch Möglichkeiten für Gefahren.

Als problematisch wurde eingestuft, dass es unter den Staaten und Herstellern ein Wettrennen gebe, wer als erstes automatisierte Fahrzeuge auf seinen Straßen zulasse. Grundsätzlich müsse Sicherheit das höchste Ziel sein, sagte Crist. Die relative Sicherheit von Fahrzeugen sollte nicht als Mittel im Wettbewerb eingesetzt werden. "Der gesetzliche Rahmen müsse das maximal erreichbare Sicherheitsniveau beschreiben, welches die Hersteller als Voraussetzung für eine Straßenzulassung ihrer Fahrzeuge zu garantieren haben", heißt es in der Untersuchung. Grundsätzlich sei Automatisierung nicht die einzige Antwort für einen sichereren Verkehr. "Wir haben viele andere Möglichkeiten, die bereits getestet sind und angewandt werden sollten", betonte Crist.

Empfohlen wird:

  • autonome Fahrzeuge dazu zu verpflichten, sicherheitsrelevante Daten zu übermitteln;
  • ein System von gestaffelten Praxistests für selbstfahrende Autos zu schaffen;
  • Grundsätze für Cyber-Sicherheit zu erarbeiten;
  • Die Öffentlichkeit klar und gezielt über die Fähigkeiten automatisierter Fahrzeuge zu informieren.

Der Bericht "Safer Roads with Autonomous Vehicles?" wurde vom Corporate Partnership Board des Internationalen Transport Forums angeregt und unterstützt. Beteiligt waren die Unternehmen Abertis, Alstom, Anheuser-Busch InBev, Brisa, Ford, Here, Inrix, Kapsch TrafficCom, NXP, PTV Group, RATP Group, Renault-Nissan Alliance, Siemens, SNCF (Keolis), Toyota, Transdev, Uber, Volvo Car Corporation, Volvo Group.

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